Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
Wicca-Ritual – helfen.“
„Cendrick, bitte versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen! Ihr …“ Sie machte eine ausholende Geste. „… könnt kein Wicca-Ritual durchführen. Das ist der Grund, warum das Wörtchen ,Wicca‘ davorsteht. Und ich bezweifle, ehrlich gesagt, auch, dass ich es kann. Die Rituale unserer Konvente sind streng geheim und sehr unterschiedlich.“
„Wir kennen den genauen Ablauf des Rituals“, meldete sich Katharina zu Wort.
Tamara runzelte die Stirn.
„Ach ja? Woher denn?“
„Das tut jetzt nichts zur Sache“, schaltete sich Cendrick schnell wieder ein.
„Eingeweiht wirst du erst, wenn du Stillschweigen gelobt hast.“
„Bei ‚geloben‘ hast du doch sicher einen Pakt im Sinn, oder?“, brachte Tamara die Sache auf den Punkt.
He, sie ist gar nicht so dämlich, wie sie aussieht.
„Exakt“, gab Cendrick zu.
„Dann könnt ihr es gleich vergessen! Ich weiß genau, wie so was abläuft! Am Schluss besteht die unangenehme Tendenz, dass eine der Parteien nicht überlebt. Nein, danke!“
Häää? Was meint sie bitte mit ,nicht überleben‘?
Ein mulmiges Gefühl stieg in dem Unsterblichen auf.
Katharina schien seine Gedanken zu erraten.
„Keine Sorge! Unser Pakt ist erfüllt und somit beendet“, erklärte sie mit einem katzenhaften Schmunzeln.
Puuh! Glück gehabt , dachte er erleichtert.
„Na klar. Wegen solcher Kleinigkeiten sorge ich mich doch nicht …“ Valerian machte eine wegwerfende Geste. „Schließlich bin ich unsterblich“, lachte er leicht gekünstelt.
Noch nicht. Das ist ja das Problem!
„Nun, Tamara, streng genommen brauchen wir dich nicht, aber du solltest eigentlich ein besonderes Interesse daran haben, bei dem Ritual dabei zu sein.“
Katharina hatte einen überlegenen und hinterlistigen Tonfall angeschlagen.
Cendrick stieg sofort auf die Nummer ein. „Ach ja, stimmt! Das hatte ich ja völlig vergessen.“
„Ja, das könnte Tamara davon überzeugen, dass sie uns helfen möchte“, unterstrich Katharina noch einmal.
Die Hexe sah das Geschwisterpärchen verächtlich an.
„Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich darauf hereinfalle, oder?“
Linda, der das Hin und Her nun offenkundig zu dumm wurde, ergriff das Wort: „Tamara, sagt dir der Name Amelia Hofer etwas?“
Stille.
Die Haltung der Wicca erstarrte und ihre Züge versteinerten. Sie schwieg.
Die van Gentens trugen ein großspuriges Lächeln zur Schau.
Volltreffer!
„Du magst uns nicht zufällig etwas über deine Verwandte erzählen?“
Schweigen.
„Leute, ich denke, dass wir Tamara einen Moment in Frieden lassen sollten“, sagte der Wächter des Lichts in die Stille hinein.
Als Dank erntete er einen feindseligen Blick von ihr.
„Danke, ich brauche keinen Schutz von einem Gebetsheini!“
Autsch! Das hat gesessen!
Valerian konnte sein breites Grinsen nicht unterdrücken.
Graciano lächelte nur milde weiter.
„In Ordnung, Tamara.“
Seine Worte waren so sanft, dass die Hexe noch wütender wurde.
„Damit eines schon mal klar ist: Meine Familie geht euch nichts, aber auch gar nichts an! Kapiert?“
Ihre Augen sprühten wütende Funken.
Linda konnte dem Wächter nur beipflichten. Jetzt war der falsche Moment, um die Wicca zu quälen.
„Hör mal, Tamara“, sagte sie deshalb versöhnlich, „wir wissen nicht, was es mit dieser Amelia auf sich hat … und es geht uns auch wirklich nichts an. Damit hast du Recht.“
Sie sah in einigen Auren Unwillen aufkeimen, doch sie erstickte jede Regung der anderen mit ihrer hochgehaltenen Hand.
„Die Wahrheit ist: Wir könnten deine Hilfe wirklich sehr gut gebrauchen. Gerade weil du die einzige Wicca in unserer Runde bist. Und für das Ritual brauchen wir sieben Begabte.“
Tamara schwieg immer noch. Doch egal, wie passiv sie von außen wirken musste, in ihrem Inneren tobte es. Linda sah einen rasanten Wechsel an Emotionen auftauchen und wieder verschwinden.
Schließlich nickte sie langsam.
„Okay. Hier sind meine Bedingungen: Ich werde euch helfen, wenn es Sinn macht und wenn ich der Meinung bin, dass es gut wäre. Ich werde auch einen Pakt eingehen, aber nur darüber, dass ich nichts von euren Informationen weitergebe. Den Rest halte ich mir offen. Ich will dafür alle Details kennen. Jeden Krümel an Information. Alles!“
Sie hat „Krümel“ gesagt!
In den Auren der anderen konnte Linda dieses Erkennen ebenfalls aufleuchten sehen. Tamara war eine gute Wahl gewesen. Mit ihr würde das Vorhaben gelingen.
Kapitel
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