Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
Sorge um seine kranke Schwester. Was fürchtet er so? Was macht ihn so unsicher?
„Was willst du?“, rief er barsch in ihre Richtung.
„Sehen, wie es deiner Schwester geht.“
„Sie ist krank und niemand darf sie stören. Sie braucht Ruhe!“
„Was genau hat sie denn? Vielleicht kann ich helfen …“
„Ach ja? Bist du auf einmal eine Heilerin? Kümmere dich um deinen Kram! Wir haben hier alles unter Kontrolle!“
Linda wusste nicht, was sie denken sollte. Misstrauen und Verzweiflung hatten sich in seine Aura geschlichen. Die leuchtenden Farben wurden trüber und trüber. Ratlos sah sie bei dieser Veränderung zu. Sie hatte doch eigentlich nur das Beste für ihn und seine Schwester gewollt …
„Tut mir leid. Ich will dich nicht nerven, aber mir liegt deine Schwester auch am Herzen. Wenn ich etwas für sie tun könnte, dann würde ich es gerne machen.“
Cendrick schwieg. Noch immer hielt seine Hand den Türgriff umschlossen. Er schien nachzudenken. Die dunklen Schleier lichteten sich etwas und sein Zorn verschwand. Schließlich schüttelte er langsam den Kopf.
„Tut mir leid. Du kannst nichts tun. Trotzdem danke für das Angebot.“
Damit war er auch schon im Inneren des Raumes verschwunden und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
Kapitel 26
Unzufrieden gesellte sich Linda beim Mittagessen zu den anderen. Cendrick tauchte erst gegen Ende der Pause im Speisesaal auf. Den Freunden entging seine verspätete Anwesenheit nicht. Bei genauerem Hinsehen konnte man entdecken, wie mitgenommen das blonde Supermodel aussah. Blasser als sonst und ziemlich übernächtigt. Das Auffälligste war jedoch, dass man ihn in letzter Zeit immer alleine sah. Seine Gang begleitete ihn nicht mehr. Ob er ihrer überdrüssig geworden war?
Ein gewöhnlicher Beobachter hätte vermuten können, dass ihm die Krankheit seiner Schwester sehr naheging. Doch Linda war sich sicher, dass ihr Verschwinden andere Gründe haben musste. Eine gewöhnliche Erkältung Katharinas hätte Cendrick nicht den Schlaf geraubt. Und warum war die Magierin nicht im Krankenzimmer gewesen? Vielleicht war es sogar etwas richtig Ernstes? Wäre Katharina dann in einem Krankenhaus nicht viel besser untergebracht?
Linda hielt sich eigentlich nicht für neugierig, aber jetzt ertappte sie sich immer öfter dabei, wie sie über Cendrick und seine vermisste Schwester grübelte.
Moment! Wieso habe ich gerade „vermisst“ gedacht? Sie ist doch krank, oder?
Linda sinnierte stirnrunzelnd darüber. Was genau hatte Cendrick über Cat gesagt? War überhaupt das Wort „krank“ gefallen?
Er hatte sie gefragt, ob sie eine Heilerin sei. Heiler waren Magiebegabte, die mit Essenz heilen konnten. Warum fragte er nicht, ob sie eine Ärztin oder Krankenschwester war? Heiler benötigte man bei alltäglichen Krankheiten oder Unfällen in der Regel nicht.
Vielleicht hat sie etwas ganz anderes?
Vielleicht wurde sie tatsächlich vermisst? Womöglich war sie abgehauen? Doch wohin?
Mit einem hatte Cendrick natürlich Recht: Es war ganz und gar nicht ihre Sache. Das war schon immer ihr Problem gewesen. Sie machte sich zu schnell Sorgen um andere und wollte am liebsten deren Probleme für sie lösen. Ihr Bruder ließ keine Gelegenheit aus, sich darüber lustig zu machen und sie damit aufzuziehen. Das ärgerte sie zwar, aber streng genommen hatte er Recht. Eigentlich wäre es viel besser, wenn sie sich nur noch um sich selbst Gedanken machte und die anderen einfach in Ruhe ließe. Eigentlich …
Aber mir ist jetzt schon klar, dass ich keine Ruhe finde, bis ich nicht weiß, was da los ist. Also bekomme ich es lieber gleich raus!
Sie erhob sich und fragte Flint, ob er ihr Tablett wegbringen könne. Dann ging sie Cendrick hinterher, der den Speisesaal schon wieder verließ.
Linda entdeckte noch den Anflug von Verwunderung über ihr hastiges Aufbrechen bei den anderen, als sie auch schon um die Ecke bog. Cendrick erklomm gerade die Stufen zur ersten Etage. Leise folgte sie dem Schein seiner Aura. Sie vermutete, dass er sich wieder zu Katharinas Zimmer begeben würde – und so war es auch. Diesmal wollte sie mehr erfahren!
Linda hatte Glück: Cendrick entdeckte nicht, dass er verfolgt wurde. Er betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich – vergaß jedoch, abzuschließen. Da die Seherin nicht heimlich an der Tür lauschen wollte, nahm sie sich vor, mutig zu sein und direkt einzutreten.
Sie griff nach der Klinke.
„Was tust du da?“
Linda zuckte zusammen und fuhr
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