Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
was vorgefallen ist.“
„Und was ist mit Maxi? Wieso hat sie keiner vermisst? Ihr hätte auch etwas zustoßen können!“
„Maxima hat ihrem Professor einen Brief zurückgelassen, in welchem sie beschreibt, wie sie zu einer Bekannten reist. Das andere Mädchen war früher mit ihr zusammen im Heim. Eine alte Freundin. Ich selbst hatte bereits Kontakt zu den neuen Pflegeeltern von ihr. Sehr nette Leute. Der Brief war mehr als überzeugend“, erklärte Fowler.
Valerian machte schmale Augen.
„Und er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, ihre Story zu überprüfen?“
„Selbstverständlich hat er das. Professor Pantulescu hat mehrfach bei der hinterlegten Telefonnummer angerufen. Offensichtlich war die Familie jedoch verreist. Man kann sagen, dass sich unsere kleine Maxima eine hervorragende Geschichte zurechtgelegt hat.“
Der Student konnte sich nicht länger beherrschen. Unruhig lief er im Büro auf und ab. „Das ist ja kaum zu glauben! Er hat sich von einer Neunjährigen an der Nase herumführen lassen!“
„Einer außergewöhnlich intelligenten Neunjährigen, wohlgemerkt“, entgegnete der Rektor.
„Trotzdem! Maxi ist für ihren Übermut bekannt. Wie konnte sie einfach so hier rausspazieren, ohne dass sie jemandem persönlich Bescheid sagen muss?“
„Sie ist eine Sensitive, die sich unsichtbar machen kann. Der einzige Weg, sie am Verlassen des Grundstücks zu hindern, wäre, sie auf magische Weise einzusperren. Würdest du das wollen?“
Valerian beschlich auf einmal das ungute Gefühl, mitschuldig geworden zu sein. Er hatte schließlich auch nicht bemerkt, dass Maxi ihm nachgeschlichen war. Wie hätte ausgerechnet Fowler es bemerken sollen, der gar nicht in der Nähe gewesen war?
„Fakt ist aber eines: Sie war dort in einer großen Gefahr! Sie hätten besser auf sie aufpassen müssen! Als Rektor sind Sie für sie verantwortlich!“
Fowler nickte und mit einem Mal wirkte er alt und müde.
„Das siehst du vollkommen richtig. Natürlich werden Maxima in Zukunft nicht mehr so viele Freiheiten erlaubt wie bisher. Sie hat ab sofort auch keine Erlaubnis mehr, dich und die anderen Studenten zu besuchen.“
„Was?“
Valerian fiel aus allen Wolken.
„Warum denn das?“
„Weil Maxima dir und den anderen nachschleicht und Unheil stiftet“, erklärte der Rektor.
„So können Sie das doch nicht sagen …“, versuchte Valerian, die vergangenen Ereignisse zu beschönigen.
„Oh doch, das kann ich. Dass sie dir hinterhergeschlichen ist, zeigt doch, dass ihre Neugierde sie in ungute Situationen bringt. Deshalb erachte ich es als zweckmäßig, wenn sie in ihrer Bewegungsfreiheit beschränkt wird. Streng genommen hatte sie nie die Erlaubnis, sich ständig in eurem Bereich des Hauses aufzuhalten.“
„Aber sie hat uns doch nie gestört“, log Valerian.
Fowler sah ihn skeptisch an.
„Dies aus deinem Mund zu hören, wundert mich wirklich. Ich dachte, dass du keine kleinen Mädchen magst.“
„Ich mag gar keine Kinder.“
„Dann sollte dir dieses Arrangement ja entgegenkommen“, konterte Fowler.
Valerian sah ihn dickköpfig an.
„Ich glaube, sie macht nur dumme Sachen, weil ihr langweilig ist. Die Kleine ist schlicht und ergreifend unterfordert. Außerdem hat sie niemanden in ihrem Alter, mit dem sie spielen kann.“
Valerian schämte sich plötzlich für sein abweisendes Verhalten ihr gegenüber. Er mochte tatsächlich keine Kinder, aber Maxi war nicht irgendein Kind. Sie war Maxi.
Zugegeben, eine Nervensäge ist sie schon.
Aber sie war seine Nervensäge. Der Unsterbliche fühlte sich für das Mädchen verantwortlich. Ganz einfach, weil sie ihn als ihre Bezugsperson gewählt hatte.
Das heißt aber noch lange nicht, dass Fowler das auch erfahren muss! Das könnte ihm so passen …
„Nun, zumindest dieses Problem hat sich nach den Ferien erledigt. Wir bekommen noch mehr jüngeren Nachwuchs. Du siehst also, für Maximas Unterhaltung ist gesorgt. Nun müssen wir uns nur noch um ihre Sicherheit kümmern.“
Fowlers Entgegnung war sowohl überraschend als auch unwillkommen. Valerian hatte sich sehr viel Mühe damit gemacht, sich eine Geschichte zu überlegen, warum Maxima ihn brauchte, nur damit er sie auch weiterhin sehen konnte. Der Grund, ihre Einsamkeit, hatte sich nun jedoch leider in Luft aufgelöst. Das passte dem Unsterblichen gar nicht.
„Ich finde, sie sollte mich trotzdem noch sehen dürfen“, erwiderte er unwirsch.
„In der Tat?“
„Ja!“
„Das musst du mir
Weitere Kostenlose Bücher