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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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meine Güte! Das hieße ja …
    Linda sah sich unter ihren Freunden um. Flint und Graciano dämmerte wohl die gleiche Erkenntnis, die sie wie ein Hammerschlag getroffen hatte. Nur Valerian glänzte – wie immer bei solchen Dingen – mit Ahnungslosigkeit. Doch sie musste Recht haben. Cendricks Aura zeigte tiefe Scham und Unwohlsein.
    Sie mussten alle ziemlich betreten aus der Wäsche geschaut zu haben, denn irgendwann fragte Valerian ungeduldig: „Ja, und? Was habe ich jetzt schon wieder verpasst? Könnt ihr nicht mal in aller Deutlichkeit das sagen, was ihr ausdrücken wollt? Muss man denn immer bei euch nachhaken? Kein Wunder, dass ich mich ständig aufrege, wenn ihr immer …“
    „Valerian!“, unterbrach ihn Linda.
    Ihr Tonfall enthielt eine besondere Note, die ihn sofort verstummen ließ.
    „Die Mitglieder des Hetaeria Magi besitzen nicht die Fähigkeit, Visionen zu empfangen.“
    „Und? Cat wohl schon. Wo ist das Problem?“
    Cendrick schwieg und hatte sich von der Gruppe abgewandt. Er tat Linda schrecklich leid.
    Sie senkte ihre Stimme, ehe sie weitersprach: „Die Mitglieder eines Ordens bestimmen sich nicht aus den Angehörigen einer Familie. Du bist also nicht zwangsläufig im selben Orden wie deine Eltern. In einen Orden kommen nur diejenigen, welche die entsprechenden magischen Begabungen mitbringen. Der Hetaeria Magi hat keine Mitglieder, die Visionen haben, ganz einfach deshalb, weil alle mit den Gaben eines Mediums im Sapientia Oracularum sind. In meinem Orden, Valerian.“
    Sie blickte ihn ungebrochen ernst an, um den tiefen Sinn ihrer Worte zu unterstreichen. Leider hatte das so gar keine Wirkung auf den Unsterblichen. Vielleicht war er auch einfach nicht empathisch genug.
    „Dann gehört sie eben zum Seherorden. Wo ist das Problem?“
    Ein resigniertes Seufzen ging durch den Raum. Manchmal wusste Linda nicht, ob sie weinen oder lachen sollte, wenn sie mit Valerians Begriffsstutzigkeit umgehen musste. In der Regel erklärte sie ihm gerne alles genau, doch jetzt hatte sie das Gefühl, dass jedes weitere Wort von ihr Cendricks Schmach verschlimmerte.
    Graciano erlöste sie von ihrer unangenehmen Aufgabe: „Alte Familien wie die van Gentens rühmen sich, dass sie schon seit vielen Generationen immer nur die Mitglieder ein und desselben Ordens hervorgebracht haben. Gerade die Hetaeria Magi – sorry, Cendrick, aber so ist es – sehen die anderen Orden als minderwertig an. Will heißen: Wenn Katharina eine Seherin ist, dann gilt sie für die anderen Familienangehörigen nicht als gleichwertig. Dieser alten Hetaeria-Magi-Familie wurde ein Zacken aus der Krone gebrochen.“
    Cendrick wandte sich wütend an den jungen Wächter: „Meine Schwester zählt für meine Familie genau wie jedes andere Mitglied! Meine Eltern vergöttern sie, obwohl sie von ihrer … Andersartigkeit … wissen. Also halt besser deine Klappe oder ich muss sie dir neu justieren!“
    „Tut mir leid“, entgegnete Graciano verlegen. „Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass viele Hetaeria Magi Snobs sind und schlecht über deine Familie reden werden, wenn herauskommt, dass sie nicht nur ‚reine‘ Magier hervorgebracht haben.“
    Cendricks Kopf sackte nach unten. Mit seinen Worten hatte Graciano genau ins Schwarze getroffen. Heimlich dachte Linda ja ebenfalls, dass die Magier Snobs waren. Diejenigen vom Hetaeria Magi ganz besonders. Cendricks Bemühen, Katharinas Zustand geheim zu halten und keine Hilfe zu holen, obwohl es so ernst um sie stand, zeigte ihr, dass es sich genauso mit den van Gentens verhielt. Sie waren Snobs. Vermutlich war das auch der Grund gewesen, warum er seine Gang so vernachlässigt hatte. Er hatte befürchtet, dass sie etwas entdecken könnten. Nach außen traten sie zwar immer als starke Einheit auf, aber wenn man selbst ein Hetaeria Magi war, dem es nicht gelang, in dem engen Reglement des Ordens perfekt zu funktionieren, dann hatte man einen schweren Stand.
    „Gut, jetzt sind wir einen großen Schritt weiter. Da wir nun wissen, was sie getan hat, können wir einen Weg finden, wie wir ihr helfen können. Und Cendrick, du weißt hoffentlich, dass du bei keinem in diesem Raum fürchten musst, dass er euer Geheimnis ausplaudert. Nicht wahr?“
    Die letzte Äußerung war eher an die anderen adressiert gewesen.
    „Danke. Ich könnte vielleicht doch etwas Hilfe gebrauchen“, gestand Cendrick kleinlaut.
    Linda nickte zufrieden und ließ sich auf dem Schreibtischstuhl nieder, den sie nach kurzem

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