Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
war, bessere Leistungen im Sport zu erbringen, diese auch einen längeren Weg bis zum Ausgang zurücklegen konnten.
Schließlich hatten sie sein Zimmer gefunden. Es war, wie der Rest des Hauses, modern eingerichtet und mit hellen Möbeln ausgestattet. Es befanden sich zwei Betten, zwei Schreibtische, zwei Einbauschränke sowie ein Bad mit WC und Dusche darin. Alles sehr geschmackvoll ausgewählt. Das Ganze erinnerte ihn an ein edles Internat für Kinder aus reichem Hause. Das einzige, was er vermisste, war ein PC. Offenbar gab es, versteckt in den Tiefen der Hausflure, irgendwo einen Internetraum. Dem würde er abends einen Besuch abstatten. Flint hatte bereits seinen Koffer auf ein Bett gelegt und so wählte Valerian das andere als Nachtlager.
Näher am Fenster, ideal!
Erst im Zimmer war Valerian eingefallen, dass er seinen Koffer im Büro des Rektors hatte stehen lassen. Jetzt aber stand er neben einem der Schreibtische. Sir Fowler musste dafür gesorgt haben, dass das Gepäckstück nach oben gebracht wurde.
Während Linda wartete, warf er den Inhalt seines Koffers in die verschiedenen Fächer des Schrankes, die Flint für ihn übrig gelassen hatte. Obschon der Raum groß war, war er trotzdem nicht sehr erfreut, ihn mit Flint gemeinsam bewohnen zu müssen. Mal sehen, ob sich da noch etwas machen ließe. Das würde er aber besser nicht mit oder vor Linda diskutieren.
Als er mit dem Einräumen fertig war, zeigte sein Wecker 13.50 Uhr.
Kein Problem , dachte Valerian und sie machten sich zum zuletzt besuchten Kursraum auf.
Doch leider hatten sie sich geirrt: War es in der Schule üblich gewesen, dass die einzelnen Lehrer zum Klassenzimmer ihrer Schüler kamen, so war es anscheinend hier so geregelt, dass die Studenten ihren Dozenten hinterherstiefelten.
Faule Säcke! Was nun?
Wieder wusste Linda Rat. Sie machten sich auf zum Aushang im Foyer – eine Art Schwarzes Brett, an dem unter anderem ein Plan mit der Kursraumverteilung angebracht worden war. Nur, welchen Dozenten hatten sie nun überhaupt?
Das hatte sich Linda ebenfalls gemerkt. Heute, am ersten Tag, ging es darum, die einzelnen Dozenten des ersten Semesters kennenzulernen. Am Vormittag war Prof. Foirenston dran gewesen und nachmittags kämen Prof. Lichtenfels, Dozentin Frey und Pater Ignatius an die Reihe.
Diese Mytsereu-Type legt heute offensichtlich keinen Wert darauf, mit uns Bekanntschaft zu schließen.
Valerians Laune hatte sich in dem Moment verschlechtert, als er erkannte, dass sie jetzt zu Prof. Lichtenfels unterwegs waren. Gegen diesen Mann hatte ihn eine spontane und überwältigende Antipathie erfasst.
Der Professor hatte seinen Kursraum im Erdgeschoss, im nördlichen Teil des Hauses. Dort, wo nie die Sonne scheint , dachte Valerian grimmig.
In der Tat waren die Räume hier kühler, was in der allgemein herrschenden Hitze eine angenehme Abwechslung darstellte. Da aber alles, was mit diesem aalglatten Magus zu tun hatte, automatisch schlecht war, wollte sich Valerian diesen Fakt nicht eingestehen, und so führte er Linda unwillig weiter. Als sie um die Ecke kamen, sahen sie, dass die Tür bereits geschlossen war. Sie klopften kurz an und traten leise ein. Prof. Lichtenfels stand hinter seinem Lesepult, das ihm fast bis zur Brust reichte. Als die beiden in den Raum kamen, wandte er ihnen seinen kühlen, bohrenden Blick zu.
Im Gegensatz zu Sir Fowler war das „Men in Black“-Outfit bei ihm keine Ausnahme gewesen. Auch heute erschien der Professor tadellos gekleidet vor seinen Studenten. Im Verhältnis zu deren Freizeitlook wirkte er in seinem schwarzen Anzug ziemlich overdressed. Der schattige Raum machte ihn mit seinem blonden Haar noch bleicher und er wirkte unnahbarer als je zuvor. In seinen schlanken, langen Fingern hielt er einen Zeigestock. Der rote Rubinring funkelte an seiner linken Hand.
Valerian murmelte eine Entschuldigung und scannte schnell den Raum.
So ein Pech! Nur noch zwei Plätze in der ersten Reihe waren frei. Wer zuletzt kam, der musste direkt vor den Profs sitzen, so war das nun mal. Bei Prof. Foirenston war es ihnen genau gleich ergangen. Flint hatte es auch nicht besser erwischt – oder war ihm das Konzept des Sich-einen-guten-Platz-Erkämpfens fremd?
Oder er ist einfach ein widerlicher Streber.
Die anderen beiden in der ersten Reihe kannte Valerian nicht.
„Ah, Herr Wagner und Frau Benndorf gesellen sich auch zu uns!“, kam es mit einem spöttischen Unterton.
Valerian knirschte mit den Zähnen. War es
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