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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ah, du unterhältst mich wahrhaft gut . ..«
    Doch jetzt war das Prasseln des Feuers so laut geworden, als spräche da noch jemand — nein, mehr als nur eine Person. Das Feuer sprach mit mehreren Stimmen, während die rötlichen Flammenzungen emporlohten und den schwarzen Lurch gänzlich verhüllten.
    »... wenn ein armer Mann schlafen will«, sagte eine der Stimmen. »Brabbeln und Babbeln.«
    »Halt den Mund, Finley«, sagte Beck.
    »Aber warum sollten sie das wollen?«, fragte eine dritte Stimme, die Barrick noch nicht gehört hatte. »Sie tun doch niemandem etwas zuleide ...«
    Barrick schlug die Augen auf. Raemon Beck und der alte Finley redeten mit einem dritten Mann, einem massigen Burschen, dessen Haar so ungleichmäßig geschnitten war wie eine hastig gemähte Wiese.
    »Du hast dich verhört«, erklärte Beck dem Neuankömmling. Dann sah er, wie Barrick sich aufsetzte. »Das ist Marwin.«
    »Ich kannte einen Marwin«, sagte der massige Mann langsam. Er hatte einen Akzent, ein bisschen wie der von Qu'arus. »Das ist alles, was ich gesagt habe. Kann sein, dass ich das war, aber ich erinnere mich nicht.«
    »Da hast du's«, sagte Beck. »Dein Gedächtnis ist schlecht, und deine Ohren sind nicht viel besser, also musst du da eben was falsch verstanden haben.«
    Der Mann wandte sich an Barrick. »Stimmt nicht. Dass ich was falsch verstanden habe. Sie haben über die Lurche geredet — die Söhne und der Bruder des Herrn, mit der Herrin haben sie gesprochen. ›Dann schafft sie eben aus der Welt‹, hat sie gesagt. ›Ich kann es nicht leiden, wie sie riechen und wie sie reden.‹ Und dann sind die Männer losgegangen, Knüppel und Speere holen.«
    »Hört Ihr?«, sagte Beck. »Marwin ist ein Dummkopf und versteht alles falsch. Warum sollte sie so etwas sagen? Lurche können doch nicht reden.«
    Kurz erinnerte sich Barrick an irgendetwas mit einem sprechenden Lurch — war es ein Traum gewesen? —, dann fühlte er, wie sich seine Nackenhaare sträubten. »Du hast sie das Wort ›Lurche‹ sagen hören?«, fragte er.
    Marwin zuckte die breiten, abfallenden Schultern. »Gesagt haben sie ›o hasyaak k'rin sanfarshen‹ — das heißt ›Tiere im Keller‹.« Er sah sich stirnrunzelnd in dem großen, vom Feuer erhellten Raum um. »Und das hier ist der Keller.«
    »Ihr Narren.« Barrick sprang auf, und sein Herz hämmerte jetzt plötzlich wild. »Sie sprechen nicht von irgendwelchen Lurchen — sie sprechen von uns.«
    »Sie würden uns nie etwas tun?« Becks dreckiges Gesicht war ganz blass geworden. »Der Herr hat uns geliebt?«
    »Das bezweifle ich. Aber selbst wenn, euer Herr ist tot.«
    »Als ich zwischen den Bäumen hervorkam, haben seine Augen gesungen«, sagte Finley.
    »Kann schon sein — aber das ist mir egal«, sagte Barrick. »Hilf mir, von hier zu verschwinden, Beck. Ihr übrigen könnt ja hierbleiben und sterben, wenn ihr wollt.«
    »Aber ich bin so
müde«,
sagte Marwin wie ein quengeliges Kind. »Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Ich will schlafen.«
    »Müde, ja.« Finley kratzte sich das bärtige Kinn. »Die Tage sind lang, seit Zmeos verbannt ward ...«
    Barrick hatte weder Zeit noch Kraft zu vergeuden. Er packte Raemon Beck am Kragen und zog ihn hoch. »Dann schlaft gut. Ich fürchte, es wird ein langer Schlaf«
    Während ihn Barrick zur Tür schleifte, sah Beck immer noch so benebelt drein, als verstünde er nicht recht, was vor sich ging, doch Barrick hielt sich nicht mit weiteren Erklärungen auf Die riesigen schwarzen Lurche regten sich nicht einmal, aber Barrick erinnerte sich plötzlich an den glimmenden Blick von etwas, das er im Traum gesehen hatte, und bugsierte Beck so schnell wie möglich an den Kreaturen vorbei.
    »Kann man das Dunkel töten?«,
hatte ihn das Wesen gefragt.
    »Welche Richtung?«, flüsterte er, als sie im Flur waren. Beck antwortete nicht sofort, doch Barrick hörte etwas, das wie leise Schritte klang, den Gang entlangkommen, also zog er den zerlumpten Mann in die Gegenrichtung. »Das Boot?«, sagte er direkt in Becks Ohr. »Bring mich zum Boot.«
    Jetzt endlich schien Raemon Beck zu begreifen. Er schüttelte Barricks Hand ab und führte ihn selbständig durch die unterirdischen Korridore des Hauses. Als sie einen langen Gang entlangeilten, vorbei an geschlossenen, mit lauter verschiedenen Symbolen markierten Türen, gellte hinter ihnen ein grässlicher Schrei, voller Schmerz und Entsetzen. Beck blieb stehen, als hätte ihn ein Stich ins Herz getroffen. Barrick

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