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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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blutigen Stecknadelstichen verengt, die Stimmen ein gellendes Pfeifen kalten Triumphs, wirbelte plötzlich etwas Schwarzes durch die Luft und traf die nächststehende Schrikka im Rücken. Im ersten Moment dachte Barrick, es wäre Skurn, der ihnen helfen wollte, doch dann richtete sich die getroffene Kreatur hoch auf und stieß ein seltsames
Huuuu
aus, das ein Laut des Schmerzes oder der Überraschung sein mochte, und Barrick sah kleine schwarze Wellenzungen an ihren Gewändern lecken — schwarze Flammen.
    Die zweite Schrikka war starr vor Verblüffung, als wären diese Kreaturen es nicht gewohnt, auf Gegenwehr zu stoßen. Barrick stürzte sich auf sie und packte sie mit beiden Händen. Obwohl sie so körperlos wirkte, setzte sie ihm eine erstaunliche Kraft entgegen. Doch bevor sie sich losreißen konnte, schaffte er es, sie so weit zurückzudrängen, dass sie mit ihrer heulenden, mit den Armen flatternden Gefährtin in Berührung geriet. Gleich darauf lief ein schwarzes Züngeln ihre Arme hinauf und erfasste ihre Kapuze.
    Die erste Schrikka war jetzt ganz von dunklen Flammen umhüllt. Sie sang nicht mehr — ihre Stimme war ein misstönender, kaum hörbarer Schrei. Die Kältewellen, die von ihr ausgingen, waren so schmerzhaft, dass Barrick sich ihr nicht zu nähern vermochte, also drehte er sich zu der anderen um, watete in ihre kalten Schwaden und hieb auf sie ein, bis er Stoff unter seiner Klinge reißen fühlte und große Fetzen sich um sein Schwert wickelten. Jetzt war auch diese Gegnerin ganz von dunklen Flammen erfasst, und ihre unartikulierte Stimme wurde immer schriller — es klang sehr wie Angst —, bis sie jäh die Form verlor und vor ihm in sich zusammensank. Kurz griff Barrick noch nach etwas Dunklem, das die Beschaffenheit von schmelzendem Talg hatte, dann versickerte das Schwarz im Boden, und seine Hände hielten nur verrottete Gewänder, die zerfielen und ihm wie Staub durch die Finger rieselten.
    Als er sich umdrehte, sah er die andere Schrikka in einer Wolke aus flackerndem, züngelndem Dunkel um sich schlagen, dann implodierte sie mit einem Knall und einem Regen eiskalter Funken und war weg — zurück blieb nur ein schwelendes Häufchen Kleider, das in einem letzten Flackern von Dunkel dahinschwand. Bis auf den verkohlten Stummel des Griffs war die Fackel selbst gänzlich verbrannt.
    Barrick war zunächst wie betäubt; er wusste nicht, was passiert war, und ihm tat alles weh. Dann trat Raemon Beck aus dem Schattendunkel der Bäume und kam auf ihn zu, fast schon verlegen.
    »Ich ... ich hab eins von den Dunkellichtern geholt. Ich hab's geworfen.«
    Barrick atmete aus und ließ sich auf den Boden sinken. »Das kann man wohl sagen.«
    Er hätte nichts lieber getan, als sich hinzulegen und zu schlafen, aber es schien doch unwahrscheinlich, dass sie zwei der Stadtwächterinnen verbrennen konnten, ohne dass es irgendjemand mitbekam. Tatsächlich, ging ihm auf, blieben ihnen vielleicht nur noch Augenblicke, ehe weitere dieser grässlichen Kreaturen auftauchten. Stöhnend stand Barrick wieder auf und machte sich mit dem widerstrebenden Beck auf den Weg zu der mächtigen Steinmauer und dem, was dahinter liegen mochte.
    Sie arbeiteten sich vorsichtig durchs Gestrüpp, immer die Mauer entlang, bis sie zu einem Torbogen kamen. Das Tor selbst lag am Boden, Fragmente von morschen Holzbohlen und rostigem Metall: Da war nichts, was sie aussperrte.
    Zu Barricks Erstaunen war der Hof hinter dem Tor nur eine Grasfläche, wie der Rasen eines ländlichen Herrenhauses, nur dass dieses Gras schon geraume Zeit von keinem Tier abgeweidet worden war — es war fast kniehoch, mit Gesträuch durchsetzt und von schwarzen Kriechpflanzen geädert. Auf der entgegengesetzten Seite dieses Hofes war eine Mauer mit einem weiteren Torbogen und einem weiteren aus den Angeln gebrochenen Tor.
    »Ich gehe vor und sehe nach, was da ist«, sagte Barrick.
    Er hatte gerade die ersten Schritte über das Gras gemacht, als etwas nach seinen Fußgelenken griff. Er riss fluchend seinen Stiefel los, doch als er den Fuß aufsetzte, packte ihn wieder etwas. Das Gras selbst umschlang ihn: Die Halme sondierten die Luft wie Schlangenzungen, wickelten sich um seine Knöchel und dann weiter seine Beine empor.
    »Bleib zurück!«, rief er Beck zu. »Das Gras — es ist lebendig!«
    Er hieb verzweifelt auf die Grashalme ein, aber Qu'arus' Schwert hätte aus Pergament sein können, so wenig bewirkte es. Einer der Grasstränge reckte sich jetzt schon nach

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