Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
Familie braucht ihr hohes Ansehen. Die Gesellschaft des HETAERIA MAGI funktioniert nun mal so. Die Gemeinschaft des Ordens würde uns sonst ausschließen und ihr wisst, was das bedeutet.“
Valerian hob die Brauen.
„Tun wir?“
„Ja, tun wir“, murmelte Linda.
„Ich versteh’s aber nicht“, beharrte der Unsterbliche.
Cendrick, der von den Zirkelmitgliedern Verständnis witterte, fuhr bereitwillig fort: „Der HETAERIA MAGI ist stark hierarchisch strukturiert. Meine Familie bekleidet einen sehr hohen Rang. Das ist für uns von Vorteil, bedeutet aber auch, dass von uns viel erwartet wird, sonst verlieren wir unsere Stellung. Und das betrifft nicht nur den Orden, sondern auch unser soziales Umfeld. Es hätte sogar Auswirkungen auf beruflicher Ebene. Mein Vater könnte seine Arbeit verlieren – ohne Chance, irgendwo je wieder unterzukommen. Wir hätten nichts mehr.“
Valerian sah den ernsten Zwilling entgeistert an.
„Du meine Güte! Das ist ja wie im Mittelalter!“, beschwerte er sich.
„Nein, es ist schlimmer, denn wir wissen, dass wir ein Recht auf mehr hätten“, gab Cendrick indigniert zurück.
„Schön, schön. Wir heulen alle eine Runde für dich mit. Doch anstatt zu jammern, solltest du uns besser helfen. Wir müssen nämlich heute Abend einen Bösewicht aufmischen“, unterbrach Tamara gefühllos.
Recht so. Er soll sich ruhig nützlich machen.
„Worum geht es?“, wollte der Magier wissen.
„Um jemanden, der auf Friedhöfen herumläuft und die Toten ruft“, sagte sie.
„Oh …“, erklang es wenig begeistert von Cendrick.
„Genau. Ganz genau sogar“, lächelte Tamara grimmig.
Kapitel 23
Kommt man eigentlich in die Hölle, wenn man in einen Friedhof einbricht?“
Linda warf Valerian einen düsteren Blick zu.
„Ich will bloß auf Nummer sicher gehen …“, verteidigte sich der Unsterbliche.
„Wir brechen nicht ein, wir gehen ganz normal rein“, entgegnete Tamara.
„Aber Tammi-Schatz, wir wissen doch beide, dass wir dort bedeutend länger bleiben werden, als es erlaubt ist. Schließlich kommt der Knilch nachts“, argumentierte Valerian.
Die sieben standen vereint in der S-Bahn und fuhren Richtung Berlin-Lankwitz. Sie hatten in Cromwell keine Zeit verschwenden wollen, deshalb nahmen sie erst jetzt die Gelegenheit wahr, ihr Vorgehen zu besprechen.
„Es ist für eine gute Sache“, hielt Linda dagegen.
„Valerian hat recht. Nachts sind Besuche auf den Friedhöfen nicht gestattet“, schaltete sich Graciano ein.
„Der Kerl fragt doch auch keinen, ob es erlaubt ist, in der Nacht auf Friedhöfen herumzugeistern. Wir sind hier die Guten! Wir wollen ihn aufhalten!“, brauste die WICCA auf.
„Schscht! Leiser!“, ermahnte Linda.
„Ist doch wahr“, murrte Tamara.
„Trotzdem … Ich habe kein gutes Gefühl dabei“, seufzte der Wächter.
„Dann ignoriere es!“, entgegnete sie trocken.
Graciano lächelte matt.
„Wozu haben wir ein schlechtes Gewissen, wenn nicht dazu, um uns vor Fehlern zu bewahren?“, gab er zu bedenken.
Tamara verdrehte die Augen.
„Oh Mann, du hast genug schlaue Sprüche für ’ne eigene Religion“, beschwerte sie sich.
„Könnt ihr mal aufhören zu streiten?“
„Wir streiten nicht, wir diskutieren“, beharrte Graciano entschieden.
„Wo ist der Unterschied?“, wollte Flint wissen.
„Der Unterschied besteht darin, dass ein Streit – im Gegensatz zu einer Diskussion – eine aggressive Auseinandersetzung zwischen zwei Parteien ist.“
„Nicht zwangsläufig.“
„Soviel ich weiß, heißt Streit, dass zwei oder mehr Parteien sich uneinig sind. Mehr nicht“, meldet sich Valerian zu Wort.
„Und was ist dann eine Diskussion?“
„Ein Zwiegespräch.“
Flint runzelte die Stirn und fragte erneut: „Wo ist da bitte der Unterschied?“
„Bei einer Diskussion sollte gegenseitiger Respekt vorherrschen.“
„Und bei einem Streit nicht?“, erkundigte sich Graciano.
Valerian warf ihm einen schrägen Blick zu.
„Wann hast du dich das letzte Mal respektvoll mit jemandem gestritten?“
„Ich streite mich nie“, gab der Wächter lächelnd zurück.
„Du vielleicht nicht, aber die Hexe schon“, mischte sich Cendrick ein.
„Wie dem auch sei – ihr benehmt euch zu auffällig. Wir sind hier schließlich nicht alleine, also spart euch das für den Moment“, ermahnte Linda sie leise.
Tamara verzog herablassend das Gesicht und wandte sich an Cendricks Schwester.
„Kein Wunder, dass du immer so blass bist. Wenn ich dazu
Weitere Kostenlose Bücher