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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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einer alten Sage. »Ich hör sie kommen.«
    Vansen wischte sich über die Augen und erhob seine Wächteraxt wieder. Er wünschte, er hätte ein Kurzschwert oder eine Stoßlanze. Die Axt war nützlich, um den Feind auf Armeslänge zu halten, aber ihr Gewicht ermüdete ihn. Die Funderlinge mussten kräftiger sein, als sie aussahen: Zwei der Wächter benutzten ihre Äxte noch, wenn auch Jaspis stattdessen in jeder Hand einen spitzen Steinpickel hielt.
    »Ich bin bereit.« Vansen wischte sich Blut vom Gesicht und streifte es an der Hose ab. »Sie sollen nur kommen.«
    »Ihr seid ein wackerer Mann«, sagte Jasper unvermittelt, den Blick ins Dunkel jenseits der Barrikade gerichtet. »Ich muss zugeben, ich habe mich in Euch getäuscht. Ihr seid fast schon ein Funderling, wenn auch ein ganz klein wenig zu groß. Mit Euch zu sterben, macht mir nichts aus.«
    »Das gilt umgekehrt genauso, Wachführer.« Vansen wünschte, er hätte etwas zu trinken. Sie hatten ihren letzten Wasserschlauch vor einer Stunde geleert, und sein Mund war so trocken wie die xandische Wüste. »Aber lasst uns erst noch ein paar von diesen unnatürlichen Kreaturen mitnehmen ...«
    Jaspis' Antwort ging im Lärm des Angriffs unter. Ein kleiner, dunkler Schemen sprang auf den Schutzwall und fiel gleich wieder aufheulend hinunter: Vom Axthieb eines der Wächter quollen ihm die Eingeweide hervor. Zwei oder drei andere Wesen rückten sofort nach; eines stieß Jaspis eine lodernde Fackel ins Gesicht, sodass er sich blitzschnell zurückbeugen musste. Vansen hieb mit dem Axtblatt auf den Fackelträger ein, und es fühlte sich an, als durchtrennte er eine Lederrüstung und Haut, doch ob der Hieb tödlich war, ließ sich nicht erkennen. Im nächsten Moment rangen er und einer der anderen Wächter mit einer weiteren Gestalt, die über die Barrikade geklettert war — ein Drag mit einem langen, spitzen Messer, das Vansens Unterarm unterhalb des Kettenhemds aufschlitzte und beinahe sein Gesicht erreichte, ehe er den Arm des Angreifers packen konnte. Er drückte zu, so fest er konnte, und hörte durch den Tumult einen dünnen Schrei, als das Handgelenk der Kreatur brach. Der Drag ließ das Messer fallen, doch bevor Vansen ihn zu sich ziehen und ihm das Genick brechen konnte, riss sich der Drag los und fiel auf der Verteidigerseite der Schutzmauer zu Boden.
    Etwas Massiges türmte sich jetzt vor Vansen auf und verdeckte das Fackellicht. Jaspis bückte sich und schlug mit einem seiner Pickel auf den Drag unter ihren Füßen ein. Vansen spürte, wie der Drag erschlaffte, musste sich aber auf das Etwas vor ihm konzentrieren, einen der riesigen Ettins. Das tiefe Knurren des Wesens ließ seine Knochen erzittern. In dem Moment, als der Ettin nach Jaspis griff, hieb ihm Vansen seine Axt mit voller Wucht auf den Kopf, doch die Axt prallte von dem gepanzerten Schädel ab, ohne erkennbaren Schaden zu hinterlassen. Der Ettin beachtete ihn gar nicht; er umklammerte Jaspis mit einer seiner Bärenpranken, hob den kleinen Mann hoch und führte ihn an sein Maul. Vansen krallte nach den mächtigen Armen, doch der Ettin schlug ihn weg und schleuderte ihn gegen die Gangwand wie ein Kind, das eine Puppe durch die Luft wirft. Vansen glitt zu Boden. Er versuchte gerade wieder auf die Beine zu kommen, um Jaspis beizuspringen, als plötzlich ein Blitz und ein ohrenbetäubender Donnerschlag den ganzen Gang mit schädelsprengender Helligkeit erfüllten — gleißendes Licht und ein schmerzhafter Knall, der sich anfühlte, als ob ihm zwei Riesenhände auf die Ohren hieben, dann nahm Ferras Vansen nichts mehr wahr.

    Tausend Maler könnten solche Schrecken nicht malen,
dachte Matty Kettelsmit, der sich in einen Hauseingang drückte. Tausend Dichter, jeder tausendmal größer als er, könnten das alles nicht erzählen. Südmark stand unter Angriff. Viele Häuser rund um den Marktplatz brannten, doch niemand versuchte zu löschen. Mindestens ein Dutzend Leichen lagen in Kettelsmits Sichtweite, Pfeile im Rücken. Die Luft war voller Rauch, aber er roch noch etwas anderes, einen fremdartigen Geruch, süß und doch eklig wie verwesendes Fleisch. Davon brannten seine Augen, und Kehle und Brust taten ihm weh.
    Von den riesigen, schwarzen Dornranken, die übers Wasser und die Mauer gewachsen waren, schossen immer noch Dutzende bizarrer, gepanzerter Gestalten Pfeile auf den Platz hinab. Andere Eindringlinge hatten sich bereits an Seilen herabgelassen und Dutzende glückloser Südmärker abgeschlachtet,

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