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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zeit, in der alle Traumlosen in ihren Häusern bleiben.«
    »Umso besser. Wie lange dauert das? Vielleicht finden wir ja Krummlingshall, bevor sie wieder herauskommen ...«
    »Ihr seid ein Tor!« Wieder stiegen dem Mann Tränen in die Augen. »Die Schrikkas sind unterwegs — die sind tausendmal schlimmer als irgendwelche Traumlosen!« Er packte Barrick am Arm. »Versteht Ihr denn nicht? Es wäre besser, wir wären in Qu'arus' Haus von seinen Söhnen erschlagen worden, als dass wir den Einsamen in die Hände fallen.« Er starrte aufs Wasser. »Es wäre besser, wir wären nie geboren worden.«

DRITTER TEIL - LEICHENTUCH

26

Von ganz unten
    Als diejenigen unter den vielen verschiedenen Qar, die über die erstaunlichsten Kräfte verfügen, gelten die Elementargeister, wenn auch noch nie ein Mensch einen solchen gesehen hat. Laut Ximander, Rhantys und anderen sind die Elementargeister an Zahl gering, dafür aber so unsichtbar wie der Wind und mit zauberischen Fähigkeiten begabt, wie sie kein anderer Elbenstamm besitzt ...
    Eine Abhandlung über die Elbenvölker Eions und Xands
    Prinz Eneas verließ sie am Eingang zum Weithallpalast. »Ihr werdet mir hoffentlich verzeihen«, sagte er zu Briony. »Ich habe Verpflichtungen meinen Soldaten gegenüber, und es ist später geworden, als ich dachte.«
    »Gewiss. Vielen Dank, dass Ihr mit mir gekommen seid, Hoheit. Ich hoffe, ich habe Euch nicht zu viel Mühe oder Ungemach bereitet.«
    Er sah in der Tat ein wenig strapaziert aus, gab sich aber alle Mühe zu lächeln, ehe er sich über ihre Hand beugte, um sie zu küssen. »Ihr seid eine höchst außergewöhnliche Frau, Briony Eddon. Ich weiß nicht genau, was Ihr hier an unseren Hof gebracht habt, aber ich spüre, dass in Tessis nichts mehr so sein wird, wie es war.«
    O du liebe Güte,
dachte sie. »Ich möchte nur das Beste für meine Familie und mein Volk tun.«
    »Wie wir alle«, sagte der Prinz. »Aber Eure Wege scheinen etwas ausgefallener als die der meisten Leute.« Er lächelte wieder, und diesmal wirkte es aufrichtiger. »Ausgefallener, aber auch interessanter. Es würde mich freuen, bald mit Euch weiter darüber sprechen zu können ... und auch über andere Dinge. Sehen wir uns heute Abend beim Essen? Vielleicht könnten wir ja danach ein wenig im Garten spazieren und reden.«
    »Wie Ihr wünscht, Prinz Eneas.« Doch was Briony wirklich wollte, war etwas Zeit für sich allein — Zeit zum Nachdenken. Konnte es wirklich sein, dass ihr Bruder noch lebte, oder gab sie zu viel auf eine seltsame Botschaft in der antiquierten Trommelsprache der Funderlinge? Aber wenn es stimmte, was machte sie dann hier in einem fremden Land? Sie sollte an seiner Seite sein, Südmark regieren oder gegen die Tolly-Usurpatoren kämpfen. Dawet dan-Faar hatte recht: Die Eddons konnten von ihren Untertanen keine Treue erwarten, wenn die Leute nicht sahen, dass die Eddons ihnen treu waren. Aber sollte sie wirklich das Risiko eingehen, ohne Truppen nach Südmark zurückzukehren, nur wegen einer einzigen, wirren Botschaft?
    Natürlich nicht —
zu
viele Leute zählen darauf, dass ich so etwas Törichtes tue. Ich muss Geduld haben.
Aber das war natürlich schwer, zumal jetzt, da immerhin die Möglichkeit bestand, dass Barrick in Südmark auf sie wartete.
    »Es genügt nicht, sich als verantwortlicher Lenker der Geschicke anderer
zu
fühlen«,
hatte ihr Vater immer gesagt.
»Man muss auch wie ein verantwortlicher Lenker der Geschicke anderer denken. Man muss den Menschen, die ihr Leben für einen riskieren, Respekt zollen — tagtäglich, im eigenen Denken und im eigenen Tun.«
    Beim Gedanken an diese Ermahnung schämte sie sich. Sie hatte den ganzen Tag noch nicht nach Ivvie gesehen — der Freundin, die beinah für sie gestorben wäre. Sie war erschöpft und hatte jetzt keine Lust hinzugehen, doch ein solches Opfer durfte eine verantwortliche Lenkerin der Geschicke anderer nicht ungewürdigt lassen.

    Ivgenia e'Douros hatte bis zu ihrer Wiederherstellung ein eigenes Gemach erhalten, ein kleines, sonniges Zimmer im Südflügel des Palasts. Briony hatte den Verdacht, dass es auf Eneas' Veranlassung geschehen war, und wenn sie sich auch davor fürchtete, dem Prinzen zu sehr verpflichtet zu sein, war sie ihm für diesen Gefallen doch dankbar.
    Ivvie war blass, mit dunklen Ringen unter den Augen, und als Briony sich über sie beugte und sie umarmte, zitterten die Hände ihrer Freundin. »Es ist so gütig von Euch hierherzukommen,

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