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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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ist bereit, sich von seinem großen Idol abzuwenden?“
    „Was für ein großes Idol? Redest du etwa von Cendrick?“, erkundigte sich Valerian unwillig.
    „Von wem sonst? Gibt es noch einen weiteren Stern am dunklen Firmament?“, spöttelte die blinde Seherin.
    Alles klar, du hast sie durchschaut! Sie will etwas herumzicken wegen dieser Geschichte. Aber du darfst dich einfach nicht provozieren lassen. Wenn du brav zu Kreuze kriechst, könnt ihr endlich zum Speisesaal und du kriegst etwas zwischen die Kiemen!
    „Aber Linda, neben dir, der strahlenden Sonne, ist jeder Stern doch nur ein blasses Abbild deiner leuchtenden Präsenz.“
    Er versuchte ein gekonnt charmantes Lächeln und erinnerte sich gleichzeitig, dass sie ihn überhaupt nicht sehen konnte. Das dabei entstandene schiefe Grinsen wirkte weit weniger amourös als das von Cendrick.
    Linda brach in schallendes Gelächter aus. „Zumindest deinen Humor hast du nicht verloren! Also schön, bring mich runter. Flint braucht einfach zu lange.“
    Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und er hakte sie bei sich unter.
    „Was? Er ist da immer noch drin? Was für ein elender Streber!“
    Die Seherin musste schmunzeln. „Es scheint, als habe dein Zimmergenosse seinen Lieblingskurs entdeckt. Ich gönne es ihm. Ich glaube, es gibt nicht viel, was ihm Freude macht.“
    „Wie will er überhaupt wissen, was ihm Freude machen könnte, wenn er immer nur am Inhalt seines Tellers oder am Zustand der Tischplatte interessiert ist? Apropos Teller: Was gibt es heute eigentlich zu essen?“
    Sein Tonfall hatte auf so rasante Art gewechselt, dass Linda wieder lachen musste. Sie tätschelte ihm freundschaftlich den Oberarm. „Manchmal bist du wirklich drollig, Valerian Wagner.“
    Hätte sie seinen entgeisterten Blick gesehen, hätte sie vor lauter Lachen wohl keine Gelegenheit mehr bekommen, ihre Fettuccine zu genießen.
    Das Mittagessen musste heute – zu Valerians Missmut – kürzer ausfallen. Am Nachmittag stand Selbstverteidigung auf dem Programm und das erforderte, dass man sich umzog.
    „Es sind doch höchstens zehn Minuten weniger Zeit“, versuchte Linda ihn zu besänftigen.
    „Zehn Minuten sind mindestens zwei Desserts, wenn nicht sogar drei“, kam die entrüstete Antwort.
    „Du bist ziemlich verfressen, weißt du das?“
    „Pfff, Frauen! Ihr habt einfach keine Ahnung!“
    Nörgelnd führte Valerian Linda in Richtung Sporthalle. Er trug eine schwarze Sporthose und ein Muskelshirt. Linda hatte darauf verzichtet, sich umzuziehen. Sie war wohl der Meinung, dass sie sowieso nicht viel in Pater Ignatius’ Kurs lernen konnte.
    Selbstverteidigung. Endlich ein Fach, das dir etwas nützt!
    Valerian tätschelte gedanklich sein kleines Teufelchen. Ohne seinen Sarkasmus hätte ihn die Langeweile bereits dahingerafft.
    Im großen Foyer kamen ihnen Kommilitonen entgegen. „Er hat ein Schild an die Tür der Turnhalle gehängt. Wir haben heute draußen Unterricht“, wurden die beiden informiert.
    Als Valerian und Linda sich umdrehten, kam gerade Cendrick mit seinem Fanclub die Treppe herunter. Links und rechts führte er je eine kichernde Mitstudentin im knappen Nike-Sportdress. Der Anblick ließ den Unsterblichen innehalten. Hotpants waren nun wirklich keine Klamotten für ihn selbst, aber sie beim anderen Geschlecht zu betrachten, das hatte etwas für sich. Sommermode ist doch was Herrliches , dachte er und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
    Linda blieb verdutzt stehen, als er sich nicht mehr rührte. „Stimmt etwas nicht?“
    „Hm? Oh … doch, doch. Ich genieße nur die Aussicht.“
    Stirnrunzelnd wandte sie den Kopf und stieß ihm kurz darauf unsanft ihren Ellbogen in die Seite.
    „Au! Wofür war das denn?“, brauste Valerian auf.
    „Für deine Aussicht“, murrte sie verstimmt.
    „Ich weiß überhaupt nicht, warum du dich beschwerst. Du siehst ja nicht mal, was ich sehe.“
    Diese Antwort war schneller gekommen als erwartet. Valerian fluchte innerlich. Hätte er sich doch besser auf die Zunge gebissen! Es war ja nicht ihr Fehler, dass sie blind war. Er war zwar nicht zimperlich, aber so etwas wie Pietät kannte er doch. Womöglich war jetzt eine Entschuldigung angesagt …
    „Ich meine …“
    „Schon richtig, ich sehe nicht, was du siehst. Ich sehe mehr als du.“
    Bestimmt zog sie die Hand aus seiner Armbeuge und wandte sich alleine in Richtung Ausgang. Ihre Schritte waren langsam, tastend, jedoch selbstsicher. Und sie ließ ihn stehen wie

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