Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
die armen Wachmänner, weil die wiederum nichts Besseres zu tun hatten, als überall nach zwei entlaufenen kleinen Jungs zu suchen. Ob denn der Werkschutz zu irgendetwas gut wäre, witzelten sie, wenn sie nicht mal in der Lage wären, ein paar Kinder zu fangen.
Doch bald sollte sich ihre Meinung zum Thema Werkschutz ändern. Denn jetzt bemerkte der eine oder andere Herumstehende verblüfft, wie eine Kolonne Miniaturkampfpanzer aus der Robotik angewalzt kam. Sie stupsten ihre redseligeren Kollegen an, die noch gar nicht bemerkt hatten, was da auf sie zurollte. Das Militärforschungsprogramm der Robotikabteilung war garantiert streng geheim, und ich hätte wetten können, dass nur die wenigsten Immens-Mitarbeiter darüber Bescheid wussten: Denn jetzt glotzten sie alle erst mal, als ob sie im falschen Film gelandet wären. Die Gespräche verstummten abrupt. Die Leute hörten schlagartig auf, sich darüber zu beklagen, wie sehr sie sich den ganzen Tag in ihrem Job langweilten. Nur noch das Rattern der Panzerketten und das Surren der Servomotoren war zu hören. Die Roboter reihten sich alle fein säuberlich in einer Reihe auf. Die versammelte Belegschaft der Immens AG gaffte die waffenstarrenden Killerapparate an wie geklont. Keiner konnte glauben, was er da sah. Nur die Wachleute schienen irgendwie auf diese Situation vorbereitet zu sein. Doch sie waren nur mit Taschenlampen bewaffnet und konnten nichts anderes tun, als sich ein wenig zu ducken.
Mülli und ich standen in zweihundert Metern Entfernung, am hinteren Ende der Robotikhalle. Stolz besah sich Mülli sein Werk. Nun würde er gleich die Aufmerksamkeit wirklich aller Wachleute und auch der anderen Angestellten haben. Er blickte grinsend zu mir, während ich fluchtbereit, mit der Hand am Notausgang neben ihm stand. »Fertig?«, fragte er.
»Alles klar!«, gab ich zurück. Und dann – drückte er auf den Feuer-Knopf.
Wir hörten nur einen entfernten Widerhall von dem, was draußen abging. Doch nach dem Lärm und Geschrei zu urteilen, war es mit der Langeweile auf jeden Fall vorbei. Die ganze Batterie von Kampfpanzern eröffnete das Feuer – zwar nur in die Luft, mit Platzpatronen, Leuchtkugeln und Rauchgranaten, aber das wussten die anderen ja nicht. Sie schrieen und kreischten und flohen panisch in alle Richtungen, während die Wachleute in Deckung gingen und drohend ihre langen schwarzen Taschenlampen schwenkten. Dann drückte Mülli irgendwelche anderen Knöpfe, und die Roboterbatterie begann vorzurücken: quer über den Platz kam sie, lärmend und qualmend und schießend. Es pfiff und kreischte und ratterte und knallte, und alles floh auseinander, auf Stöckelschuhen staksend, Krawatten und Aktenkoffer schwingend. Kugelschreiber flogen aus Brusttaschen und wurden einfach liegen gelassen. Taschenrechner und Handys fielen von Gürtelclips zu Boden, und keiner bückte sich danach. Die Angestellten flohen einfach nur so schnell sie konnten in ihre Bürogebäude aus Stahl und Glas, und ich hätte wetten können, dass sie zum ersten Mal bereuten, Büros mit Glasfassaden zu haben, denn gegen einen wild gewordenen Killerroboter bot Glas keinen besonders guten Schutz. Keiner hatte gemerkt, dass die putzigen kleinen Robokrieger gar keinen Schaden anrichteten, sondern nur Lärm und Rauch verursachten.
Aber dafür war die Luft auf unserer Seite des Gebäudes jetzt hoffentlich rein. Mittlerweile hatten wir die Astronauten-Anzüge abgestreift, damit wir wieder wie ganz normale Jungs aussahen. Ich drückte die Tür des Notausgangs auf und lauschte, ob sie einen Alarm auslöste. Ich hörte nichts, aber das konnte auch daran liegen, dass unser kleines Ablenkungsmanöver einfach zu viel Lärm machte.
»Los!«, rief ich Mülli zu. Schweren Herzens riss er sich von seiner Androidenarmee los und sprintete mir hinterher aus dem Gebäude. Tatsächlich, hier hinten auf der Rückseite des Gebäudes war gar keiner mehr. Alle waren beschäftigt. Und da erblickte ich – den Zaun des Firmengeländes! Unweit vor uns war ein Drehgitter von der Sorte, das Leute herauslässt, aber nicht wieder hinein. Ich sprintete darauf los, Mülli an meiner Seite, während um uns herum schon hier und da erste Leuchtkugeln undRauchgranaten von der Plaza einschlugen und zusätzlichen Sichtschutz boten. Perfekt!
Noch ein paar Schritte und wir würden es geschafft haben. Da hörte ich durch die Rauschschwaden ein trampelndes, bebendes Geräusch. Etwas stürmte auf uns zu! Ich drehte mich beunruhigt
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