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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde.
    Vielleicht, wenn du stirbst — vielleicht erfährst du dann ja alles. Oder vielleicht erfährst du auch nichts.
    »Nicht da rauf!« Skurn flog neben ihm her und tat sein Bestes, nicht gegen irgendetwas zu prallen. »Geht zum Verfluchten Berg, da? Denkt dran, was die Stoltewichte gesagt haben?«
    Barrick stolperte über eine Baumwurzel, fing sich aber und kletterte weiter bergauf Und wenn schon — warum nicht? Hatte der Vogel nicht gesagt, nicht mal die Seidenwickler gingen dorthin? Und wenn er sich zum Kampf stellen musste, welch besseren Platz konnte er dafür finden als dort oben in freierem Gelände, mit einem der Felsen im Rücken?
    »Herr!«, rief Skurn verzweifelt, als Barrick sich noch entschlossener bergauf mühte. Der Rabe flatterte herab und landete auf einem Stein direkt vor ihm. »Herr, ist der Tod, das, auf diesen Hügel zu steigen!«
    »Mach, was du willst«, erklärte er dem Raben. »Ich gehe da hinauf«
    »Will Euch nicht verlassen, unsereins, aber dort werden wir gewisslich sterben?«
    Gleich darauf wurde der Hang so steil, dass Barrick förmlich auf allen vieren krabbeln musste. Er hangelte sich an tiefhängenden Ästen weiter. Hinter sich hörte er das Rascheln der Seidenwickler im Geäst und das immer lauter werdende Murmeln ihres seltsamen Jagdgesangs.
    »Weiter! Flieg, du dummer Vogel?«, keuchte er. »Wenn meine Zeit gekommen ist, will ich wenigstens im Offenen sterben.«
    »Krah?«, krächzte der Vogel frustriert. »Sind alle Sonnländer so ... dickschädlige, schwachköpfige Idioten?« Aber er wartete keine Antwort ab. Vielmehr breitete Skurn die Flügel aus, schwang sich in den Himmel und war verschwunden.

7

Ein Platz an der Tafel des Königs
    Als weiteren Beweis für das Ketzertum der Elben führt der Soterianer Kyros an, wie eng sich die Qar-Version der Theomachie an die xandische Häresie anlehnt, welche die Götter des Trigon als die Feinde des Menschengeschlechts darstellt, die unterlegenen Götter — Zmeos Weißfeuer und seine Geschwister — hingegen als dessen Wohltäter ...
    Eine Abhandlung über die Elbenvölker Eions und Xands
    »Ich bin bestürzt und wütend wegen dieser schrecklichen Sache, Hoheit«, sagte Finn Teodorus. »Dem Mord an Eurer Dienerin? Selbst in meinem Gefängnis habe ich kaum von etwas anderem reden hören.«
    »Noch viel schlimmer ist es für die Familie der kleinen Talia, des Mädchens, das sterben musste.« Briony lächelte ihn traurig an. »›Hoheit‹ — es ist seltsam, wenn Ihr mich so nennt, Finn.«
    »Na ja, noch seltsamer muss es doch wohl gewesen sein, dass wir Euch in der ganzen Zeit, die Ihr mit uns gereist seid, immer nur mit ›Junge‹ oder ›Tim‹ angesprochen haben.« Er lachte. »Zoria unerkannt auf der Flucht — wahrhaftig?«
    Sie seufzte. »Um ehrlich zu sein, es fehlt mir. Tim hat vielleicht nicht so gut gespeist wie eine Prinzessin, aber ihn wollte wenigstens niemand vergiften.«
    »Es ist wirklich schockierend, Hoheit. Habt Ihr eine Ahnung, wer so etwas wollen könnte?«
    Sie blickte auf die Tür von Teodorus' Zelle, die Erasmias Jino absichtlich einen Spalt offen gelassen hatte. Draußen erkannte sie die Farben eines der Wachsoldaten. Es wäre töricht, etwas zu sagen, was niemand mithören sollte. »Ich weiß nur, dass ein Kind durch Gift starb, das für mich bestimmt war. Lord Jino hat versprochen, den Schuldigen zu finden.«
    »Lord Jino?« Finn Teodorus lachte bitter. »Den kenne ich — ein hartnäckiger Bursche. Er kann ganz schön einschüchternd sein. Ich bin sicher, er wird zu einem Ergebnis kommen.«
    »O Finn, haben sie Euch schlecht behandelt?« Sie musste gegen den Drang ankämpfen, ihm die Arme um die hängenden Schultern zu schlingen, aber sie war jetzt wieder eine Prinzessin, da gehörte sich so etwas nicht. »Ich habe ihnen gesagt, dass Ihr ein anständiger Mensch seid.«
    »Verzeiht, Hoheit, aber dann trauen sie Eurem Wort wohl auch nicht.«
    Sie sah kurz zur Tür, stand dann auf und machte sie leise zu.
Sollen sie sie doch wieder aufmachen, wenn sie unbedingt zuhören wollen.
»Erklärt mir noch mal«, sagte sie leise, »wir haben vielleicht nicht viel Zeit — was solltet Ihr hier in Tessis für Brone tun?«
    Die Miene des Stückeschreibers war unglücklich. »Bitte, bestraft mich nicht dafür, dass ich mich in Eure Familienangelegenheiten gemischt habe. Ich habe nur getan, was Brone von mir wollte — ich schwör's, ich wäre ihm nicht zu Diensten gewesen, wenn ich gedacht hätte, dass irgendeine

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