Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
jetzt erklären. Schließlich hast du mir doch gerade gesagt, dass du keine Kinder magst, und ich habe dir aufgezeigt, warum Maxima durch den Kontakt mit dir und deinen Freunden in Gefahr gerät. Warum sollte ich erlauben, dass ihr euch immer noch seht?“
Die Grundvoraussetzung für das Gespräch hatte sich um hundertachtzig Grad gedreht. War Valerian zu Beginn noch derjenige gewesen, der sein Gegenüber beschuldigt und in Zugzwang gebracht hatte, so war es nun an ihm, sich zu erklären.
Verdammter Mist! Heute läuft aber auch gar nichts, wie es soll!
Er dachte nicht daran, seinem Rektor zu antworten. Trotzig baute er sich vor ihm auf und schob seine Hände in die Hosentaschen.
„Ich könnte auch einfach deine Gedanken lesen“, entgegnete Fowler ungeduldig.
„Schön, dann sage ich es halt! Ich möchte, dass Maxi weiter zu mir kommt, weil … weil sie nicht immer total schrecklich ist …“
„Ah … manchmal ist also weniger schrecklich?“
„Richtig!“
„Richtig. Verstehe.“
Beide sahen sich schweigend an. Fowler schien auf weitere Ausführungen zu warten, während Valerian nicht verstehen konnte, warum der andere sich so zierte, nachdem er ihm so „offen“ sein Herz ausgeschüttet hatte.
„Ist das alles?“, wollte der Rektor schließlich wissen.
„Was wollen Sie denn noch hören?“
Valerians Stimme war geradezu aggressiv.
„Zum Beispiel, dass du und Maxima euch angefreundet habt und deshalb gerne Zeit miteinander verbringen würdet.“
„Hab ich doch gerade gesagt!“
Fowlers Brauen hoben sich.
„Dann muss ich dich ganz offensichtlich falsch verstanden haben“, bemerkte er trocken.
„Tja, offensichtlich!“
Natürlich realisierte der Unsterbliche, dass er sich gerade wie ein Pubertierender verhielt, aber es war ihm egal. Er mochte Fowler zwar, aber das bedeutete nicht, dass er ihm alles erzählte, was ihn bewegte.
„Interessant“, bemerkte Fowler.
„Was?“, fragte Valerian misstrauisch.
„Als ich vorhin mit Maxima sprach, erzählte sie mir etwas Ähnliches.“
„Tatsächlich?“
Nun war der Unsterbliche ganz Ohr.
„Ja. Sie machte ein riesiges Spektakel, als ich ihr von dem Verbot erzählte. Sie hat darauf bestanden, dass sie in deiner Nähe bleiben müsse. Schließlich bedürftest du ihrer ständigen Aufsicht, damit sie dich retten könne.“
Valerian fiel kraftlos in einen der Sessel vor Fowlers Schreibtisch.
„ Ich muss von ihr gerettet werden?“, fragte er empört.
„Nun, es ist nicht gänzlich aus der Luft gegriffen. Streng genommen hat sie dich tatsächlich gerettet. Und Heinrich Vollmer obendrein.“
Toll, jetzt brauchst du auch noch ein kleines Mädchen, das dich rettet. Ganz toll, Champ! Du bist der Held!
„Na, ganz toll! Dürfen wir uns jetzt sehen, oder was?“
„Sie wartet nebenan bei Luna. Ich habe ihr gesagt, dass ich erst mit dir sprechen und eine Einwilligung einholen müsse. Immerhin – Strafe muss sein.“
Valerian war erleichtert und sprang auf. Als er bei der Tür angelangt war, hielt er jedoch noch einmal inne.
„War das nun eine Prüfung oder nicht? Und wenn ja, habe ich sie bestanden?“
Der Gedanke war ihm gerade erst gekommen.
Er war sich nicht sicher, aber er hätte schwören können, dass Fowlers Mundwinkel kurz in die Höhe zuckten.
„Hast du denn etwas gelernt?“, fragte ihn der ältere Mann.
Valerian runzelte die Stirn. Er konnte diese Frage noch nie leiden. Auf der anderen Seite sah er durchaus ein, dass sie berechtigt war. Also durchforstete er sein Gehirn nach einer passenden Antwort.
Schließlich nickte er zufrieden.
„Ich habe gelernt, dass alte Männer nicht immer so harmlos sind, wie sie aussehen. Dass man von fremden Leuten kein Essen annehmen darf. Dass kleine Mädchen neugieriger sind, als es ihnen guttut. Das tote Magier nervtötender sind als noch zu Lebzeiten. Und – dass Unsterbliche erst nach der Wandelung unsterblich sind. Vorher tut jede Wunde saumäßig weh und das sollte tunlichst vermieden werden.“
Fowler wiegte nachdenklich seinen Kopf hin und her, bevor er antwortete: „Ich denke, das kann man vorerst so durchgehen lassen.“
„Ha! Sehr gut!“
Valerian griff nach der Klinke und zog die Tür auf.
Fowler erhob sich schnell und beeilte sich, ihm nachzurufen: „Komm nachher bitte noch einmal hierher! Du musst noch deinen Ordensschwur leisten!“
Der Unsterbliche runzelte die Stirn. „Ich bin doch gar nicht in einem Orden.“
„Das mag sein, aber du bist nun ein erwachsenes
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