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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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einfach nur ein starrer Käfig zu sein?«
    Gäus begann zu begreifen. »Um … etwas zu erzeugen. Eine Kraft. Langsam und stetig. Über Jahrtausende hinweg.«
    »So ist es.« Orison nickte. »Der Schlund erzeugt Kraft. Eine Kraft, die ausreichen wird, um allen Dämonen eine Zukunft zu geben. Sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist, und dieser Zeitpunkt ist nicht mehr fern, ein Jahrzehnt noch oder zwei, dann wird der Mahlstrom explodieren. Und die dadurch bereitgestellte Kraft wird ausreichen, um Abertausende von Dämonen satt und glücklich zu machen – und das dauerhaft. Die Dämonen werden herrschen, und ich werde von Neuem ihr König sein. Die Menschen, die sich jetzt aufspielen, als hätten sie auf Erden irgendeine Bedeutung, sind nichts als Platzhalter. Du hast das schon ganz gut gemacht, sie wie Nutzvieh zu melken, Irathindur. Aber du hättest vorher in den Rat kommen müssen, dann hätte ich dir erklären können, wie man es richtig anstellt.«
    »So sieht’s aus!«, kläffte Orogontorogon eifrig. »Oderhabt ihr zwei Nichtsnutze wirklich geglaubt, ihr wart besonders schlau oder besonders kräftig, dass ihr die beidenOhrringe schnappenkonntet?Wenndie Entwicklung des Strudels nicht ohnehin schon so weit vorangeschritten wäre, dass er für die Menschen unruhig und brodelnd erscheint, wärt ihr nicht einmal in der Lage gewesen, die beiden Ringe wahrzunehmen, geschweige denn sie zu ergreifen!«
    »Ihr habt euch für welche gehalten, die sich alles selbst beigebracht haben«, trillerte der Krebs bekräftigend, »aber in Wirklichkeit wart ihr nichts anderes als besonders ungeduldige Musterschüler.«
    »Alle oder keiner! Alle oder keiner!«, plärrte Klapperzahn, und das hübsch anzuschauende Gespenst tanzte eine Pirouette dazu und sang zart eine Oberstimme.
    Irathindur schüttelte missbilligend den Kopf. Gäus dachte nach.
    Das war eine verhältnismäβig neue Sache, dieses Nachdenken. Die hatte er jahrtausendelang vernachlässigt und erst wieder von Tenmac III. gelernt. Und sie gefiel ihm. Sie war eher wie das Tasten mit seinen Tasthaaren, weniger wie das Sehen mit den Augen.
    Er rief sich das Land Orison ins Gedächtnis, wie es vor seiner und Irathindurs Flucht aus dem Dämonenschlund gewesen war. Ein eitler und ehrgeiziger Baron im Vierten Baronat, eine herrische und unduldsame Baroness im Sechsten Baronat – aber davon abgesehen ein friedliches Gleichgewicht. Nirgendwo würde es jemals vollkommene Zufriedenheit geben. Keine Struktur war dermaβen perfekt, dass sie nicht Halt bot für Eigensinn und Neid. Aber es hatte Frieden geherrscht. Selbst mitColdrin. Selbst mit dem unablässig sich aufschaukelnden Dämonenschlund.
    Dann waren Irathindur und er gekommen und hatten das kostbare Gleichgewicht durcheinandergebracht. Anfangs hatte Irathindur sich sogar noch einigermaβen verantwortungsvoll benommen, aber als er sich dann zur Königin krönte, war Helingerd den Kaatens von diesem Beispiel infiziert worden wie von einer zu völliger geistigen Umnachtung führenden Krankheit. Eifersucht, Zank, Krieg und Raserei waren die Folgen gewesen. Ein sich aus sich selbst heraus errichtendes Monument menschlicher und dämonischer Unzulänglichkeit.
    Nun rief Gäus sich ein Land Orison vor Augen, das von den Dämonen aus dem Dämonenschlund überschwemmt wurde. Wahrscheinlich war jeder einzelne dieser Dämonen ein Gutteil schwächer, als er und Irathindur dies gewesen waren. Wahrscheinlich würde es Ritter geben, die sich als Dämonenschlächter einen Namen machten. Möglicherweise würden sogar alle neun Baronate sich wieder dicht zusammenschlieβen, um der gemeinsamen Bedrohung Herr werden zu können. Aber sie würden scheitern. Gäus wusste nicht, wie viele Dämonen es eigentlich gab. Aber zehntausend bis hunderttausend war noch eine vorsichtige Schätzung. Die Dämonen würden das Land und die Stadt Orison überfluten, verheeren, aussaugen und nichts zurücklassen. Dann Coldrin. Dann, was immer die Welt noch zu bieten hatte. Und ganz am Ende würden sie einander wieder gegenseitig an die Kehle gehen. Wie er und Irathindur das schlieβlich auch getan hatten. Wie es in der Natur jedes Dämonen lag.
    Was für ein sinnloses Wüten und Verwüsten. Im Vergleich zur ruhigen Schönheit des Landes, wie es ursprünglich gewesen war – ein nicht hinnehmbarer Verlust.
    Aber was konnte er dagegen ausrichten?
    Konnte er den Dämonenrat niederwerfen? Den groβen Orison höchstselbst? Wohl kaum. Was immer er an Kraft noch von

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