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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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gezogen haben. Das war doch echt nicht möglich! Das erste Wochenende in Freiheit und sie rannten alle gleich wieder weg! Es war zum Verzweifeln!
    Er joggte eine Weile, ohne den Park genießen zu können. Er hob Gewichte und langweilte sich schnell dabei. Er wollte ein Buch lesen und legte es frustriert wieder weg, weil er sich schon nicht mehr an den zuletzt gelesenen Satz erinnern konnte. Er besuchte den Internetraum und surfte. Stöberte bei Wikipedia, um etwas über Unsterbliche zu entdecken. Doch er fand nichts Interessantes und suchte nach einer neuen Beschäftigung.
    Das Haus wirkte wie ausgestorben. Er hatte Sir Fowler noch einmal aufsuchen und ausfragen wollen, aber es war wie verhext. Jedes Mal, wenn er auftauchte, war er fort.
    Verhext … Ja, das trifft es!
    Wer dafür ständig durch das Haus geisterte, war die nervige Sekretärin Luna. Als sie bemerkte, dass er sich schwer damit tat, sie zu duzen, hatte sie ihm vorgeschlagen, er solle sie doch „Madame Luna“ nennen. Wäre er nicht so schlecht gelaunt gewesen, hätte er womöglich darüber gelacht. So langsam glaubte er, dass einer seiner Mitstudenten ihn verflucht hatte. Anders konnte er sich seine Pechsträhne nicht erklären. Schließlich hatte er die Bibliothek aufgesucht und stöberte lustlos und gedankenverloren in den alten Schinken.
    Das einzig Gute an diesem Wochenende war das Essen. Die Reste der Woche wurden aufgetischt, was bedeutete, dass er viel Auswahl hatte. Obwohl Essen Valerians Laune immer hob, verblasste dieser Effekt durch das Fehlen von Gesellschaft. Sowohl die Studententische als auch die Dozententafel waren nur halb besetzt. Erstsemestler sah man kaum. Von Sir Fowler fehlte jede Spur. So las Valerian noch ein bisschen in der Studentenzeitschrift und beschloss dann, den Großteil des restlichen Wochenendes einfach zu verschlafen.

Kapitel 11
    Der Montag begann schrecklich! Seit den frühen Morgenstunden goss es in Strömen. Eigentlich hätten sich die Bewohner von Cromwell darüber freuen sollen, da es endlich etwas abkühlte. Leider aber hatten die meisten Studenten ungünstig gepackt und froren nun in ihrer kurzen Kleidung. Es stürmte und der Wind peitschte den Regen prasselnd an die Fensterscheiben. Das fehlende Sonnenlicht ließ die Gänge des Herrenhauses düster und karg wirken.
    Der Tag war ideal, um schlecht gelaunt zu sein, und das traf auch auf die Mehrheit der Erstsemestler zu. Einen ganzen Tag lang Prof. Lichtenfels ertragen zu müssen, erschien vielen als übermenschliche Herausforderung.
    Prof. Damian Lichtenfels betrat den Raum. Seine große, elegante Gestalt hätte besser zu einer Abendgesellschaft gepasst und wirkte merkwürdig deplatziert in einem Kursraum. Sofort wurde es ruhig. Keiner wollte es sich mit dem Prof verscherzen. Ohne einen Blick an die Studierenden zu verschwenden, schaltete Lichtenfels den Overheadprojektor an und legte eine Folie auf. Ein Inhaltsverzeichnis wurde an die Wand projiziert und er begann mit seinem kühlen Vortrag.
    „Psychologie ist ein Fach, das Sie alle für die nächsten vier Semester begleiten wird. Am Ende des zweiten und vierten Semesters werden sie jeweils eine dreistündige Klausur über den Stoff der vorangehenden zwei Semester schreiben. Diese Noten werden bei der Versetzung ins Hauptstudium berücksichtigt, weshalb ich meinen Studenten immer nahelege, schon während der Kurse Zusammenfassungen zu schreiben und den Stoff zu lernen.“
    Zwei Studierende hoben ihre rechte Hand.
    „An dieser Stelle melden sich für gewöhnlich immer die magisch interessierten Schnelldenker und merken an, dass Psychologie doch überhaupt nichts mit dem Erlernen der magischen Praxis zu tun hat.“
    Die zwei Hände verschwanden und die Studenten warfen sich gegenseitig verwirrte Blicke zu. Cendrick, der direkt vor dem Professor saß, grinste schadenfroh bis über beide Ohren.
    Der Dozent fuhr ungerührt fort: „Deshalb lassen Sie sich von mir an dieser Stelle erleuchten: Psychologie ist für Sie weit wichtiger im Streit wider das Böse als jedes Ritual, jeder Zauberspruch oder jede Kampftaktik, die man Ihnen an dieser Institution hoffentlich beibringen wird. Gerade für die magisch weniger Begabten …“
    Er sah zu Valerian, dann noch zu einigen anderen auserwählten Opfern.
    Scheißkerl!
    Lichtenfels legte einen seiner schlanken Zeigefinger an seine Schläfe.
    „Erkenne deinen Feind! Erst wenn Sie verstehen, wie Ihr Gegenüber denkt, wenn Sie nachvollziehen können, in welchen Bahnen

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