Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
WICCA fast unter dem Gewicht zerquetscht wurde. Ihre Hände lösten sich, als ihr Brustkorb schmerzend zusammengepresst wurde. Mit einer Schnelligkeit, die Tamara ihrem Gegner nicht zugetraut hätte, war der Werwolf wieder auf den Beinen. Er beugte sich über sie. Seine Pranken drückten ihre Schultern zu Boden, sodass die Hexe sich nicht rühren konnte. Sein wilder Atem peitschte gegen ihre Haut und beleidigte ihre Nase. Sie versuchte, seinen Kopf von sich fort zu drücken und auf diese Art Abstand zwischen seine beachtlichen Zähne und ihren Hals zu bringen. Ihre Kräfte begannen jedoch schnell zu schwinden. Es war ein aussichtsloses Unterfangen.
Laut knurrte das Untier.
Er ist einfach stärker als ich. Verdammt!
Doch selbst wenn er es nicht gewesen wäre, allein sein beachtliches Gewicht hätte sie nach unten gedrückt. Als sie spürte, dass ihre Arme jeden Moment nachgeben würden, griff sie zur erstbesten Waffe, derer sie habhaft werden konnte: Magie.
„EXECRATIO MEA ICET TE AD CRUCIATUS AETERNUS!“, keuchte sie so energisch wie möglich.
Die Essenz schoss durch ihre Hände in seinen Körper, lähmte ihn für einen Moment und verschaffte ihr so die Zeit, die sie brauchte, damit ihr Fluch seine Wirkung entfalten konnte. Schnell drückte sie den Werwolf von ihrem Oberkörper.
Luft! Endlich!
Jaulend riss sich der Alpha aus seiner Bewegungslosigkeit und bäumte sich, brüllend vor Schmerz, auf. Sein gewaltiger Körper brach durch das Dickicht, als er von ihr abließ, um vor einem weiteren Angriff zu fliehen.
Die Mühe hättest du dir sparen können.
Tamara hatte mit diesem Zauber all ihre Essenz verbraucht. Das war der stärkste Fluch, den sie kannte. Sie war sich nicht sicher, ob ihr Gegner ihn überleben würde, aber sie wusste, dass er auf keinen Fall zu ihr zurückkehrte. Nun war sie geschwächt. Der letzte Rest an Energie hatte sie verlassen. Sie war für niemanden eine Gefahr mehr. Selbst wenn ihr Leben davon abgehangen hätte, es wäre Tamara nicht möglich gewesen, einen Zauber zu wirken.
Genau dieser Umstand war auch jemand anderem aufgefallen. Wie um sie an ihr eigenes törichtes Verhalten zu erinnern, brachte sich eine Gestalt durch dezentes Rascheln in Erinnerung.
Verdammt! Der zweite Werwolf! Den habe ich völlig vergessen!
Offenbar hatte er seinen flüchtenden Anführer nicht begleitet. Stolz und aufrecht, wenn auch durch sein fehlendes Ohr entstellt, stand er da. Seine gelb leuchtenden Augen beobachteten sie. Langsam schob sich die dunkle Gestalt nach vorne und kam unaufhaltsam näher. Als er direkt vor ihr stand, richtete er sich auf und sein übergroßer Körper warf lange Schatten auf die Hexe. Deren Herz begann zu rasen und pumpte kraftvoll Adrenalin in jede Faser ihres Körpers. Die zwei riesigen Vorderpranken schossen herab und verfehlten sie nur knapp. Tamara hatte sich rechtzeitig zur Seite geworfen. Dabei hatte sie vergessen, dass sie an einem Abhang kämpften. Unaufhaltsam rollte sie nun den Hügel hinab, während der Werwolf die Verfolgung aufnahm und immer wieder versuchte, nach ihr zu schnappen. Seine blitzenden Reißzähne verfehlten sie nur um wenige Zentimeter. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Körper spüren, roch diesen widerwärtigen Gestank.
Als seine Angriffe nicht von Erfolg gekrönt waren, begann er, nach ihr zu schlagen. Und diesmal traf er sie. Die Hexe spürte, wie die Krallen den Stoff ihrer Jacke durchdrangen und ihre Haut verletzten.
Schon im nächsten Moment hatte sie das Ende des Hügels erreicht und blieb auf dem Rücken liegen. Alles drehte sich und ihr war schlecht.
Der Werwolf hatte sie schon fast erreicht, als von der Seite ein Brüllen ertönte. Im nächsten Moment schoss ein dunkelbrauner Blitz heran und warf den gezeichneten Angreifer um. Dieser rappelte sich jedoch schnell wieder auf und rannte einmal mehr auf Tamara zu. Sie hatte den Alpha besiegt, nun musste er ihn rächen.
Joe erwischte ihn jedoch rechtzeitig, verbiss sich in seinem Fell und zog ihn zurück. Der Graue schlug nach ihm, befreite sich und startete eine neue Attacke in Richtung der Hexe. Sein Maul schwebte bereits über Tamaras Kehle, da grub Joe seine Fangzähne in dessen Seite und riss ihn im letzten Moment von der WICCA.
Glitzerndes Blut in seinem Fell überzeugte den Graupelz davon, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, seinem Alpha hinterherzueilen. Winselnd verschwand er in den Büschen und es wurde ruhig im Wald.
Nun waren sie alleine. Ich und der Werwolf …
Tamara
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