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Die da kommen

Die da kommen

Titel: Die da kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Jensen
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Umerziehungsprogramm zu beschleunigen.
    Außerdem berichten die Nachrichten über ein Zugunglück bei Leeds, das über fünfzig Tote gefordert hat.
    Falls es Sabotage war, wird man es herunterspielen. Genau wie alle weiteren Vorfälle. Doch welcher Zensur man die öffentlichen Medien auch unterwirft und sosehr sich Handel und Industrie auch bemühen, Beweise für die Krise zu unterdrücken, dürften Umfang und Art des Phänomens – das meines Erachtens auf einen Höhepunkt zustrebt – inzwischen öffentlich bekannt sein. Ich bezweifle nicht, dass in den Internetforen schon alle möglichen Theorien über eine Invasion Außerirdischer und andere übernatürliche Phänomene kursieren.
    Natürlich ist Professor Whybray aus dem Ruhestand zurückgekehrt. Wie könnte er einem solchen Auftrag widerstehen? Oder ich? Es mag eine Weile dauern, bis ich nach Arran, zu meinen Spaziergängen an der Küste, zu meinen Wörterbüchern und meinem Einsiedlerkrebs zurückkehren kann. Doch während mich die Aussicht, mit meinem Mentor an der größten Herausforderung unser beider Karriere zu arbeiten, mit Aufregung erfüllt, verspüre ich auch Angst. Und die konzentriert sich auf Freddy.
    Um fünf ruft Stephanie aus dem Krankenhaus an. Kaitlin ist noch bewusstlos. Es besteht das Risiko, dass das Gehirn weiter anschwillt und blutet, was zu Krampfanfällen führen kann. Sie hat Medikamente erhalten, um die Gefahr derartiger Sekundärverletzungen zu reduzieren.
    »Das Krankenhaus ist völlig überfüllt. Und es kommen ständig neue Fälle herein. Sie erhält nicht die Behandlung, die sie eigentlich braucht. Ich bleibe über Nacht hier. Ich habe Freddy gemeldet. Naomi wird ihn so schnell wie möglich in der Einrichtung in Battersea unterbringen.«
    Erleichterung durchflutet mich. Professor Whybray und ich werden daran arbeiten. Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen. Aber wir werden es verstehen. Und dann lösen.
    »Hesketh. Falls Freddy in einer Fugue gehandelt hat, kann es durchaus sein, dass er sich seiner Tat nicht bewusst ist. Aber wenn er fragt, müssen wir überlegen, was Kaitlin sich wünschen würde.« Stephanie schweigt eine Weile. Als sie weiterspricht, klingt sie gefasster. »Sag ihm, es war ein Unfall und nicht seine Schuld.«
    Sie wünscht mir noch viel Glück mit Freddy und legt dann auf.
    Eigentlich will ich bis zum Morgen warten, bevor ich mit dem Jungen spreche, aber als ich nach oben gehe, um nach ihm zu sehen, ist er noch wach, hat rosige Wangen und sieht fiebrig aus. Er hört eine Geschichte über Kopfhörer. Ein kleines Nachtlicht beleuchtet seine ganzen Sachen: den großen Lego-Kran, der einen Korb voller Dinosaurier hebt; seine groben, lebhaften Bilder von Tieren und Kampfszenen; die birnenförmigen Gestalten aus schmutziger Knetmasse und rissigem Ton und einige der Origami-Modelle, die ich für ihn gefaltet habe – ein Hummer, ein Flamingo, eine Schildkröte, einige große Würfel und Satoshi Kamiyas teuflisch komplexer Drache. Ich nehme ihm den Kopfhörer ab und ziehe ihn hoch, bis er sitzt.
    Er grinst. Drei Zahnlücken. Oben zwei Schneidezähne und einer der unteren Eckzähne.
    Menschliche Zähne entwickeln sich im Embryonenstadium im Mutterleib, lange bevor sie den Kiefer des Babys durchbrechen. Alle zwanzig Milchzähne sind schon lange vor der Geburt aufgereiht.
    Was sonst hat auf den richtigen Zeitpunkt gewartet?
    »Deine Mama ist noch bewusstlos«, sage ich. »Durch den Sturz hat sie eine Blutung im Gehirn erlitten. Wir wissen nicht, wann sie wieder aufwacht. Oder ob.«
    Er reißt die Augen auf. Sein Mund kämpft mit Worten, die nicht kommen. Als sie kommen, ist er eindeutig verwirrt.
    »Aber … aber, Hesketh … Aber … Ich meine, Mama … Was hast du über …«
    Er hält inne, blinzelt und holt tief Luft. Sein Körper zuckt kurz, bevor er sich wieder beruhigt. Dann sitzt er ganz gerade da.
    »Hallo, Hesketh.«
    Hallo? »Freddy K? Hast du gehört, was ich über deine Mama und das Krankenhaus gesagt habe?«
    »Ja. Cool.« Cool? Er kann es nicht richtig begriffen haben. Ich warte ab. Aber es kommt nichts.
    »Freddy K?«
    Sein Kopf zuckt kurz und unwillkürlich. »Ja?«
    »Es war ein Unfall. Nicht deine Schuld.« Das Lügen fällt mir leichter als erwartet. Mentale Vorbereitung ist nützlich.
    »Warum sollte es?« Er scheint aufrichtig verwirrt.
    »Na ja, Freddy K. Es sieht so aus, als hättest du oben an der Treppe gestanden. Nur du warst bei ihr, als es passiert ist.« Ich kann nicht

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