Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
Vom Netzwerk:
Leben bestimmte.
    Da beide Studenten keine trainierten Boxer waren und sich Wut schnell abkühlt, wenn man ein paar Schläge eingesteckt hat, endete der Kampf nach wenigen Minuten. Stöhnend blieben die zwei wie verendete Junikäfer auf dem Boden liegen, alle viere von sich gestreckt.
    Linda stieß beide auffordernd mit ihrem Blindenstock an.
    „Ich habe keine Ahnung, wie ihr ausseht, also gebt einen Laut von euch, damit ich weiß, dass es euch gut geht. Wobei das natürlich schon ein Widerspruch in sich ist … Wie kann man sich nur prügeln? Kindergartengetue!“
    Valerian schnitt eine Grimasse. Eigentlich hätte es ein freches Grinsen werden sollen, doch seine Seite schmerzte zu sehr.
    „Ach, Linda, das verstehst du nicht, wir sind eben Männer. Die prügeln sich schon mal. Und danach ist alles wieder in bester Ordnung.“
    „Bester Ordnung? Dass ich nicht lache!“
    Flint setzte sich auf und betastete sein linkes Auge. Es hatte sich rot gefärbt und Valerian war sich sicher, dass es bis morgen zugeschwollen und hübsch bunt sein würde.
    „Das geschieht dir recht! Was prügelst du dich auch mit Leuten, die größer sind als du!“, meinte Valerian neckend und hievte sich ebenfalls in eine aufrechte Position, entschied jedoch nach kurzer Zeit, dass Liegen eigentlich viel angenehmer war – vor allem, wenn einem noch viel mehr wehtat als nur die Seite.
    „Oh, Flint! Sobald ich wieder fit bin, muss ich dich dafür verprügeln, dass du mich so verhauen hast“, ächzte er.
    Flints Mundwinkel hoben sich und er lachte kurz, unterließ das jedoch schleunigst wieder, als er sein schmerzendes Kinn fühlte.
    „Nur zu gerne. Ich werde bis dahin mit dem Pater trainieren. Dann mache ich dich fertig!“
    „Gut gesprochen, Tiger!“
    Valerian hob schlaff eine Hand nach oben und Flint schlug ein.
    „Männer!“, murrte Linda und rollte die Augen.
    Unter Valerians Gelächter erhoben sich die „Schwerverletzten“ und machten sich humpelnd auf den Weg zurück zum Cromwell-Gebäude.

Kapitel 17
    Und wieder war sie hier. Sie konnte diese Tanzschritte fast schon auswendig. Nacht für Nacht befand sie sich erneut an diesem Ort und jedes Mal versuchte sie aufs Neue, ihm seine Geheimnisse zu entlocken. Das Tempo war ärgerlich langsam und sie hätte alles getan, um schneller voranzukommen.
    Prof. Foirenston hatte zwar ihr Wissen über die Wicca erweitert, doch das Ergebnis war unbefriedigend. Sie musste noch so viel mehr erfahren – und dabei wollte sie überhaupt nichts von ihnen wissen! Alles befand sich im Widerspruch zu ihren Zielen, ihren Wünschen und ihren Interessen. Doch sie hatte keine Wahl. Sie würde morgen Nacht hierhin zurückkehren, ob sie wollte oder nicht. Sie würde hier mit dieser samtenen Kutte herumlaufen und tanzen. Und das Wissen ob dieser Unausweichbarkeit machte sie fast wahnsinnig. In ihrem Innern begann es zu brodeln und sie konnte fühlen, wie die Bindung zu ihrer Vision schwand. Denn nichts anderes war es. Eine Vision. Ein Fetzen eines vergangenen, gegenwärtigen oder zukünftigen Ereignisses. Ein Echo zwischen den Realitäten.
    Ruhig! Denk an Meeresrauschen! Stell dir sanfte Wellen vor! Konzentriere dich auf deinen Atem!
    Ihr Puls verlangsamte sich und sie konnte spüren, wie sie zurückglitt. Tiefer hinein in das Geschehen der Vision. Es gelang ihr mittlerweile besser, sich im Zaum zu halten. Sie hatte die Meditation intensiv geübt und erzielte tatsächlich Fortschritte. Sie wurde nicht mehr unverhofft herausgezogen und konnte ihre Aufmerksamkeit auf die Dinge um sie herum lenken. Es war wichtig, dass sie die Bedeutung der Vision entschlüsselte. Visionen waren eine Seltenheit. Menschen, die in der Lage waren, sie zu empfangen, noch seltener. Visionen waren wie Leuchtbojen. Durch einen der unzähligen Auslöser wurden sie ausgesandt und sendeten ihr Signal, bis jemand es empfing oder das Signal mit der Zeit verblasste. Aus dem Grund waren Visionsauslöser nie alt und es galt, sie schnell zu ergründen. Denn was immer der Auslöser auch sein mochte, es hatte eine enorme magische Essenz verbraucht. Ein einzelner Mensch war nicht in der Lage, Visionen auszusenden. Es würde seinen Essenzvorrat übersteigen – und ihn vermutlich töten.
    Gestern hatte sie einen genialen Einfall gehabt. Sie hatte sich bis jetzt immer gesperrt, die Person zu sein, in deren Rolle sie jede Nacht schlüpfte. Womöglich war das der Fehler. Vielleicht würde sie weiterkommen, wenn sie sich nicht länger isolierte; wenn

Weitere Kostenlose Bücher