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Die da kommen

Die da kommen

Titel: Die da kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Jensen
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Lampe, die ich nicht kenne, und einen Teppich, den ich als westmarokkanisch identifiziere.Es liegt mehr Frauenkram herum als zu meiner Zeit. »Sieh mal.« Freddy deutet auf die Tiere, die er aufgereiht hat, damit sie an Bord des Schiffes gehen können, wenn es fertig ist. Bauernhoftiere aus Plastik, die meisten abgestoßen vom übereifrigen Spiel. Aber auch Lamas, Eidechsen, Wölfe, Geier und eine Giraffe. Einige Dinosaurier. »Hey, Steph, gibt es noch mehr zu essen?«
    »Was möchtest du denn?«
    »Chöps! Chöps! Chöps!«
    »Hm. Die sind für besondere Gelegenheiten«, sagt sie. »Ich glaube nicht, dass deiner Mama das gefallen würde.«
    Wieder die tiefe Stimme: »Mom öst nöcht hör. Also göb mür Chöps.«
    »Was sagst du, wenn du etwas haben möchtest?« Ihm zu gefallen, ist ihr wichtiger, als Kaitlin zu gefallen. Das hat durchaus eine Logik. Kaitlin gehört ihr ja schon.
    »Ich sage: Ond öin bösschen Soft. Bötte.«
    Kurz darauf kommt sie mit einer Tüte Chips und einem Glas Orangensaft zurück. »Danke-dinke-donke-dunke.« Draußen heult eine Polizeisirene, und er macht sie nach: wuu-wuu-wuu-wuu!, reißt die Tüte auf und beginnt zu essen. Chips mit Käse-und Zwiebelgeschmack.
    Stephanie nickt mir zu. Jetzt. Ich bereite mich vor, indem ich anfange, ganz sanft zu schaukeln.
    »Ich habe eine Geschichte für dich, Freddy K.«
    »Cool«, sagt er und rutscht näher heran. Er mag meine Geschichten. Vielleicht glaubt er, ich würde sie mir ausdenken. Aber das mache ich nie. Ich wäre gar nicht dazu fähig. Stephanie sitzt ganz still da.
    »Ein Mann namens Sunny Chen hat gemerkt, dass Leute bei der Arbeit gegen die Regeln verstoßen haben. Also hat er sie verraten. Aber dann ist er gestorben. Kurz bevor er starb, hat er ein paar Sachen gezeichnet.«
    »Cool. Konnte er gut zeichnen?«
    »Das kannst du selbst entscheiden. Ich zeige sie dir.«
    Ich will gerade die Mappe aufklappen, als er plötzlich fragt: »Hat er Aaahhh gerufen, als er in die Maschine gefallen ist?« Durchweichte Krümel fliegen aus seinem Mund, während er spricht. Der Geruch prickelt in meiner Nase. Ich lege die Mappe beiseite.
    »Was hast du gesagt?«
    Freddy grinst. »Ist er so gestorben?« Er nimmt eine kleine rote Lego-Figur mit einem weißen Helm und hält sie zwischen Daumen und Zeigefinger vors Gesicht. »Ich bin die Maschine.« Dann wirft er rasch den Kopf zurück, öffnet den Mund, der noch voller halb zerkauter Chips ist, und lässt die kleine Figur hineinfallen. Es geht fast zu schnell, um es zu registrieren. Stephanies Gesicht ist starr, doch sie holt scharf Luft, als Freddy so tut, als würde er den Lego-Mann schmatzend aufessen. Ich beobachte ihn einfach nur und schaukle. »Mmmm«, sagt er. »Lecker. Schöne, knusprige Knochen. Knirsch-knusper-kracks.«
    Dann spuckt er Sunny Chen zusammen mit Speichel und Chipsstückchen aus und leckt sich das Salz von den Lippen.
    Ich muss einige ozuru falten. Aus dem Augenwinkel sehe ich den kleinen Lego-Mann, an dem matschige Chips kleben, in einer Lache aus Spucke liegen. Als Stephanie spricht, registriere ich, dass sie sich um eine ruhige Stimme bemüht.
    »Freddy, woher weißt du, wie Sunny gestorben ist?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Weiß ich einfach.«
    Sie schaut mich an. Jetzt du. Ich schaukle noch immer. »Danach ist ein weiterer Mann gestorben. In einem anderen Land – Schweden.« Keine Reaktion. »Weißt du, wo Schweden liegt?«
    »Schwöden? Nee.«
    Freddys Globus steht auf der Anrichte. Stephanie holt ihn. Ich stelle ihn neben das Schiff auf den Couchtisch.
    »Geografieunterricht.« Ich zeige ihm Taiwan und dann Schweden. Stephanies Blässe leuchtet fast. Sie kann sehr gut absolut still sein. Eidechsen und andere Reptilien können das auch. Freddy ist sich anscheinend nicht des Eindrucks bewusst, den er bei uns hinterlassen hat, kaut weiter Chips und trinkt einen Schluck Saft, der ihm übers Kinn läuft. Stephanie versucht, ihn abzuwischen, doch er entzieht sich ihrem Griff.
    »Also ist der Schweden-Mann gestorben«, sagt Freddy.
    »Der Schwede«, korrigiere ich ihn. »Ein Mann aus Schweden heißt Schwede. Eine Frau Schwedin.«
    »Schwöde«, sagt Freddy. »Schwödin. Ich wette, so reden die da. Hollo, üch bün öin Schwöden-Mann aus Schwöden.«
    Ich gebe ihm eine zweite Lego-Figur. Eine gelbe. Er hält die Chipstüte immer noch in der Hand, legt das Männchen auf den Teppich, wühlt in der Kiste und holt einen grünen Lastwagen heraus.
    »Hier ist die Straße. Und hier

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