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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Feival zugutehalten, dass er immerhin ein wenig errötete. »Ich ... ich höre manches, Hoheit, aber wie Finn schon sagte, vieles davon ist lediglich das Geschwätz von Dummköpfen ...«
    »Du sollst es mir nicht erklären, sondern einfach nur berichten. Was sagen die Höflinge?«
    »Dass ... dass Ihr entschlossen seid, Euch Eneas zu angeln. Das sind noch die ... freundlicheren Gerüchte.« Er verdrehte die Augen. »Wirklich, Hoheit, es ist alles Blödsinn ...«
    »Sprich weiter.«
    »Andere sagen, Ihr hättet ... Euch ein höheres Ziel gesteckt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Den König.«
    Briony sprang so jäh auf, dass ihre weiten Röcke beinah das Geschirr vom niedrigen Tischchen fegten. »Was? Sind sie verrückt? König
Enander?
Was sollte ich mit dem König wollen?«
    »Sie sagen ... welch sichereren Weg gäbe es, Euren Thron zurückzugewinnen, als ... Euch an den König heranzumachen? Verzeiht, Briony — Hoheit —, ich wiederhole nur, was ich höre!«
    »Sprich ... weiter.« Ihre Finger knautschten den Stoff ihres Kleids so fest, dass sie den Samt ruinierten.
    »Feival hat recht«, sagte Finn. »Ihr solltet Euch nicht mit solch hässlichem Klatsch befassen ...«
    Sie gebot ihm mit erhobener Hand Schweigen. »Ich sagte,
sprich weiter,
Feival.«
    Er schien seltsam wütend, dass er ihr das erzählen musste. »Einige Leute am Hof deuten an, es sei von Anfang an Eure Absicht gewesen, Lady Anankas Stelle einzunehmen — Eure Jugend und Eure Stellung zu nutzen, um das Augenmerk des Königs auf Euch zu lenken. Und es gibt noch hässlichere Gerüchte, die Ihr gutenteils schon kennt. Dass Ihr und Shaso den Thron von Südmark an Euch reißen wolltet. Dass der Tod Eures Bruders Kendrick — auf Eure Kappe geht.« Er schlang die Arme um die Brust wie ein trotziges Kind. »Warum zwingt Ihr mich, solche Sachen zu sagen? Ihr wisst doch, was für Gift die Leute spucken.«
    Briony ließ sich wieder in ihren Sessel fallen. »Ich hasse sie alle. Den König? Lieber würde ich Ludis Drakava heiraten — der ist wenigstens ein aufrechter Schurke?«
    Finn Teodorus stemmte sich von dem Bänkchen hoch und ging, nicht ohne Schwierigkeiten, vor Briony auf die Knie. »Bitte, Hoheit, ich flehe Euch an, passt auf, was Ihr sagt! Ihr seid hier von Spionen und Feinden umgeben. Ihr wisst nicht, wer mithören könnte.«
    »Meinen geliebten Kendrick ermorden — ich?« Sie kämpfte jetzt mit den Tränen. »Götter! Ich wünschte, ich wäre an seiner Stelle gestorben!«

    Als Finn Teodorus gegangen war, schien Feival fast so erregt wie Briony selbst. Er ging zum Schreibtisch, setzte sich hin und starrte eine Weile auf die Haushaltsabrechnungen, erhob sich dann wieder und fing an aufzuräumen, wo gar keine Unordnung war.
    Briony, die sich endlich ein wenig beruhigt hatte, war nicht in der Stimmung, Feival Ulian dabei zuzuschauen, wie er unablässig in dem kleinen Wohngemach hin und her wanderte. Ihre Verwirrung wegen Eneas, die Botschaft der Funderlinge, Ivvies Krankheit und noch ein Dutzend anderer Dinge — sie hatte wahrhaftig mehr als genug, was an ihren Nerven zerrte. Sie erwog gerade, in die Palastgärten hinauszugehen und das letzte Abendlicht zu genießen, als Feival kam und sich ihr gegenübersetzte.
    »Hoheit, kann ich mit Euch sprechen? Ich
muss
etwas sagen.« Er holte Luft. »Ich finde ... ich wollte ... ich glaube, Ihr solltet Tessis verlassen.«
    »Was? Warum?«
    Er zupfte seine Beinkleider gerade. »Weil es zu gefährlich für Euch ist. Weil schon zweimal jemand versucht hat, Euch zu ermorden. Weil die Leute hier am Hof Lügner und Verräter sind — Ihr könnt keinem trauen.«
    »Ich traue dir. Und ich traue Finn.«
    »Ihr könnt keinem trauen.« Er stand auf, ging wieder im Zimmer umher und stellte Dinge um, die er schon mehrmals umgestellt hatte. »Weil jeder einen Preis hat.«
    Briony war verdutzt. »Versuchst du mir irgendetwas über Finn zu sagen?«
    Er drehte sich zu ihr um, im Gesicht etwas, das wie Zornesröte aussah. »Nein! Ich versuche Euch zu sagen, dass dieser Ort hier ein Natternnest ist! Ich weiß es! Ich höre sie jeden Tag reden — ich sehe, was sie tun! Ihr seid zu ... zu gut für diesen Ort hier, Briony Eddon. Geht fort. Habt Ihr nicht Verwandte in Brenland? Geht lieber zu denen. Das ist ein kleiner Hof — ich war schon dort. Die Leute dort sind nicht so ... ehrgeizig.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wovon sprichst du, Feival? Wenn ich dich nicht kennen würde, würde ich denken, du hast den Verstand

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