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Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Titel: Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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feststellen. Von dem Unsterblichen hörte man ein Stöhnen nach dem unsanften Aufprall, dann blieb er regungslos liegen. Diesmal zog Linda energischer an ihrem Arm und schon hatte sie sich befreit. Stolpernd und tastend eilte sie auf Valerian zu. Tränen rannen über ihre Wangen.
    „Valerian?“, hauchte sie ängstlich mit erstickter Stimme.
    Sie klang so verzweifelt, dass es Flint in der Seele wehtat. Es war schrecklich, wenn jemand zu Schaden kam, den man seinen Freund nannte. Doch wie viel schrecklicher musste es sein, wenn jemand verletzt war, den man liebte.
    Den man liebt …
    Sein Blick suchte den Katharinas – und schon war es wieder da: dieses merkwürdige Gefühl, das er nicht zu deuten vermochte. Aber diesmal war es intensiver. Und es tat weh. Eine Sehnsucht überkam ihn, dass es schmerzte, doch er konnte es sich nicht erklären.
    Was ist los mit mir?
    Vor lauter Gefühlschaos hatte er nicht bemerkt, dass er das Medium nun schon eine halbe Minute lang ununterbrochen anstarrte. Seine Augen glitten immer wieder über ihre Züge und er wurde sich nicht bewusst, dass er sie in diesem Augenblick zum ersten Mal so sah wie alle anderen. Frei von dem Fluch, der ihm ihren bevorstehenden Tod vor Augen hielt.
    Doch in dem Moment, da er es realisierte, kamen die schemenhaften Bilder des Grauens zu ihm zurück und er blickte schnell zu Boden. Wäre er nicht so sehr in seinen Emotionen verstrickt gewesen, dann hätte er womöglich bemerkt, wie wütend und gleichermaßen erschrocken sie aussah. Vermutlich hätte es ihn stutzig gemacht.
    Tamara, weit unbesorgter, was den Zustand Valerians anging, hatte sich den ehemals untoten Überresten des Zombies zugewandt. Die Knochen lagen einzeln verstreut herum.
    Sie sah zu Cendrick.
    „Nicht schlecht, Blondie, das muss ich zugeben. So was erwartet man gar nicht von dir.“
    Er schenkte ihr ein einschmeichelndes Prince-Charming-Lächeln.
    „Tamara, meine Liebe, nur du schaffst es so vorzüglich, eine Anerkennung mit einer Beleidigung zu kombinieren.“
    Sie schmunzelte.
    „Ja, ich bin verdammt gut darin.“
    Graciano hatte sich indessen neben Valerian niedergekniet und machte sich nun daran, mit einem Taschenmesser dessen Oberteil aufzuschneiden, um die Wunden an der Seite und in den Schultern freizulegen. Es war gut, dass Linda nichts sehen konnte, denn der Anblick wäre mit Sicherheit zu viel für ihr zartes Gemüt gewesen. An der Schulter war das Fleisch zuerst nach innen gedrückt und dann nach außen gerissen worden. Das Ergebnis war sowohl schmerzhaft als auch abscheulich anzusehen. An seiner Seite klaffte eine offene Wunde und Flint meinte, in all dem dunklen Blut etwas Helles schimmern zu sehen.
    Oh nein, das ist doch kein Knochen, oder? Was gibt es an der Stelle für Knochen? Die Rippen? Das können doch nicht die Rippen sein, oder?
    Er warf Graciano einen fragenden Blick zu, doch dieser hatte die Hände zum Gebet gefaltet und begann, sich darin zu vertiefen.
    Wie kann er jetzt beten? Ich dachte, er leistet Erste Hilfe! Er kann ihn doch nicht einfach weiterbluten lassen!
    Valerian hatte das Bewusstsein verloren.
    Der Glückliche!
    Auf dem Friedhof war es still geworden. Tamara und Cendrick hantierten mit etwas, was er nicht erkennen konnte. Linda kniete neben Valerian und schluchzte leise. Graciano kniete ebenfalls schweigend da und Katharina hatte sich zu Flint gesellt. Beide starrten fassungslos auf Valerian hinab. Je dunkler die Erde sich um ihn herum färbte, desto bleicher wurde sein Gesicht.
    Wie viel Blut hat er wohl schon verloren? Warum tut denn niemand was? Wie können die zwei an diesem Zombie herumdoktern, während Valerian hier langsam, aber sicher stirbt?
    Der Drang nach Aktivität überkam den Geisterseher.
    Ich muss etwas tun! Ich muss ihm helfen! Ich habe keine Ahnung, was ich machen muss, aber so einen Stoffstreifen kriege ich schon noch auf seine Wunde gepresst.
    Er wollte sich bereits in Bewegung setzen, als Cat ihn sanft am Arm zurückhielt. Sie hatte seine Unruhe gespürt. Als er ihr einen fragenden Blick zuwarf, schüttelte sie langsam den Kopf. Ihre Augen waren voller Verständnis und doch wollte sie ihn von seinem Vorhaben abbringen. Hab Vertrauen , sagte ihr Blick.
    Leichter gesagt als getan …
    Flint atmete tief durch und versuchte dabei so viel Anspannung wie möglich loszuwerden. Er sah von Valerian weg, denn der Anblick war ihm unerträglich. Seine Augen schlossen sich für einen Moment, doch dann verfolgten ihn die schlimmen Bilder.

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