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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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sich schnell nach vorne drehte.
    „Äh … ’tschuldigung, Herr Professor, mir ist nur aufgefallen, dass Katharina fehlt.“
    Nun hob sich Lichtenfels’ rechte Augenbraue.
    „Meine Güte! Hätte ich geahnt, in welch seelische Qualen Sie die Unpässlichkeit einer Kommilitonin stürzt, ich hätte Sie persönlich vor Beginn des Kurses über ihre Abwesenheit informiert.“
    Der schneidende Sarkasmus konnte zwei Dinge nicht verhehlen: Erstens: Mit Katharina stimmte etwas nicht.
    Vielleicht ist sie ja krank?
    Zweitens: Lichtenfels hatte vor Kursbeginn davon erfahren.
    Seufzend verzog Valerian das Gesicht.
    Ja, ja, immer diese Nervensäge. Was soll’s? Dann geduldest du dich eben, bis du sie wegen Mytsereu ausquetschen kannst. So ein Mist aber auch!
    Die Mittagspause war – wie immer – für seinen Geschmack viel zu kurz. Sie reichte gerade mal für einen zweiten Nachschlag beim Essen und einen Nachtischklau bei Flint.
    Der Nachmittag zog sich quälend in die Länge. Als sie das Abendessen hinter sich gebracht hatten, musste sich Valerian abreagieren. Also beschloss er, in den Fitnessraum zu gehen und an seinem „Sixpack“ – ein neuer Spitzname, den er in einem Anflug von Größenwahn seinem Bauch gegeben hatte – zu arbeiten.
    Als Valerian wieder sein Zimmer betrat, war Flint schon da. Er saß auf dem Boden, die Beine im Schneidersitz, die Hände locker darauf, so, wie sie es in der Meditation gelernt hatten.
    Er ist wohl so begeistert von der Dozentin, dass er bis zur nächsten Stunde kräftig üben will , dachte Valerian grinsend.
    Plötzlich hob Flint den Kopf und sah ihn an. Ein vages Lächeln huschte über sein Antlitz.
    Der Unsterbliche hielt in der Bewegung inne. Ein Flint, der ihm direkt ins Gesicht sah und dabei lächelte? Was stimmte bei diesem Bild nicht?
    Es dauerte einen Augenblick, bis es ihm auffiel: Flint sieht dich an!
    Das war das erste Mal. Und es war ein merkwürdiges Gefühl. Er hatte sich so an den Anblick seines Haarschopfes gewöhnt …
    Ein lächelnder Flint hatte auf ihn genau dieselbe Wirkung wie eine lächelnde Tante Edith. Es war das Gefühl, das man hatte, wenn man zu lange in der Badewanne liegen blieb und das eigentlich warme Wasser inzwischen unangenehm kühl geworden war. Wie ein nasser Waschlappen im Gesicht. Wie barfuß im Schnee zu stehen. Es war einfach falsch. Dieses komische Lächeln sollte besser schnell verschwinden. Er würde schon dafür sorgen.
    „Äh … Flint?“
    „Ja?“
    Die Stimme des Geistersehers war klar und zum ersten Mal deutlich hörbar. Sie klang sogar recht gut.
    Gruselig! Weg damit!
    „Sag mal, hast du was geraucht?“
    Valerian bemühte sich um einen besonders herablassenden Tonfall.
    Leider hatte sein dummer Spruch nicht die gewünschte Wirkung. Flint fing an zu lachen.
    Meine Güte! Der Typ ist ja doch ein Mensch … Das hat ja gerade noch gefehlt.
    „Nein, hab ich nicht, aber ich fühle mich so.“
    Flint ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, als sehe er alles zum ersten Mal. Er zeigte die Neugierde eines Kleinkindes.
    Absolut nervtötend …
    „Äh … ja … Wenn man dir sonst noch irgendwie helfen kann, sag einfach Bescheid.“
    Valerian wusste nicht warum, aber er hatte irgendwie immer das Bedürfnis, auf Flint herumzuhacken.
    In diesem Moment vollzog sich eine Veränderung in Flints Blick. Seine Züge verfinsterten sich plötzlich und sein Kopf sowie die Schultern sackten nach unten.
    „Es hält nicht an …“, erwiderte er enttäuscht.
    Flints Stimme war erneut auf das gleichmütig-deprimierte Level gesunken, das man von ihm kannte. Valerian atmete innerlich auf. Er hatte zwar keine Ahnung, wovon der andere sprach, doch eines hatte er begriffen: Flint war wieder normal. Da Linda jedoch jeden Moment vorbeikommen konnte, um Valerian abzuholen, wollte er den anderen nicht in diesem mitleiderregenden Zustand alleine lassen.
    Wer weiß, womöglich würde sie sonst vorschlagen, hierzubleiben und Flint Gesellschaft zu leisten.
    „Tja … schätze, du musst weiter üben, was?“, versuchte er es in einem betont lässigen Tonfall.
    Flint nickte. Selbst auf der anderen Seite des Raumes wirkte es noch deprimiert. Es war zum Haareraufen! Leicht genervt durchquerte Valerian das Zimmer. „Was soll’s? Dann schaffst du dieses Meditationsdings eben nicht beim ersten Mal. Wir sind hier vier Jahre. Bis dahin wirst du es schon packen, hm?!“
    Diesmal bemühte er sich, aufmunternd zu klingen. Er war sehr schlecht darin.
    Flint zeigte keine

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