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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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überschnappte.
    Alles in Ferras Vansen wollte die Axt schwingen, das Grinsen dieses klobigen, höhnischen Gesichts durch einen Sturzbach von Rot wegschwemmen — oder jedenfalls von Blut, welche Farbe das des Riesen auch immer haben mochte. Er hob die Waffe, wog sie in den Händen. Hammerfuß breitete die Arme aus, um anzuzeigen, dass er den Schlag nicht abblocken würde.
    Vansen ließ die Axt auf den Boden fallen. »Ich werde nicht kämpfen. Wenn Ihr mich nicht zu Eurer Herrin bringen wollt, könnt Ihr mich meinetwegen töten. Ich bitte Euch nur, den Funderlingsmönch gehen zu lassen. Euer Turff wird Euch sagen, dass er in guter Absicht hergekommen ist und nur als Dolmetsch.«
    »Ich handle nicht mit Sonnländern ...«, knurrte Hammerfuß und brachte seine baumstumpfgroße Faust über Vansens Kopf in Stellung.
    »Töte ihn nicht, Tiefengräber«, rief plötzlich eine neue Stimme, so eisig wie Eimenewind. »Noch nicht.«
    »Alte der Erde, bewahrt uns«, murmelte Antimon.
    »Fürstin Yasammez!« Hammerfuß klang überrascht.
    Vansen drehte sich um und sah eine kleine Prozession auf dem gewundenen Pfad nahen. Angeführt wurde sie von einer Gestalt, die Vansen noch nie gesehen hatte, aber dennoch sofort erkannte. Sie war größer als er und von Kopf bis Fuß schwarz gepanzert. Ein langes, weißes Schwert steckte blank in ihrem Gürtel, als wäre es nur ein Reservedolch; es schien leise zu leuchten. Doch was seinen Blick fesselte, war das Gesicht der Frau, so reglos wie eine Zeremonialmaske, so hart wie das Antlitz einer Grabfigur. Zuerst entdeckte Vansen in diesem Gesicht gar nichts Lebendiges außer den feurig funkelnden Augen. Dann verengten sich die glühenden Augen, und die schmalen Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln, und er sah jetzt, dass es tatsächlich ein lebendes Gesicht war, allerdings eins ohne jede Spur von Freundlichkeit oder Mitgefühl.
    »So viele Besucher heute«, sagte sie. »Und alle ungebeten.« Sie kam heran. Selbst mit geschlossenen Augen spürte Vansen ihr Nahen wie das eines eisigen Wintersturms. Neben ihm gab Antimon einen Laut von sich, der wie ein Wimmern klang. »Ich nehme an, Ihr hofft, mich überzeugen zu können, dass wir uns gegen den gemeinsamen Feind zusammenschließen sollten.«
    Vansen stutzte. Sprach sie von Hendon Tolly? »Ich ... ich ...« Es war schwer, sie anzusehen, aber auch schwer wegzuschauen. Er fühlte sich wie eine Motte, die um eine Kerzenflamme herumflattert, unentrinnbar angezogen und doch wissend, dass schon die kleinste Berührung sie zu Asche versengen wird. »Ich weiß nicht, was Ihr meint, Fürstin.«
    »Dann nimmt die Welt noch sonderbarere Wege, als ich dachte«, sagte sie. »Diese kleine Delegation hier hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass jene menschliche Kreatur, die als der Autarch von Xis bekannt ist, demnächst mit einer Streitmacht von Schiffen und Männern in die Bucht einfahren wird.«
    Vansen starrte die Gruppe an und erkannte jetzt erst, dass das Gefolge der Fürstin Yasammez nicht nur aus Bewaffneten bestand: Neben ihr standen, sichtlich furchtsam und verschüchtert, drei haarlose, langarmige Gestalten.
    »Skimmer!« Vansen war völlig verdutzt. »Seid ihr aus Südmark?«, fragte er, doch die haarlosen Männer schauten nur weg, als hätte er etwas Schmähendes gesagt. Vansen wandte sich wieder an die dunkle Frau. »Der Autarch von Xis ist der mächtigste Mann beider Kontinente. Was will er hier?« Vansen sah sich um. Selbst in diesem Moment höchster Gefahr konnte er nicht umhin, darüber zu staunen, wie gründlich die Welt, die er gekannt hatte, zertrümmert und neu zusammengesetzt worden war — zu
dem
hier: Zwielichtlerkriegern, Riesen, Funderlingen ... und jetzt schloss sich anscheinend auch noch das Monster von Xand diesem verrückten Zosimia-Treiben an. »Er hat die größte Armee der Welt«, sagte er laut, ebenso an Yasammez' Gefolge wie an die dunkle Fürstin selbst adressiert. »Nicht mal die schreckliche Fürstin Stachelschwein kann ihn schlagen. Nicht ohne Hilfe ...«
    »Narr.« Es klang wie die Peitsche eines Ochsentreibers. »Glaubt Ihr, nur weil meine Leute bald zwischen zwei Menschenheeren stehen werden, müsste ich Frieden suchen?« Sie funkelte ihre Untergebenen an, als warnte sie sie davor, irgendetwas zu sagen. Nach den ausdruckslosen Mienen und gesenkten Blicken zu urteilen, zog es keiner auch nur in Erwägung. »Lieber sterbe ich im Schlamm des Diesseitigen Ufers, als noch einen Pakt mit sterblichen Verrätern

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