Die Daemonen 01 - Die Daemonen
brummte er.
Das Dämonenfest endete abrupt. »Wie bitte?«, schnappte Orogontorogon mit aufgestellten Ohren. »Was hast du gerade gesagt?«
»Jetzt hast du schon so groβe Lauscher und bekommst dennoch nicht alles mit?«, schnauzte Irathindur zurück. »Ich sagte: Ihr seid ein lächerliches Pack! Der Zufall hat euch in diese Höhle gespült. Jetzt hockt ihr hier und beglückwunscht euch gegenseitig zu eurer privilegierten Position innerhalb eures Gefängnisses. Orison, der groβe Orison, dessen Namen man auch heute noch huldigt, sitzt seit Jahrtausenden hier unten im Dunkeln, sieht aus wie durch den Fleischwolf gedreht und unternimmt – nichts! Absolut nichts! Aber ich und Gäus – wir haben die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und sind aus diesem Kreislauf ausgebrochen. Wir haben schneller reagiert als dieser Rat und habenwahr gemacht, wovon ihr euch nur Träume und Wünsche erzählt. Man kann doch wirklich nur lachen über euch!«
»Zerfetzen werde ich dich! Zerrrrfetzzzen!« Erneut musste Orogontorogon mühsam vom Krebs und vom Grünpelz festgehalten werden. Das Hexenfest geriet wieder in wogende Bewegung. Nur Orison rührte sich überhaupt nicht.
»Ihr seid keine Dämonen mehr!«, klapperte auch der Eisfarbene vorwurfsvoll in Gäus’ und Irathindurs Richtung. »Wenn ihr euch über uns lustig macht, habt ihr euch zu lange als Menschen gefühlt, um noch nachempfinden zu können, wie es uns hier unten geht.«
»Aber das ist doch ganz offensichtlich«, ergänzte das Gespenst. »Gäus ist klug und bedächtig geworden, weil er sich einen klugen, bedächtigen Knaben als Wirtskörper wählte. Und Irathindur ist übellaunig und herrisch geworden. Nur das mit der Schönheit ist ihm irgendwann entglitten. Aber Orison ist schön, wahrhaftig schön! Er hat die Schönheit einer Korallenpflanze, die tief unter dem Meer den Strömungen und Anfeindungen des Wassers in Würde widersteht!«
Irathindur lachte höhnisch. »Ja, er hat eine Fresse wie ein Algenstrauch. Wenn ihr so nach drauβen geht, werdet ihr euch gegen die aufgebrachten Menschen nicht lange halten können.«
»Ihr habt euch doch ebenso wenig halten können!«, geiferte Orogontorogon, der nur noch mit dem trillernden Krebs rang. »Oder weshalb steht ihr jetzt hier und habt nichts mehr in der Hand? Nichts!«
»Wir haben mehr, als ihr jemals besitzen werdet.«Irathindur gab nicht klein bei. »Wir haben eine Geschichte dort drauβen.«
»Alle oder keiner«, rasselte Orison. Die Aufmerksamkeit aller wandte sich ihm zu. Er wartete noch eine Weile ab, bis auch der Klapperzahn zur Ruhe kam, dann erst sprach er weiter. »Hast du es nicht gespürt, Irathindur? Jeder einzelne deiner Anfälle wollte dich in den Dämonenschlund zerren. Und jetzt seid ihr beide hierher zurückgeholt worden. Weshalb? Weil euer Fluchttrieb nachgelassen hat, ihr euch zu sehr mit euch selbst beschäftigt habt, um euren eigenen Wurzeln noch widerstehen zu können. Eure Lebenskraft gehört hierhin. Dieser Strudel ist nur vollständig, wenn alle Dämonen in ihm enthalten sind.«
»Was kümmert es uns, ob wir das Gefängnis, aus dem wir entkommen, in vollständigem Zustand belassen oder zerschmettert und zerstört?«, begehrte Irathindur wieder auf. Gäus, der lieber in Ruhe Orisons Worten gelauscht hätte, erinnerte sich, weshalb er so erbittert gegen Irathindur gekämpft hatte.
»Ihr versteht nicht, denn ihr hört mir nicht richtig zu«, versuchte Orison es noch einmal. »Ich habe den Strudel so konstruiert, dass kein einziger Dämon dauerhaft aus ihm entkommen kann, ohne wieder zurückgesaugt zu werden. Nur alle Dämonen zugleich.«
»Alle Dämonen zugleich?«, stellte nun erstmals Gäus eine Frage. »Wie soll das denn möglich sein? Die Lebenskraft auf der gesamten Welt würde nicht ausreichen, um so viele Dämonen gleichzeitig zu ernähren. Wir haben ja bereits zu zweit begonnen, uns um den Futtertrog zu streiten.«
»Weil ihr nicht klug seid«, sagte Orison ungerührt. »Weil ihr zu sehr der Erde verhaftet bleibt, auch wenn ihr weit darüber hinausblicken könntet. Dies ist der Plan, den ich von Anbeginn verfolgte. Die Dämonen hatten, wild und unbeherrscht, wie sie nun einmal sind, sämtliche Lebenskraft vertilgt. Damit sie nicht alle starben, musste ich, der ich ihr König war, sie aufheben mit fürsorglicher Hand und diesen Mahlstrom aus ihnen formen. Warum aber wirbelt der Dämonenschlund? Habt ihr nie darüber nachgedacht? Warum bewegt sich alles, schleudert stetig, anstatt
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