Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
auffressen würde. Nein, Hauptmann, überlasst mal das Denken dem alten Schlegel.«
    Aber die Funderlinge haben doch Feuer? Sie kochen und heizen mit Feuer — ich habe es doch gesehen! Und was ist mit ihren Schmiedeessen?
Doch sie hatten ja auch, wie ihm Chaven erklärt hatte, höchst ausgeklügelte Systeme, um den Rauch aus Funderlingsstadt abzuführen, mit träge kreisenden, wasserradartigen Ventilatoren, die die schlechte Luft emporsaugten und dann auf dem steinernen Hügel, auf dem Südmark erbaut war, ins Freie hinausbeförderten.
    Kamine dorthin, wo wir leben,
dachte er verwundert,
Straßen, die unter der Bucht zum Festland führen, und andere, die tief unters Wasser hinabtauchen, wenn es stimmt, was mir Chert Blauquarz erzählt hat. Den Funderlingen gehört mehr von diesem Hügel als uns!
    Am unteren Ende der Kaskadentreppe, als die Steinwände um sie herum so hoch emporragten, dass ihre kleinen Lampen nicht mehr bis oben reichten, traten Vansen und die anderen durch eine Öffnung in einen weiten Hohlraum, voll mit hellen Steinsäulen, die oben und unten dicker waren als in der Mitte. Nachdem sie eine ganze Weile gegangen waren, blieben sie schließlich vor einer Wand stehen, die von mehreren Stolleneingängen durchlöchert war.
    »Das hier nennen sie die Fünf Bögen«, flüsterte Jaspis.
    Bruder Antimon betete ein Weilchen in einer Sprache, die Vansen nicht verstand, Wörter voller harter K- und Zzz-Laute, während die Wächter ehrfürchtig die Köpfe neigten.
    »Dahinter«, sagte der Novize zu Vansen, als er fertig war, »liegen die Äußeren Hallen. Wir kommen jetzt aus Dem Was Gebaut Wurde in Das Was Gewachsen Ist.«
    Das ergab für Vansen keinerlei Sinn, doch daran gewöhnte er sich allmählich. »Sind wir noch weit von ... wie hieß es noch mal ... da, wo Eure Mönche sind?«
    »Die Bohrlöcher? Nein, das ist nicht mehr weit«, erklärte Antimon.
    »Nah genug, dass wir den Mund halten sollten«, sagte Jaspis und streckte einen langen, behaarten Arm aus, um einem der Wächter auf den Kopf zu hauen und so sein Gemurmel jäh abzustellen. »Wir alle«, setzte Jaspis scharf hinzu.
    Der junge Mann, den er diszipliniert hatte, warf dem Wachführer einen verdrossenen Blick zu. So grimmig Schlegel Jaspis auch wirkte, hatte Vansen doch Zweifel, ob die übrigen Wächter ihrer Aufgabe gewachsen wären, sollte sich eine solche stellen.

    »Gleich hinter dieser Biegung«, flüsterte Antimon. »Lasst mich vorgehen und jemanden suchen, der mit uns reden kann. Wir sollten sie nicht unnötig stören — sie sind schließlich auf ihren Wanderungen zu den Alten — so nennen wir diese Zeit des Rückzugs und Gebets.«
    »Ihr geht nicht allein — du, Roheisen«, sagte Jaspis zu dem Wächter, den er vorhin gezüchtigt hatte. »Geh mit. Halt ihm Ärger vom Leib und bring ihn heil wieder.«
    Der mit Roheisen angesprochene Wächter schien geschmeichelt, weil er eine richtige Männeraufgabe erhalten hatte: Er blies sich unter seinem schweren Mantel auf und senkte die kurze Funderlingshellebarde, die eher ein Spieß war als eine richtige Hellebarde. Roheisen hatte keinen Helm und keinen Panzer, bis auf die Waffe hätte er auch nur ein Mönch sein können.
    Wie sollen wir gegen irgendjemanden kämpfen?,
fragte sich Vansen.
Unsere Armee ist kniehoch und trägt Wolle.
    Die beiden trotteten den zugigen Gang entlang und waren rasch außer Sicht. Vansen, der Kreuzschmerzen hatte, weil er an so vielen Stellen nur gebückt hatte gehen können, hatte vom Gefühl her gerade ein paar Mal durchgeatmet, als die beiden auch schon wieder angerannt kamen.
    »Tot!« Antimons Augen waren so weit aufgerissen, dass es aussah, als könnten sie sich nie wieder ganz schließen. »Alle, in ihren Zellen!« »Wie?«, fragte Jaspis, ehe Vansen etwas sagen konnte.
    »Weiß nicht«, sagte Roheisen aufgeregt. »Aber einer war Klein-Zinn. Den kenne ich — er ist nicht älter als dreizehn?«
    »Aber was hat sie getötet?«, wollte Schlegel Jaspis wissen. »War da Blut?«
    Ferras Vansen war ein Fremder, und Jaspis war ihr Wachführer, den sie kannten. Vansen konnte ja verstehen, dass sie sich lieber ans Vertraute hielten, aber Unklarheiten jetzt konnten später Leben kosten. »Lasst mich die Fragen stellen, Wachführer«, sagte er freundlich, aber bestimmt. »Bruder Antimon, was habt Ihr gesehen? Nur, was Ihr gesehen habt, nicht was Ihr glaubt, was geschehen sein könnte. Und leise.«
    Antimon holte tief Luft. »Die Zellen sind in Reihen, nur wenige Schritt

Weitere Kostenlose Bücher