Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
kann sie doch gar nicht sein … So nett ist niemand! Das ist krankhaft!
„Bevor wir beginnen, möchte ich gerne noch einiges über diesen Kurs und die Meditation im Allgemeinen sagen. Ich werde den Stoff praxisorientiert halten. Das bedeutet, dass wir öfter praktisch tätig sein werden, statt uns mit der Theorie zu befassen. Natürlich wird der Beginn des Semesters theorielastiger als das Ende sein. Der Meditationskurs für Anfänger wird im zweiten Semester fortgeführt und ist dazu gedacht, eine Grundlage für alle zu bieten, die die Meditation kennenlernen wollen.“
„Und wenn wir sie nicht kennenlernen wollen?“
Ein Lachen ging durch den Raum und jemand klopfte Cendrick anerkennend auf die Schulter. Er hatte zur Sprache gebracht, was die Hälfte der Anwesenden dachte.
Felicitas Frey stimmte leise in das Gelächter mit ein.
„Damit sprichst du einen wahren Punkt an. Doch der Besuch der einzelnen Kurse ist im Grundstudium noch für jeden eine Pflicht. An dieser Stelle verweise ich dich gerne an den Rektor und sogar deine Eltern. Jene haben in einem Brief an Sir Fowler angedeutet, dass sie großen Wert auf die regelmäßige Meditationspraxis im Kursplan legen.“
Die Studenten brachen wieder in Gelächter aus.
Eins zu null gegen Cendrick! Valerian grinste breit vor sich hin.
„Es stimmt, dass nicht jeder von euch einen magischen Nutzen aus der Meditation ziehen kann. Ihr werdet aber noch erfahren, dass Meditation schon seit Jahrtausenden praktiziert wird – und meist gerade auch von magisch unbegabten Menschen. Wenn schon die unmagische Menschheit vermochte, den Gewinn, der in der Meditation liegt, für sich zu entdecken, dann überlegt, welche Möglichkeiten sich erst für einen Begabten erschließen. Meditation ist eine Schulung des Geistes, von der jeder profitieren kann. Auch diejenigen unter euch, die sich später nicht der Ritualmagie zuwenden werden … Deshalb möchte ich euch gerne dazu ermuntern, es wirklich einmal zu versuchen. Gebt der Meditation dieses Semester lang die Chance zu beweisen, dass sie für euch von Nutzen ist. Sollte danach jemand aus diesem Kurs zu mir kommen und sagen: ‚Frau Frey, jetzt habe ich das ganze Semester lang Meditation geübt und es hat mir überhaupt nichts gebracht‘, dann werde ich denjenigen persönlich von der Anwesenheitspflicht befreien und ihr könnt das zweite Halbjahr dienstags ausschlafen.“
Die Studenten grinsten breit. Es schien, als hätten alle diese Vereinbarung stillschweigend angenommen. Ein halbes Jahr aktive Teilnahme war ein vernünftiger Preis, um ein weiteres halbes Jahr drei Stunden länger schlafen zu können.
Spätestens jetzt hatte auch der oder die Letzte beschlossen, dass man diese Frau einfach mögen musste, und der Unterricht begann.
„Boah, was für eine Qual!“
Cendrick war der Erste, der den Meditationsraum nach Beendigung des Kurses verlassen hatte. Es war ihm bereits gelungen, eine Clique um sich und seine Schwester zu scharen.
Katharina schwieg, wie sooft. Sie schien keine Schwierigkeiten mit der Meditation gehabt zu haben. Im Gegenteil, sie hatte sogar im Lotussitz meditiert.
Wenn überhaupt, dann war es für Valerian eine Qual gewesen. Er hatte es probiert und sofort beschlossen, es nie wieder zu versuchen. Mal davon abgesehen, dass er die Beine nicht auf solch unnatürliche Art verdrehen konnte, hatte er auch sofort einen Krampf im Fuß bekommen. Wer dachte sich auch so eine schwachsinnige Haltung aus?! Nun hatte er sich zu dem Grüppchen gesellt, das sich bald auf den Weg zum Speisesaal machen wollte. Essen stellte im Moment das Einzige dar, was ihn aufheitern konnte.
„ Triple F ist ja ganz okay, aber das Fach ist sterbenslangweilig“, ließ Cendrick weiter verlauten.
„Triple wer?“ Ein dunkelhaariger Studienkollege sah den blonden Schönling fragend an.
„Triple F. Dreimal F. F rau F elicitas F rey.“
Cendrick sandte ein gewinnendes Lächeln in die Runde, als wäre diese Namensgebung der genialste Einfall des Jahrhunderts.
Oh Mann! Was für ein Schwätzer!
Valerian war nur ein paar Schritte mitgegangen, ehe er stehen blieb. Er musste sich eingestehen, dass Linda wohl doch Recht behalten sollte bezüglich des reichen Muttersöhnchens. Zu schade aber auch … Er drehte sich um und sah sie, mit dem Rücken zu ihm, in der geöffneten Türe stehen.
„Was ist? Soll ich dich in den Speisesaal mitnehmen?“
Sie wandte sich zu ihm um und hob in gespielter Überraschung die Brauen. „Was? Der Herr
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