Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
Mitglied in der Welt der Begabten, deshalb musst du ein Ritual durchlaufen.“
„Ritual?“
„Genau.“
„Extra für mich?“
„Ja.“
„Cool! Krieg ich dann auch ein Ordensgeheimnis?“
„Klar. Das gehört doch dazu.“
„Geil! In dem Fall komm ich noch mal. Bis später!“
Schmunzelnd sah der ältere Mann zu, wie Valerian aus dem Zimmer stürmte.
Es vergingen nur wenige Sekunden, bis eine zweite Tür geöffnet wurde und im Nebenzimmer lautes Freudengeschrei zu hören war.
Flint strich sich nervös durchs Haar. Katharina hatte sich nicht bei ihm gemeldet.
Ich werde noch wahnsinnig!
Unruhig lief er im Zimmer auf und ab und fragte sich, was er noch tun konnte.
Jetzt weiß ich zumindest, wie sie sich gefühlt haben muss, als ich in den letzten Semesterferien nicht auf ihre Nachrichten reagiert habe. Das ist ja SCHRECKLICH!
Doch die Zeit drängte. Flint musste zurück zu Desmondo. Schnell rannte er die Treppen bis ins Kellergeschoss hinab und kurz darauf nahm der Geisterseher seinem Prüfer gegenüber Platz.
Desmondos Büro war ihm mittlerweile so vertraut wie die anderen Kursräume. Vermutlich, weil er hier einen der intensivsten Momente im letzten Jahr erlebt hatte.
„Wie geht es Ihnen?“, erkundigte sich der Professor.
Flint warf ihm einen verhaltenen Blick zu. Er konnte es sich nicht erklären, aber immer wenn ihn der Mann das fragte, dann meinte er, einen Chirurgen vor sich zu sehen, der jeden Moment an ihm einen lebensgefährlichen Eingriff vornehmen würde. Dementsprechend fühlte er sich dabei.
„Wie immer“, gab er zurück und war froh, dass dem tatsächlich so war.
Streng genommen fühlte er sich sogar ein wenig besser als sonst. Er hatte seine Prüfung sowohl hinter sich gebracht als auch bestanden. Wenn er jetzt noch wüsste, dass es Cat gut ging, dann wäre er ein glücklicher Mann.
Jetzt fehlt nur noch die Aufnahme in meinen Orden.
„Mein Orden“ – das klang zwar noch etwas fremd, doch er hatte das Gefühl, dass es mit der Zeit besser werden würde. Wenn er daran dachte, was für eine schlechte Meinung er anfangs über Professor Desmondo gehabt hatte, dann musste er zugeben, dass er sich geirrt hatte. Sein Prüfer hatte sich als kompetent und zuverlässig erwiesen. Er war zwar nicht besonders empathisch, aber dafür machte er einen ruhigen und stabilen Eindruck auf den Studenten.
Das ist mehr, als man von meinem zukünftigen Ordensoberhaupt sagen kann …
Wieder einmal fragte er sich, wie wohl die Rolle von Gustave Stolz in dem Aufnahmeprozedere aussehen würde.
„Sind Sie aufgeregt?“, wollte der Professor nun von ihm wissen.
Flint dachte über die Frage nach und beschloss, dass es gar nicht möglich war, nicht aufgeregt zu sein. Die grässlichen Bilder, die er sich vor Beginn der Prüfung in den schillerndsten Farben ausgemalt hatte, kehrten zu ihm zurück.
„Etwas …“, gab er zu.
„Dazu besteht keine Veranlassung. Sie haben die Prüfung bestanden und somit alles hinter sich, was auf irgendeine Weise schmerzhaft oder anstrengend sein könnte. Jetzt kommt der angenehme Teil“, versprach sein Ordensvertreter.
Der junge Geisterseher erinnerte sich noch an die harten Auseinandersetzungen, die er zu Beginn der Prüfung mit seinem Professor gehabt hatte. Wie er jede Bekundung seiner Unterstützung angezweifelt hatte. Nun musterte er sein älteres Gegenüber nur kurz und nickte dann.
„Wenn Sie das sagen, dann glaube ich Ihnen.“
Flint war sich nicht sicher, doch er meinte, auf dem Gesicht des anderen ein kurzes Aufglimmen von Stolz gesehen zu haben. Es überraschte ihn selbst, wie zufrieden ihn diese Erkenntnis machte.
So skurril mein Orden auch ist, offenbar kann man auch hier Leute finden, auf die man sich verlassen kann.
Kapitel 60
Cat gähnte und räkelte sich genüsslich, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Sie hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen.
Sie drehte sich auf die andere Seite und gönnte sich noch ein paar faule Minuten. Sie hatte es sich redlich verdient. Richtig Urlaub hatte sie zwar erst, wenn sie im Orden aufgenommen worden war, aber ein bisschen ausschlafen wollte sie trotzdem. Im Bett liegen zu bleiben und nicht gleich aufstehen zu müssen, das hatte etwas sehr Entspannendes. Sie genoss es. Doch dann fiel dem Medium wieder ein, was Patricia ihr für heute versprochen hatte, und sie warf förmlich ihre Decke von sich.
Reiten! Endlich wieder einmal reiten!
Schnell eilte sie ins Bad, duschte und machte sich
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