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Die da kommen

Die da kommen

Titel: Die da kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Jensen
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kommt der Laster, und hier kommt der Schwöden-Mann. Da kommt der Laster-Baster und fährt Mr Schwöden platt!« Er hat den Laster in der einen und Jonas in der anderen Hand und macht die klassischen Geräusche, darunter das kawumm aus meinen Kinder-Comics. »Brumm, brumm, brumm, peng, kawumm, aaahhh.« Er schiebt sie auf dem Boden aufeinander zu, bis sie zusammenstoßen. »Oooh, oooh, die Kinder hassen mich, sagt Mr Schwöden, ich muss unter einen Laster laufen! Rums! Aaahhh! Jötzt bün üch tot!«
    »Woher weißt du, dass er so gestorben ist, Freddy K?«, frage ich mit krächzender Stimme. »Du warst nicht dabei, Freddy K.«
    »Einer von uns schon.« Er wühlt in den Lego-Steinen und schaut hoch. »Vielleicht der, der das gemacht hat.« Er zeigtauf meinen linken Arm und drückt mit seinem kleinen Finger darauf. »Ihr habt gemacht, dass wir geboren werden, und dann habt ihr gemacht, dass wir so leben. Also solltet ihr ins Gefängnis.«
    »Wie meinst du das, Freddy?«, fragt Stephanie.
    »Was?« Sein Gesicht wird schlaff, sein Körper sinkt leicht in sich zusammen. Er gähnt, als wäre er erschöpft, und blinzelt dann mehrmals schnell hintereinander. »Ich weiß nicht.«
    »Freddy?«, wiederholt sie. Er schüttelt kurz und scharf den Kopf, als würde ihn ein Insekt belästigen, und tastet nach dem nächsten Chip. »Freddy? Kannst du mir antworten? Kannst du mir erklären, was du damit sagen willst?«
    »Kommt heute ein Fußballspiel?« Am Wochenende haben wir manchmal zusammen Sport geschaut. »Ich würde mir gern eins ansehen. Ich bin total müde.«
    »Nein. Aber du kannst dich aufs Sofa legen und dich ein bisschen ausruhen. Was sagst du dazu?«
    »Nein. Warte.« Er holt tief Luft, und ein Schauer durchläuft ihn. Er ist sehr deutlich zu sehen, arbeitet sich wie eine breite Strömung von oben nach unten durch seinen Körper. Dann sitzt er ganz aufrecht, lächelt, greift nach der Chipstüte und verschlingt eine ganze Handvoll auf einmal. »Was ist mit dem anderen Mann?«, fragt er. Seine ganze Energie ist wieder da. »Na los, den machen wir jetzt!«
    »Welcher andere Mann?«, will Stephanie wissen.
    »Der andere Mann! An dem anderen Ort!«, sagt Freddy aufgeregt und wühlt in den Lego-Steinen herum.
    Stephanie leckt sich über die Lippen. Sie scheinen sehr trocken zu sein. Der Lippenstift ist verschwunden. »Woher weißt du, dass es noch einen anderen gab?«
    Freddy zuckt mit seinen winzigen Vogelknochenschultern. »Ich weiß es einfach. In den Geschichten gibt es immer von allem drei.« Das stimmt. Vielleicht habe ich es ihm sogar erzählt.Drei Brüder, drei Wünsche, drei Chancen. Drei Arten zu sterben. »Nur gibt es noch viel mehr. Ihr wisst bloß nichts von den anderen.« Er grinst. »Sag es, Hesketh. Na los.« Er bohrt mir seinen winzigen Finger in die Rippen. Ich soll sagen: Noch nicht. Aber ich will nicht. Er nimmt die kleine Jonas-Figur und überfährt sie noch einmal mit dem Laster. Und noch mal. Und noch mal. Brumm, brumm, brumm. Kawumm! Aaahhh! »Sie haben Angst bekommen. Wir haben ihnen Angst gemacht. Es war cool. Wir haben geschafft, dass sie aufhören.« Er wühlt in der Kiste, bis er die gesuchte Figur findet. Sie ist braun. Er hält sie hoch.
    »Was meinst du damit, dass sie Angst bekommen haben? Wer ist wir?«
    »Und dann ist er hier gestorben.« Er leckt sich das glitzernde Salz vom Mund. Es hat einen rosa Heiligenschein in seine Haut gebrannt. Die Farbe erschreckt mich. Sie sieht aus wie eine offene Wunde. Meine Kehle wird eng. Oft ist es ein Zeichen dafür, dass ich etwas fühle. Es könnte tief und schrecklich sein. Rasch falte ich im Geist einen ozuru. Dann mit Höchstgeschwindigkeit einen Frosch, einen Würfel, einen Drachen und eine Lotusblume. Aber ich verpfusche sie, sie fallen in sich zusammen.
    »Was meinst du damit, Freddy K?«
    Er deutet mit dem Finger auf den Globus. »Da.« Freddy hat einen fettigen, kleinen Fingerabdruck im persischen Golf hinterlassen. Ahmed Farooq. »Er hat etwas Giftiges gegessen. Aber seine Augen sind nicht herausgeploppt. Dann ist der andere von einem Turm gesprungen, der noch nicht fertig war.« Er fischt einen rosa Mann aus der Plastikkiste, setzt ihm einen grünen Helm auf und drückt ihm einen Schraubenschlüssel in die Hand. Er stellt den Mann auf die Kante des Schiffes und stößt ihn hinunter. De Vries.
    »Woher weißt du das?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Du hast auch das Mädchen gesehen. Ich habe den Wolkenkratzer in meinem Zimmer. Er heißt der

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