Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sie gemacht haben, wenig Sinn ergibt, außer man legt eine von zwei Annahmen zugrunde. Sie wollten sich schlicht und einfach an uns rächen, oder aber sie sehen irgendeinen anderen Vorteil darin, Südmarksburg zu erobern — nicht das gesamte Land wohlgemerkt, nur die Burg. Sie haben alles zerstört, was auf ihrem Weg zur Festung Eurer Familie lag, aber Dalerstroy, Kertewall und Silverhalden haben sie nicht angerührt.«
    »Aber warum?« Es war ein Stöhnen: Briony wollte nicht noch mehr Rätsel. Sie kämpfte ohnehin schon tagtäglich mit so vielen unbeantworteten Fragen, ihre Nächsten und Liebsten betreffend. »Warum hassen sie uns so sehr?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht, Hoheit.«
    »Dann findet es heraus. Das ist von jetzt an Euer Auftrag.«
    Der dicke Stückeschreiber sah sie erschrocken an. »Prinzessin ...?«
    »Falls mein Vater nicht zurückkehrt — Zoria gewähre, dass er es tut, aber falls nicht —, brauche ich Hilfe. Ich muss die Dinge verstehen, die mein Vater und auch mein ältester Bruder über Jahre gelernt haben. Ganz sicher gehören die Qar zu den Dingen, die ich verstehen muss. Ich kenne niemanden, der auch nur annähernd so viel über sie weiß wie Ihr, Finn. Seid Ihr mein getreuer Untertan?«
    »Prinzessin Briony, natürlich ehre ich Euch und Eure Familie ...«
    »Seid Ihr mein getreuer Untertan?«
    Er blinzelte ein, zwei Mal, verdutzt über ihre Härte. »Gewiss, Hoheit. Ich bin ein königstreuer Markenländer, und Ihr seid die Tochter des Königs.«
    »Ja, und bis sich etwas ändert, bin ich die Prinzregentin. Denkt daran, Finn, ich betrachte Euch als Freund, aber wir können nicht beides haben. Ich kann nie wieder ›Tim‹ sein. Ich werde nie wieder eine bloße Schauspielerin sein, auch wenn ich mich im Moment bei euch verstecke. Mein Volk braucht mich, und ich werde tun, was immer ich tun muss, um ihm zu dienen ... und es zu führen.«
    Er lächelte matt. »Natürlich, Hoheit. Ich werde es als große Ehre betrachten, der königliche ... wie sollen wir es nennen? Historiker zu sein?«
    »Ihr werdet
ein
königlicher Historiker sein, Teodorus, nur so viel steht fest.« Befriedigt sah sie ihn zusammenzucken, nicht weil sie den dicken Mann nicht gemocht hätte, sondern weil er begreifen musste, wie die Dinge jetzt lagen. »Ob es noch andere geben wird, hängt davon ab, wie gut Ihr Eure Arbeit macht.«

    Der Wagen blieb stehen, und Briony hörte laute Stimmen. Beunruhigt tastete sie nach ihren Dolchen, die sie jetzt stets, in ein Tuch gewickelt, im Ärmel trug. Einige Zeit verging, und sie standen immer noch; schließlich steckte Estir Makswell den Kopf durch die Wagentür.
    »Warum sind wir stehengeblieben?«, fragte Finn.
    »Pedder und Kennit sprechen mit dem Ordnungshüter und zwei, drei Muskelmännern«, sagte sie. »Anscheinend waren die Soldaten des Königs im letzten Tagzehnt zweimal hier und haben Fragen nach gewissen Reisenden gestellt ...« Sie blickte besorgt auf Briony. »Also halten die Ordnungshüter jetzt alle Fremden an und fragen sie nach ihrem Woher und Wohin und all solchen Dingen.«
    »Soll ich rauskommen?«, fragte Finn.
    »Wenn Ihr möchtet, aber ich glaube, mein Bruder macht es ganz gut. Trotzdem, es kann sein, dass sie in den Wagen schauen wollen. Was sollen wir dann sagen?«
    »Dass sie es ruhig tun sollen natürlich«, sagte Briony. »Finn, gebt mir Euer Messer, damit ich meine nicht auspacken muss.«
    Estir und der Stückeschreiber glotzten sie an.
    »Ach, hört auf! Ich werde damit nicht auf die Ordnungshüter losgehen. Ich will mir die Haare wieder abschneiden.« Sie nahm eine Strähne in die Hand und musterte sie traurig. »Gerade jetzt, da sie allmählich wieder so aussehen wie früher. Aber Eitelkeit hilft nichts. Ich habe bereits den Jungen gespielt, und ich werde es wieder tun.«
    Als schließlich ein rotgesichtiger Mann den Kopf hereinstreckte, hockte Briony in einem von Pilneys alten Hirtenkostümen zu Finn Teodorus' Füßen und reparierte den Schnürriemen eines seiner Schuhe.
    »Wer seid Ihr?«, fragte der Ordnungshüter Finn, »und warum reitet Ihr, wenn der Besitzer zu Fuß geht?«
    »Darf ich fragen, wer Ihr seid, werter Herr?«
    »Ich bin Puntar, Ordnungshüter im Namen des Königs ... Ihr könnt jeden hier fragen.« Er musterte kurz Briony, ließ dann den Blick in dem engen, mit Kostümen vollgepfropften Wagen umherwandern, studierte die Requisiten und Hüte, die an jedem freien Fleck hingen. »Schauspieler?«
    »Gewissermaßen«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher