Die Daemmerung
waren.
Warum nicht?,
dachte er bei sich, hob einen vorsichtig heraus und steckte ihn in seinen Gürtel. Er war schwer und drückte in seinen Bauch, aber Chert zog den Gürtel strammer und befand, dass es so gehen musste. Er schloss den Deckel wieder und schnitt dann etwas Schnur von einer Schlinge, die an einem Haken an der Wand hing, ehe er die Tür des Lagerraums schloss.
Er füllte für die Staubmasken einen Eimer mit Wasser, eilte dann durch den Tempel zurück und zur Vorhalle hinaus, wo er zu seiner Freude sah, dass die Mönche offenbar endlich die Gefahr erkannt hatten: Ein halbes Dutzend von ihnen schleppten gerade die wertvollsten Skulpturen nach drinnen, und die uralten eisernen Belagerungstore des Tempels wurden eingehängt. Chert bezweifelte, dass der Tempel jemals belagert worden war — seit er denken konnte, war das jedenfalls nie passiert —, doch die tiefsitzende Abneigung der Funderlinge gegen Fenster und ähnlichen Oberirdler-Firlefanz würde ihnen jetzt zustattenkommen. Wie die meisten großen Funderlingsgebäude bezog der Tempel Luft und Wasser durch Leitungen aus anderen Teilen des großen Kalksteinlabyrinths im Midlanfels, und seine Vorratsräume waren selbst in mageren Zeiten gut gefüllt. Hier würde sie kein Feind so schnell hinaustreiben.
Jenseits des Vorhangfalls traf Chert zwei von Schlegel Jaspis' Wächtern. Der eine war nahezu bewusstlos und wurde von seinem Kameraden, der aus einem halben Dutzend Wunden blutete, mühsam mitgeschleppt.
»Zurück!«, rief der Wächter, der sich noch auf den Beinen halten konnte, keuchend. Er schüttelte sich Blut aus den Augen. »Der Wachführer und der Großwüchsige, der Oberirdler, sind umzingelt. Die Zwielichtler haben um sie herum eine Blendwolke gemacht. Sie werden jeden Moment den Tempel erreichen — und uns alle töten!«
Chert konnte nichts Sinnvolles mehr aus dem Mann herausbekommen, also ließ er ihn den Verwundeten zum Tempel schleppen. Angsterfüllt überlegte er eine ganze Weile, ob er nicht mit ihnen zurückgehen sollte, doch der schwappende Eimer in seiner Hand, den er schon so weit getragen hatte, half ihm bei der Entscheidung. Hauptmann Vansen war in Schwierigkeiten. Nur Chert konnte ihm helfen, zumindest bis Zinnober mit Verstärkung auftauchte.
Als er noch ein paar hundert Schritte gegangen war, hörte er in der Ferne schrille Schmerzens- und Wutschreie, und sein Herz schlug schneller als ein Steinmetzhammer.
Vergib mir Opalia,
dachte er. In diesem Augenblick vermisste er seine Frau so schrecklich, dass es sich anfühlte wie ein Loch, wie kalter Wind, der mitten durch ihn hindurchblies.
Vergib mir, mein alter Liebling, ich tue es schon wieder.
Ferras Vansen befand sich mitten in einem Albtraum — bizarre Gestalten, kehlige Schreie und verrückte Schatten im flackernden Schein der Fackeln. Vansen, Schlegel Jaspis und fünf der verbliebenen Wächter hatten sich nach besten Kräften im engen Gang zwischen den letzten beiden Festhallen verschanzt und versuchten die Angreifer am Durchbrechen zu hindern — zwei, drei Dutzend Qar bestimmt, obwohl das in den dunklen Gängen schwer auszumachen war. Er bezweifelte, dass die Zwielichtler mit so wenig Widerstand gerechnet hatten, sonst hätten sie wohl gleich mehr als nur diesen Spähtrupp geschickt. Doch die Anzahl der Eindringlinge war unwesentlich: Wenn Vansen und die anderen unterlagen, stünde nichts mehr zwischen der Qar-Armee über der Erde und den Tempelhöhlen.
Und dann werden sie in Funderlingsstadt einfallen,
dachte Vansen und rieb sich die brennenden Augen.
Unschuldige — Frauen und Kinder.
Und von dort wäre es den Zwielichtlern ein Leichtes, in die Burg darüber durchzubrechen.
Wir sind
zu
siebt. Und selbst wenn wir sie irgendwie eine Weile aufzuhalten vermögen, ist nicht gesagt, dass nicht von oben massenhaft Verstärkung hinterherkommt.
Vansen versuchte durchzuatmen, während er hinter den Steinbrocken kauerte, die Jaspis und seine Männer als Deckung vor den Pfeilen, die gelegentlich aus der nächsten Halle angeschwirrt kamen, in den engen Gang geworfen hatten.
Aber warum dieser Aufwand, um den unterirdischen Teil der Burg einzunehmen? Sie haben hier in den letzten Tagen fast hundert Kämpfer verloren.
Der Kampf heute dauerte schon etliche Stunden, doch Vansen und die Funderlinge waren insofern im Vorteil, als sie enge Gänge zu verteidigen hatten: Sie hatten wesentlich mehr Gegner getötet als eigene Männer verloren.
Die Qar müssen doch wissen, dass die Tore
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