Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
als Erstes“, meinte Valerian gespielt düster.
Allen am Tisch war klar, wer damit gemeint war.
„Und wenn wir schon beim Thema sind:
Professor Damian Lichtenfels
Professor Lichtenfels ist so deutsch, wie sein Name es sagt. Sein blondes Haar, die blauen Augen und seine kühle Haltung runden das Bild ab. Er trägt stets einen Anzug, wie man es vom Hetaeria Magi auch nicht anders erwartet hätte. Schade nur, dass ein solch überragender Intellekt von einem Herzen aus Stein regiert wird.“
Diesmal fiel Valerian vor Lachen fast vom Stuhl.
Linda sah grinsend zu Flint hinüber. Seine trüben Farben lichteten sich nach und nach. Noch ein wenig und er würde womöglich schon am Mittag ein kleines Lächeln zustande bringen. Sie wusste, dass es albern war, aber sie hatte es sich zum Ziel gemacht, den Menschen in ihrer Gegenwart Freude zu bereiten. Zum einen, weil sie allen etwas Gutes tun wollte, zum anderen, weil sie es selbst nicht aushielt, wenn jemand in ihrer Nähe traurig oder missmutig war.
„Wen haben wir denn noch?“, erklang es grübelnd von Valerian, während sie hörte, dass er eine Seite umblätterte.
„ Dozentin Felicitas Frey
Schwarm aller Männer und ein Engel in Person. Frau Frey ist die Seele von Cromwell. Sie ist nicht nur bildhübsch, sondern auch die gütigste Seherin überhaupt. Ohne sie wäre Cromwell ein einsamerer Ort.“
„Ist sie wirklich so hübsch?“, fragte Linda neugierig.
„Och ja, geht so … recht passabel“, antwortete Valerian mit betonter Untertreibung.
„Ach, klar! So sexy wie deine neue Lieblingsdozentin ist sie sicher nicht.“
Linda verzog verächtlich das Gesicht.
Dafür erntete sie jedoch nur ein gut gelauntes Gelächter.
„Es hört sich jetzt vielleicht lustig an, aber die Frau macht mir mehr Angst, als dass sie mich anmacht. Ist schon beängstigend, wenn eine Dozentin ihre Hände auf deine Schultern legt …“
Sein belustigtes Glucksen ging in ein Husten über.
„Schokocreme und Scham vertragen sich wohl nicht?“, stellte Linda schadenfroh fest.
Valerian konnte nicht antworten, er musste erst ein paar Schlucke trinken. „Gibt es sonst noch Berichte von Dozenten?“, erkundigte sie sich schnell, um ihm zuvorzukommen.
Wieder erklang ein Blättern zwischen dem Auskratzen der Glasschälchen.
„Noch zwei.
Pater Ignatius
Vor 5 Uhr morgens auf den Beinen, nach Mitternacht den letzten Kontrollgang um das Gelände – so kennen wir Pater Ignatius. Zum Glück ist er ein Geistlicher, sonst wären ihm die Studentinnen (und vermutlich auch die Dozentinnen) bereits verfallen. Zugegeben, man muss an dieser Stelle anmerken, dass er sehr sportlich ist. Beten ist seine Hauptbeschäftigung. Vermutlich, weil es bei ihm etwas nützt. Das sollte man bei einem Mitglied des Wächterordens natürlich auch erwarten können.“
Wieder erklang Gelächter von Valerian. „Mann, wer hat das geschrieben? Der Typ ist so witzig!“
„Wer sagt, dass es ein Mann geschrieben hat?“, mutmaßte Linda schmunzelnd.
Das unwillige Grunzen quittierte sie mit einer herausgestreckten Zunge und fröhlichem Gekicher.
„Also los, lies noch das Letzte vor, dann müssen wir zum Seminar!“
„Professor Desmondo
Der Dozent ist so einmalig wie sein Name. Es ist so gut wie unmöglich, etwas über ihn zu erfahren. Nicht einmal zu seinem Vor- (oder Nach-)namen konnte die Redaktion vordringen. Eigentlich kann man überhaupt nicht viel von ihm berichten. Unumstritten ist jedoch sein morbider Hang zu Toten und schaurigen Massakern. Er macht dem Umbraticus Dicio alle Ehre. Zum Fürchten.
Hm, sagt mir gar nichts, der Kerl … Und was für ein Orden soll das jetzt sein? Klingt ja sehr abenteuerlich!“
Linda hielt sich bewusst zurück und schwieg für einen Moment. Wie von ihr erhofft, ergriff Flint das Wort.
„Umbraticus Dicio heißt die ‚Schattenherrschaft‘.“
„Uaaaargh! Und die befassen sich mit Toten und Massakern? Ist ja abartig!“
Valerian schüttelte sich hörbar.
„Es ist der Orden meiner Familie“, kommentierte Flint nüchtern.
Betretenes Schweigen.
„Äh … na ja … du hast ja bisher nie was von Toten oder Massakern erwähnt“, erklang es lahm von Valerian.
„Der Tod hat viele Formen. Und die meisten kennst du noch gar nicht, Valerian.“
Linda vermochte die neuen Farben in Flints Aura nicht zu deuten, doch sie vermutete einen drohenden Unterton in seiner Stimme.
An Valerian schien das wohl auch nicht vorbeigegangen zu sein, denn er teilte provozierend
Weitere Kostenlose Bücher