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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu diesem Hund Enander ...« Er verstummte und sah sich verwirrt um, als wäre er gerade aufgewacht. Dann blinzelte er und wischte sich rötlichen Speichel vom Kinn. »Sei's drum«, sagte er. »Ich werde lange genug leben, um Euch schreiend zur Hölle fahren zu sehen, Xander.«
    »Ihr versteht immer noch nicht, was?« Sulepis lächelte. »Ihr werdet sterben, Hesper, weil Ihr vergiftet wurdet — ich habe meinen Arm von Xand bis hierher gestreckt, um das zu bewerkstelligen.« Er grinste, wodurch er nur noch raubtierhafter aussah. »Ihr seht, es ist noch schlimmer, als Ihr dachtet. Ananka hat Euch nicht nur verlassen, sie hat zuvor noch mein Gold genommen und Euch den Tod in Euren Becher gegossen.« Ohne die erschrockenen und empörten Aufschreie der jellonischen Höflinge zu beachten, wandte sich der Autarch von dem keuchenden, glotzäugigen König ab und wieder Olin zu. »Jetzt wisst Ihr, wie Ihr gerächt wurdet«, erklärte er seinem Gefangenen. »Und König Hesper weiß jetzt, welcher Preis darauf steht, einen lebenden Gott zu betrügen.«
    Hesper kam weit genug zu Atem, um mit der Hand in Sulepis' Richtung fuchteln und »Wachen!« rufen zu können, aber als die ersten Soldaten vortraten — zögernder, als es Vash von Männern erwartet hätte, die doch nur unbewaffneten Sklaven gegenüberstanden —, hob der Autarch die Hand, und sie blieben alle stehen, als wäre er ihr König und nicht der blutsabbernde Hesper.
    »Wartet!«, rief der Autarch und lachte dann, eine so bizarre, unerwartete Reaktion, dass selbst die bewaffneten Wachen zusammenzuckten. »Ihr habt ja noch nicht die Geschenke gesehen, die ich Euch bringe!« Sulepis schnippte mit den Fingern.
    Die Träger stemmten die Körbe hoch über ihren Kopf und schleuderten sie auf den Boden. Gold und Juwelen ergossen sich auf die Steinfliesen, aber das war nicht alles: Jedem der aufgeborstenen Körbe entstieg eine Wolke von schwarzen Wespen wie ein surrender Wirbelwind. Jede der Wespen war so groß wie ein Männerdaumen. Noch während ringsum Geschrei ausbrach, entkrochen den Körben zudem hunderte giftiger Hutschlangen, die sofort in alle Richtungen davonglitten und alles angriffen, was sich bewegte, darunter auch viele der hilflosen Trägersklaven. Der riesige Thronsaal war ein einziges Chaos aus kreischenden Höflingen und verzweifelt flüchtenden Sklaven. Viele hielten sich gegen die Wespen die Hände vors Gesicht, nur um blind in ein Gewirr von Schlangen zu tappen, schreiend hinzufallen und im Liegen wild um sich zu schlagen, bis das Gift sie schließlich lähmte.
    Vash war so schockiert, dass er nichts weiter tun konnte, als auf den Horror um sich herum zu starren. Wespen sausten an ihm vorbei wie Steinschleudergeschosse, und die erste wütende Schlange hatte schon fast die Stelle erreicht, wo er furchtsam zusammengeduckt neben dem Autarchen stand.
    »A'lat!« ,
rief Sulepis.
    Der dunkelhäutige Priester trat vor, hob den rasselnden Schlangenstab, stieß ihn dann mehrmals auf den Boden und rief etwas, das Vash nicht verstand. Gleich darauf umgab den Priester ein Flimmern wie eine Luftspiegelung in der Wüste, dann weitete sich das seltsame Flirren aus und verschluckte auch den Autarchen, Vash, Olin Eddon und die Wachen.
    Es war wie im Nebel: Vash konnte die zuckenden, taumelnden Gestalten der Höflinge und Soldaten zwar noch sehen, aber sie waren jetzt fern und schwer zu erkennen, wie die Schatten von Schattenspielpuppen, die man zu weit von der Leinwand weghält. Doch die Geräusche in der großen Halle hatte der Zauber des Priesters, wenn es denn ein solcher war, nicht gedämpft, sie wurden nur noch schlimmer, als jetzt das Stöhnen und gurgelnde Atmen der Sterbenden die Schreie der noch Lebenden übertönte.
    »A'lat«, sagte der Autarch, »ich glaube, etwas Rauch würde den Effekt steigern und unseren Abgang noch beeindruckender machen.« Er sprach so ruhig, als befände er, welche Baumsorten in den Gärten des Obstgartenpalastes gepflanzt werden sollten. »Vash, es wird ein ziemliches Durcheinander geben, wenn wir hinausgehen — bitte erinnert die Teppichsklaven daran, dass sie gut aufpassen müssen.«
    Vash konnte nur mit offenem Mund zuschauen, wie der dunkelhäufige Priester A'lat einen runden Gegenstand von der Größe einer Kanonenkugel vor sich hielt und ihn, einen leisen Singsang von sich gebend, mit beiden Händen rieb, bis dattelpflaumenfarbener Rauch daraus hervorquoll. Der Priester rollte die Kugel am Boden zum Ausgang der großen Halle,

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