Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
dann folgten ihr der Autarch und die Teppichsklaven.
    Die Tür zum Palasthof war offen, der geometrische Garten mit Leibern übersät, von denen manche noch stöhnten und zuckten, andere sich schon nicht mehr regten. Einige Höflinge waren sogar auf Bäume geklettert, um den Hutschlangen zu entkommen, und klammerten sich jetzt mit einer Hand im Geäst fest, während sie mit der anderen wütende Wespen zu verscheuchen suchten, doch ihre Schreie und die Leichen, die am Fuß mancher Bäume lagen und über deren Gesichter immer noch glänzend schwarze Insekten krabbelten, kündeten — selbst durch den Zaubernebel des Priesters — von der Vergeblichkeit des Unterfangens. Der Nebel schien sich mit dem Autarchen zu bewegen, wohin er auch ging, so wie der königliche Sonnenbaldachin, den Sklaven an besonders heißen Tagen über ihn zu halten pflegten. Jellonische Garden, die in den Thronsaal zu gelangen versuchten, um ihren Herrscher zu schützen, stürmten an der kleinen Prozession vorbei, als sähen sie sie gar nicht.
    Vash hatte schon öfter Hutschlangen gesehen, wenn auch nie in so großer Zahl, aber so etwas wie diese Riesenwespen war ihm noch nie begegnet — Kreaturen, die nur den Drang zu haben schienen, sich auf alles zu stürzen, was sich bewegte, und es so lange zu stechen, bis die Bewegung erlahmte. Trotz des mörderischen Wahnsinns um sich herum fragte er sich, wo sie herkamen.
    Als sie das Tor erreicht hatten, befahl Sulepis dem Priester: »Mehr Rauch. Das wird die Menge ablenken.« Der Autarch wartete gelassen, bis seine Wachen das mächtige Torgitter hochgekurbelt und die Riegel des äußeren Tors geöffnet hatten. A'lat rieb wieder eine seiner Rauchfrüchte, bis sie ihr Werk tat, und hielt sie in der Hand, während er den Autarchen und dessen Teppichsklaven zum Palasttor hinausführte. Die Menschen, die zuvor geordnet die Straße gesäumt hatten, waren jetzt ein wirres Gedränge und versperrten dem Autarchen den Weg.
    A'lat entzündete eine zweite Rauchkugel und hielt nun beide hoch. Die Jellonier wichen ängstlich und verblüfft zurück. Sulepis hob die Hände.
    »Der große Gott des Feuers hat euren verderbten König vernichtet?«, rief er, und einige in der Menge schrien auf, während andere in bestürztes Gemurmel ausbrachen. »Er hat Unheil vom Himmel selbst auf Hesper herabgesandt — stechende Insekten, grimmige Schlangen, Löwen und Drachen! Lauft! Lauft, dann könnt ihr euch vielleicht noch retten!«
    Während einige Jellonier davonstrebten, andere erbost und misstrauisch vorwärtsdrängten, das Gros aber nur fassungslos dastand, kam der erste Wespenschwarm aus dem offenen Palasttor, flog am Autarchen und seinem Gefolge vorbei, als wären diese gar nicht da, und stürzte sich wie eine Todeswolke auf die Nächststehenden. Als die Gestochenen schrien, suchten viele andere ihr Heil in der Flucht. Gleich darauf krochen ein Dutzend riesiger Schlangen durchs Tor ins Sonnenlicht heraus, und die restliche Menge stob in blinder Panik auseinander. Die kleine Prozession des Autarchen zog die Straße zum Hafen hinab, wobei die Teppichsklaven ihr Bestes gaben, stets die goldene Bahn vor den Füßen ihres Gebieters zu erneuern.
    »Löwen und Drachen?« Vash sah sich ängstlich um.
    »Die Geschichte der Geschehnisse an diesem Ort wird mit jeder Wiederholung ausgeschmückt werden«, sagte der Autarch. »Ich habe lediglich ein paar Details hinzugefügt, damit das Endergebnis umso beeindruckender sein wird.«
    Olin Eddon hatte das aschfahle Gesicht eines Mannes, der einen Alptraum durchlebt, und wankte ein wenig im Gehen. Die Wachen traten näher an ihn heran, um ihn zu stützen.
    »Ist Hesper tot?«, fragte Vash.
    »Oh, ich hoffe nicht.« Sulepis schüttelte den Kopf. »Mir ist die Vorstellung lieber, dass er seine letzten Wochen vor dem Vergiftungstod darauf verwendet, sich Gedanken darüber zu machen, was es heißt, mich zu betrügen, wohl wissend, dass ich zurückkehren werde, wann es mir beliebt, um mir sein kleines Land einzuverleiben wie Zuckerwerk.« Er blieb stehen und blickte auf Gremos Pitra zurück, das längliche Gesicht ganz heitere Gelassenheit. »Hiernach werden die Jellonier am Tag meiner Wiederkehr auf den Knien vor mir kriechen. Sie werden darum betteln, Sklaven von Xis werden zu dürfen.«
    »Nicht jeder im Norden wird darum betteln, versklavt zu werden«, sagte Olin finster. »Ihr könntet die Feststellung machen, dass viele lieber sterben würden, als das Knie vor Euch zu beugen.«
    »Auch das

Weitere Kostenlose Bücher