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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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Das ist ja wohl nicht sein Ernst?!
    Linda war fassungslos. Flint schickte sich an, ihr zur Hilfe zu eilen.
    „Professor Lichtenfels, wollen Sie Linda wirklich dafür bestrafen, dass sie eine einfache Frage gestellt hat?“, sprach er vorsichtig.
    „Oh nein, das sehen Sie gänzlich falsch, Herr …“ Wieder das Knarzen, gefolgt vom raschelnden Papier. Diesmal ließ er die Schublade offen.
    „Maienbach“, kam ihm besagter zuvor.
    „Maienbach“, echote es gedehnt von vorne.
    Das Orange verschwand langsam aus Lichtenfels’ Aura und zurück blieb ein schmieriges Rotbraun. Es war zäh und bedrohlich. Linda wäre am liebsten aus dem Raum geflohen. „Blindheit ist ein Segen“, hatte ihre Großmutter immer gesagt. Doch Linda war nicht blind, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Sie sah tiefer als die meisten. Sie sah die Emotionen und Charakterzüge der Menschen. Meist ein sehr unschöner Anblick … In solchen Momenten wünschte sie sich die „Blindheit“ der Sehenden. Ihnen blieben die Abgründe ihrer Mitmenschen verborgen. Linda dagegen musste alles mit ansehen. Ungeschützt.
    „Herr Maienbach, wie wäre es, wenn Sie mich ansehen würden, wenn Sie schon die Frechheit besitzen, mich bei meinem Unterricht zu stören?“
    Lichtenfels’ Stimme war leiser geworden, doch Linda hörte, wie er sich näherte. Seine nächsten Worte sprach er direkt neben ihr. Er hatte sich wohl zu Flint hinabgebeugt.
    „Ach … ich vergaß … Sie haben da ja … ein kleines … Problem …“
    Eine heiße Woge der Wut kroch Lindas Nacken hoch, doch im selben Moment hörte sie, wie ein Stuhl geräuschvoll zurückgeschoben wurde und Valerian energisch verkündete: „Wissen Sie, Lichtenfels, Sie mögen sich ja mächtig überlegen vorkommen mit Ihrer ‚reinen‘ Hetaeria-Magi-Herkunft und Ihren Maßanzügen, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, mit uns umzuspringen, als wären wir minderwertige Subjekte!“
    „Ist dem so, Herr Wagner?“
    Diese Entgegnung war wie eine kühle Eiswand, die die überschäumende Hitzewelle der Wut zum Einfrieren brachte. Im Kursraum herrschte gespanntes Schweigen.
    „Ja, dem ist so“, setzte Valerian trotzig und etwas lahm nach.
    „Ich finde es bewundernswert, wie Sie für Ihre zwei kleinen Freunde in die Bresche springen. Sie und Herr Maienbach werden sich heute Abend ebenfalls um 22 Uhr im Foyer einfinden. So viel ‚Bildungsdrang‘ sollte belohnt werden. Und es heißt ,Professor Lichtenfels‘ für Sie!“
    „Tun Sie nicht so, als ob das eine Belohnung wäre! Sie wollen uns bestrafen – und das nur, weil wir nicht Ihrer Meinung sind! Das halte ich für unangebracht, Professor!“
    Valerian versuchte, sich in den Griff zu bekommen. Er versuchte es wirklich, das konnte Linda spüren, doch er war chancenlos gegen die Gefühlskälte des Professors.
    „Was Sie für angebracht halten oder nicht, spielt in meinen Kursräumen keine Rolle. Sie drei werden sich nun aus diesen Räumlichkeiten entfernen und mir bis Mittwoch eine vollständige Zusammenfassung der Unterrichtsinhalte des heutigen Tages abliefern! Vorher will ich Sie hier nicht mehr sehen.“
    Drückende Stille folgte diesen ruhig ausgesprochenen Worten. Linda nahm die Anspannung rings um sich deutlich wahr. Wie es schien, war ihr Wunsch in Erfüllung gegangen. Jetzt konnte sie den Unterricht verlassen. Leider fühlte es sich nicht so gut an wie erhofft. Ergeben begann sie, ihre Sachen zu packen. Sie fühlte sich schrecklich. Ihr Wille war gebrochen.
    Ganz im Gegensatz zu Valerian. Dessen Ärger schien eine schier unerschöpfliche Energiequelle zu sein. Sein Ton wurde wieder aggressiver.
    „Können Sie uns bitte verraten, wie wir eine Zusammenfassung schreiben sollen, wenn wir nicht am Unterricht teilnehmen dürfen?“
    „Sie haben doch eine Seherin als Bekannte. Vielleicht erhält sie ja eine Vision.“
    Okay, es ist offiziell! Du kannst den Typen nicht leiden , dachte Valerian.
    „Wirklich witzig!“, höhnte er.
    „Ich denke, Sie werden mich noch einen weiteren Abend beehren, Herr Wagner. Ihnen scheint immer noch nicht bewusst zu sein, dass es ein Privileg ist, meinen Unterricht besuchen zu dürfen. Doch keine Sorge, das werde ich Ihnen noch einbläuen. Auf die eine … oder andere Weise.“
    Linda wusste, dass sie eingreifen musste, sonst wäre Valerians Schullaufbahn auf der Stelle beendet gewesen.
    „Psst! Sei still und geh! Du hast dir schon genug Ärger eingehandelt! Oder willst du auch noch von Cromwell

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