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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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drauβen mitgebracht hatte, würde nicht ausreichen für eine direkte Konfrontation mit denen, die sich innerhalb des Dämonenstrudels bereits seit Jahrzehnten Privilegien gesichert hatten.
    Aber Gäus konnte etwas anderes versuchen: eine neuerliche Flucht, und dann die Menschen warnen vor dem, was ihnen bevorstand.
    Er ging leicht in seine drei Knie und stieβ sich vom Boden ab. Er sprang hoch Richtung Saaldecke.
    Orison, der als Einziger unmittelbar begriff, was Gäus vorhatte, brodelte: »Lasst ihn nicht entkommen! Er hat noch immer Reste des Gramwaldes in sich!«
    Orogontorogon sprang ebenfalls. Sein Gesicht schien nur noch aus gefletschten Zähnen und Speichel zu bestehen. Auch der Krebs sprang, kam aber nie und nimmer hoch genug. Auch Orogontorogon nicht. Mit einem winselnden Kläffen prallte der Hundeartige gegen die Saaldecke, während Gäus durch sie hindurchtauchte wie durch eine Schicht kohlefarbenen Wassers. Der Einzige, der ihn erreichte, war Irathindur. »O nein«, schnaufte Irathindur, als er sich an Gäus’ Beinen festklammerte, »du lässt mich nicht hier unten alleine.«
    Vielleicht hätten Gäus’ Schwung und Kraft ausgereicht, ihn tatsächlich ein zweites Mal aus dem Dämonenstrudel hinauszukatapultieren. Er legte alles in diesen Sprung. Jeden einzelnen Baumstamm, jeden Käfer, jeden Halm, jedes Haar eines Kleintierfelles, das er sich im Gramwald flammend einverleibt hatte. Doch als Irathindur sich an ihn hängte, wusste er, dass er den oberen Rand nicht erreichen würde. Nicht ohne einen zusätzlichen Verstärker zumindest.
    Es gab noch eine einzige, eine allerletzte Möglichkeit. Die beiden ineinander verkeilten Geistdämonen durchschnitten zwar den nebligen Dämonenstrudel, tauchten aus der Oberfläche wie spiegelverkehrte Kometen, sanken jedoch nach ihrem höchsten Sprungpunkt wieder ab und rasten die Schlundwände hinunter wie fallendes Geröll. Gäus lenkte, was ihm zu lenken möglich war, und knurrte dabei: »Halt still, du törichter Kerl! Du reiβt uns sonst beide ins Nichts!« Es war ein Glück, dass Irathindur viel schmaler und leichter als Gäus war.
    Zweimal prallten sie gegen die Felswand und schürften daran dermaβen heftig entlang, dass Fetzen ihrer Geistformen wie Funken davontrudelten. Dann erreichten sie den angepeilten Verstärker: die beiden Ohrringe des Königs Tenmac III., die noch immer knapp oberhalb des Mahlstromes auf einem schmalen Felsgrat lagen.
    » Meine Ohrringe!«, durchfuhr es Gäus, der in diesem Augenblick mindestens so sehr ein Königsknabe wie ein Dämon war.
    Die Ohrringe waren immer nochgeladen mit Menschlichkeit und Mitgefühl. Gäus verleibte sich einen ein, Irathindur gleichzeitig den anderen. Sie brauchten sich darüber nicht abzusprechen, es war mindestens so sehr eine Aktion gegeneinander wie miteinander. Hinterherwaren die Ringe verschwunden, vollständig aufgegangen in den nun leicht metallisch irisierenden Geistformen der beiden Dämonen. Sie sprangen beide – und keinen Augenblick zu früh. Aus der Oberfläche des wirbelnden Dämonenstrudels löste sich die rote, brüllende Form Orogontorogons – klatschte hart gegen den nun leeren Felsgrat und glitt, Flüche und komplizierte Verwünschungsformeln ausstoβend, haltlos in den Strudel zurück. Gäus und Irathindur jedoch zischten bereits aufwärts, Seite an Seite, vom Metall der Ringe Richtung Menschheit katapultiert.
    Gäus kam oben an und klammerte sich am Rand fest. Irathindur – deutlich weniger kräftig als sein dunkler Schicksalsgenosse – schaffte es nicht ganz. Einen einzigen Schritt unterhalb der Kante erreichte er den Zenit seines Sprunges und begann wieder abzusacken. Kein Schrei entwich seinem Mund, kein Plärren. Stolz und Härte glitzerten in seinen Augen, als er begann, zurück in die Tiefe zu stürzen.
    Gäus dachte nicht lange nach. Mit einem der untersten seiner sechs Arme packte er den spindeldürren Irathindur und hievte ihn mit sich über den Rand.
    Schnaufend lagen sie beide auf dem Rücken. Sie waren allein. Kein Schaulustiger betrachtete den Dämonenschlund, kein Pilger besuchte die Kapelle. Das Land ringsumher war immer noch entvölkert und gerodet vom Wüten der allgemeinen Zwangsrekrutierungen.
    Über ihnen war nichts als Himmel, der nicht klar, aber doch unermesslich hoch war, mit gemächlich über ihn hingleitenden schneeweiβen Wolken. Wie still und ruhig und feierlich das ist , dachte Gäus erschöpft, der mitseinen Tasthaaren den ganzen weiten Raum erfasste. Das

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