Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
Basta!“
Tamaras Worte bargen eine Finalität, die es schwer machte, zu widersprechen.
„Ich kann Graciano verstehen. Es geht nicht um Prestige oder wer das Recht hat, dieses Ritual durchzuführen. Es geht darum, dass wir uns in große Gefahr begeben. Es ist eine Sache, eine Vision zu erforschen, aber ein Wicca-Ritual, das ein Dimensionstor schließen soll? Leute, ernsthaft, das können wir nicht!“
Linda sah flehend in die Runde.
Valerian verschränkte die Arme und starrte sie düster an.
„Ich kann gut verstehen, dass ihr diese ganze Sache geheim halten wollt“, wandte sich Flint an die van Gentens. „Wir werden sicher noch einen anderen Weg finden, um diese Vision zu erfüllen. Auch ohne dass wir uns in Gefahr bringen …“
Linda bedachte Flint mit einem skeptischen Ausdruck.
„Entschuldige, Flint, aber die Sache ist kristallklar: Irgendjemand muss irgendwann dieses Ritual machen. Und wir werden es definitiv nicht fertigbringen! Denkt doch nach, Leute! In diesem Ritual sind ausgebildete Hexen gestorben! Alle! Alle Frauen in der Vision! Zumindest vermute ich das. Warum sollte uns sonst jemand um Hilfe bitten? Sie haben dem enormen Sog der Essenz nicht standgehalten, dabei haben manche von ihnen das Ritual schon seit Jahren praktiziert! Wir sind nicht mal halb so gut wie die. Wir sind popelige Anfänger! Wie sollten wir dieses Ritual erfolgreich durchziehen? Das ist völlig ausgeschlossen!“, argumentierte die blinde Seherin.
„Ich streite nicht ab, dass das Ritual gefährlich ist. Es ist sehr gefährlich. Doch die Macht hätte Katharina nicht die Vision geschickt und uns alle hier zusammengeführt, wenn es nicht unsere Bestimmung wäre, das zu erledigen“, widersprach Tamara.
„Dem stimme ich zu“, schloss sich das Medium an.
Linda schüttelte entsetzt den Kopf. „Ja, habt ihr sie denn noch alle? Wollt ihr unbedingt sterben? Das geht auch problemloser. Da brauchen wir nicht erst ein Ritual machen“, ereiferte sie sich.
„Katharina, du selbst hast gesehen, wie grausam diese Theodora zugrunde ging! Du hast ihren Schmerz und ihre Pein miterlebt. Würdest du das einem von uns wünschen?“
Graciano hatte sanft gesprochen, doch seine Worte schnitten tief.
Er ist ja so hinterhältig mit seiner Gefühlstour , dachte Valerian angewidert.
„Er hat Recht. Ich weiß, es klingt verlockend: Wir, sieben junge Studenten, schließen das Dimensionstor zur Dämonenebene. Im ersten Semester! Aber so wird es nicht kommen. Wir würden versagen, ganz sicher.“
„Mit dieser Einstellung auf jeden Fall!“, fuhr Tamara die blinde Seherin an.
„Und wie soll das Ritual vonstattengehen, Tamara? Wir haben doch keine Ahnung, worauf es ankommt. Wir haben die Wicca ein wenig herumtanzen sehen und das war es schon. Die Vorbereitungen sahen wir nie! Wir kennen nicht die Worte, die sie dabei sprechen, und so weiter. Wie sollen wir das bitte schön nachstellen, hm?“
Linda war richtig in Fahrt geraten.
Tamara sah sie nun tatsächlich etwas zurückgeworfen an.
„Was meinst du damit? Ihr seid doch schon seit Wochen daran, das Ritual zu beobachten, oder? Ich dachte, dass Cat diese Visionen schon sehr lange hat. Oder irre ich mich da?“
Fordernd blickte sie das Medium an.
„Ich habe die Vision seit Wochen, das ist richtig. Aber … na ja … ich habe mich da eher auf andere Dinge konzentriert“, antwortete Katharina verlegen.
Tamara hob ungläubig die Brauen.
„Ach du meine Güte! Ihr seid echt totale Anfänger! Das ist nicht zu glauben!“
Linda schlug in dieselbe Kerbe.
„Eben, genau! Gerade deshalb sollten wir es denen überlassen, die davon mehr Ahnung haben. Ich sage doch gar nicht, dass wir es Lichtenfels in die Hand geben sollen. Sagen wir es Foirenston, dann bleibt es ordensintern.“
Die Wicce musterte ihre Mitbewohnerin zögerlich.
Cendrick schüttelte jedoch heftig den Kopf.
„Das löst unser eigentliches Problem nicht, Linda. Wir alle haben zugestimmt, Katharinas Geheimnis zu wahren – und das verlange ich auch weiterhin! Wegen mir können sich zehn Dimensionstore öffnen. Das ist mir vollkommen egal. Hauptsache, keiner hier im Raum verplappert sich. Verstanden?“ Sein Ton duldete keinen Widerspruch. „Außerdem haben sowohl Flint als auch ich ein hervorragendes Gedächtnis. Wir haben die Vision gesehen und wir wissen auch noch den Text, der gesprochen wurde. Stimmt’s Flint? Er ist kurz und wiederholt sich oft. Es ist kein Problem, den zu lernen.“
Flint nickte den Fußboden
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