Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

sehen, dass er mehrmals in Katharinas Richtung blickte und seine Gefühle keinesfalls nur platonischer Natur waren.
    Sie musste gestehen, dass sie enttäuscht war. Etwas mehr Stil hätte ich ihm schon zugetraut. Dieses kleine Magierpüppchen aus arrogantem Hause, was will er denn mit der?
    Um überhaupt etwas zu sagen, wandte sich Linda Flint zu: „Was meinst du, was wird die Mytsereu nachher behandeln?“
    „Um ehrlich zu sein … ich kann mich kaum an die letzte Stunde erinnern. Alles ist irgendwie verschwommen. Ich weiß nur noch, dass es sehr interessant war. Sie muss eine gute Lehrkraft sein …“
    Linda rollte gedanklich die Augen.
    „Gute Lehrkraft“? Alles klar …
    Also war Flint nicht immun gegen diesen Liebeszauber gewesen. Es musste einen anderen Grund gehabt haben, warum er sie so fasziniert angestarrt hatte.
    Linda seufzte enttäuscht.
    Das einzig Gute war, dass die Männer irgendwann immun sein würden. Es war mit Medizin zu vergleichen: Je öfter man beispielsweise Aspirin nahm, desto resistenter wurde man und die einzelnen Dosen mussten erhöht werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Sie hoffte nur, dass das schnell passieren würde, sonst würden die männlichen Studenten nie in vollem Umfang von diesem Unterricht profitieren können.
    Wieder überlegte sie, ob sie nicht doch mit dem Direktor reden oder zumindest ihre Freunde warnen sollte. Doch sie kannte die Wirkung und vor allem die Nebenwirkung von Liebeszaubern. Keiner der „Opfer“ würde ihr glauben. Sie konnte sich sogar richtig unbeliebt machen, wenn sie Mytsereu vor den anderen zu sehr kritisierte. Und was, wenn Sir Fowler sie überhaupt nur deshalb unterrichten ließ, weil sie ihn schon komplett umgarnt hatte? Linda würde sich an Prof. Foirenston wenden. Eine Frau erlag weniger leicht dem Zauber einer anderen Frau und außerdem war sie die „Ansprechpartnerin für persönliche Anliegen“, vergleichbar mit einer Vertrauenslehrerin. Es war ihr ein sehr persönliches Anliegen, dass ihre Freunde nicht Woche für Woche unter einem Zauber standen.
    Sie reckte ihren Hals und konnte entdecken, dass Pater Ignatius und Dozentin Frey an der Dozententafel saßen. Sowohl vom Rektor als auch der Konrektorin fehlte dagegen jede Spur.
    Es war frustrierend, dass manche Dozenten einfach so verschwanden! Ein leises Seufzen entfuhr der Seherin. Linda hasste Untätigkeit, doch dazu fühlte sie sich an diesem Tisch verdonnert. Also beendete sie ihr Essen zügig und erhob sich.
    „Ich gehe noch in den Internetraum. Wir sehen uns dann später.“
    Flint stand ebenfalls auf. „Ich komme mit.“
    Linda erkannte sofort, dass er nur nach einem Vorwand suchte, um den anderen zu entfliehen. Sie nickte schmunzelnd und nahm dankbar sein Angebot an, ihr Tablett mitzunehmen. Ein beladenes Tablett und ihr Blindenstock vertrugen sich einfach nicht.
    Nach kurzer Zeit saßen sie und ihr Laptop im Computerraum. Flint hatte sich zur Meditation zurückgezogen. Er tat das nun mindestens drei Mal täglich, wenn sie richtig mitgezählt hatte.
    Ungeduldig wartete sie darauf, bis ihr Chatprogramm geöffnet wurde. Wenn sie es richtig in Erinnerung hatte, dann müsste ihr Bruder gerade in einer Vorlesung sitzen.
    „magic_z online“, verkündete auch schon die monotone PC-Stimme.
    Linda stöpselte lächelnd ihre Kopfhörer ein (zwecks Privatsphäre) und tippte munter drauflos.
snowflake:
hallo großer bruder!
tu mir bitte mal einen gefallen

magic_z:
aha! so weit sind wir schon!
madame minipig fängt an während der vorlesung zu
chatten!
was unsere mutter wohl dazu sagen wird???

snowflake:
höhö
erstens: ich habe mittagspause und
zweitens: DU chattest gerade in DEINER vorlesung!

snowflake:
was wird unsere mutter wohl – dazu – sagen?!
*triumphierend zu ihm rüberguck*

magic_z:
*wegschau und leise vor sich hinmurmel*
mist, sie hat uns erwischt!
sollen wir uns davon in die knie zwingen lassen?

magic_z:
niemals!
*tuschel*
*dreht sich zu ihr zurück und verschränkt die
arme*

magic_z:
na und? ich bin älter als du
unsere mutter sagt überhaupt nichts
wenn ich meine akademischen studien schleifen
lasse

snowflake:
*hüstel*
ganz klar – sie wird sich richtig freuen
;-)

magic_z:
na ja, freuen wäre vielleicht etwas übertrieben
aber sie sagt sicher nichts dagegen
*davon überzeugt ist*

magic_z:
*trotzdem nicht will, dass sie es ihr erzählt*
*darauf mächtig besteht!*
:-P

snowflake:
:-D
ich lasse mich bestechen
geh mal bitte in google und suche mir