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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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dem Wort „sehr“ blickte sie über den Rand ihrer skurrilen Brille und versuchte, durch ihre Wimpern zu spähen. Der Effekt war weniger beeindruckend.
    Prof. Lichtenfels richtete sich auf und war so reserviert wie eh und je.
    „Kurze Pause! Wir werden später das Thema wieder aufnehmen. Beschäftigen Sie sich solange mit der Widerholung des bisherigen Stoffes!“
    Seine Schritte waren zielstrebig und militärisch zackig.
    Ein echter Deutscher , dachte Valerian und rollte die Augen.
    Luna tippelte hektisch hinter ihm her.
    Als die Tür zufiel, begann sofort das Gerede im Kursraum. Valerian wandte sich Flint zu. Dieser hatte mittlerweile nur noch eine hellrote Gesichtshaut und das Pochen klang langsam ab.
    „Alles okay bei dir?“
    Flint presste die Lippen aufeinander und nickte knapp, ehe er den Blick erneut senkte.
    „Flint, ich fand es großartig, wie du ihm Paroli geboten hast! Er war gezwungen, sich zu rechtfertigen“, begeisterte sich Linda und nickte ihm anerkennend zu.
    Der Geisterseher löste langsam seine Hände von der Tischplatte. Er hinterließ einen feuchten Abdruck.
    „Der Kerl ist ein Arsch!“
    Valerian war verblüfft. Eigentlich war er es, der die Dinge auf den Punkt brachte und Beleidigungen einflocht. Doch diesmal kam ihm Flint zuvor. Er fasste sich jedoch schnell genug, um zu ergänzen: „Genau, Mann, und was für einer!“
    Linda hob skeptisch die Augenbrauen, schwieg aber.
    Kurz darauf öffnete sich die Tür ein weiteres Mal und Luna trat ein.
    „Professor Lichtenfels lässt ausrichten, dass Sie alle gehen können. Das Beschwörungsseminar muss leider früher beendet werden.“
    Das erfreute Johlen, das sie aus dem Zimmer begleitete, war bezeichnend für die allgemeine Erleichterung.
    „Super! Frei! Gehen wir nach draußen. Hat keinen Sinn auf das Essen zu warten. Ist noch zu früh.“
    Linda fing an zu lachen. „Außer dir hat, glaube ich, niemand an Essen gedacht, Valerian.“
    Die drei verließen das Gebäude.
    „Gehen wir zu dem Waldsee, den Pater Ignatius mir gezeigt hat! Vielleicht sehen wir auch diese seltsamen Augen wieder, von denen ich euch erzählt habe …“ Er hob bedeutungsvoll die Brauen.
    „Du und dieser Hase!“
    „Es war kein Hase! Hasen sind …“
    „… Fluchttiere“, ergänzte Flint freudlos, aber zumindest im richtigen Moment.
    Beim See angekommen, machte es sich jeder so bequem wie möglich. Das hieß für Linda, die Füße im Wasser baumeln zu lassen, für Valerian, lang ausgestreckt im moosgepolsterten Gras herumzuliegen, und für Flint, im Schneidersitz trübsinnig auf die Wasseroberfläche zu starren.
    Linda atmete tief ein und genüsslich wieder aus. „Hier ist es wirklich schön!“
    „Ganz nett, nicht wahr?“
    „Hm“, ergänzte Flint.
    Valerian stützte sich auf den Ellbogen ab und musterte den Geisterseher eindringlich.
    „Okay, Flint, spuck’s aus!“
    Dieser verzog keine Miene. „Was?“, murmelte er lustlos.
    „Ach, komm! Du weißt genau, was ich meine!“
    „Nein.“
    Valerian rollte die Augen. „Es ist kaum zu glauben, wie du manchmal nerven kannst!“
    „Leute, warum verderbt ihr diesen friedlichen Ort?“, beklagte sich Linda.
    „Sag einfach, was du willst, Valerian“, forderte ihn Flint ungerührt auf.
    „Also schön … Ich will wissen, warum Lichtenfels etwas gegen dich in der Hand hat.“
    Flint blickte kurz über seine Schulter, dann wieder deprimiert nach vorne.
    „Was meinst du damit?“, erkundigte sich die Seherin.
    „Na, das ist doch offensichtlich. Lichtenfels weiß, wie er Flint provozieren kann. Außerdem sagte er, er wisse von seinem kleinen ‚Problem‘. Mich würde interessieren, was er damit gemeint hat.“
    Flint schwieg beharrlich.
    Linda sah unruhig von einem zum anderen.
    „Flint?“, fragte sie schließlich vorsichtig.
    „Hm?“
    „Willst du Valerians Frage nicht beantworten?“
    Ihre Stimme war besonders einfühlsam.
    „Okay …“, meinte Flint resigniert. „Das ist eine der ‚Gaben‘, wie es Professor Lichtenfels so schön formuliert hat, die ich als Mitglied einer Umbraticus-Dicio-Familie mitbekommen habe. Linda weiß sicher auch, dass in der Familie immer die gleichen Gaben auftauchen. Manche bekommen mehrere, manche wenige oder gar keine. Ich habe das volle Programm abbekommen.“ Er verzog das Gesicht. Linda und Valerian betrachteten ihn schweigend.
    „Zusammengefasst kann man es so sagen: Ich habe nicht nur die Geistersicht, ich habe auch den ,Blick der Wahrheit‘. Das heißt, ich

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