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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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steht mir gar nicht zu, Euch Ratschläge zu erteilen«, sagte er deshalb auch erst, doch dann fiel ihm doch noch etwas ein.
    »Vielleicht sollten wir aber, wenn wir schon eine milde Gabe verabreichen, auch etwas im Namen der Baroness spenden. Immerhin liegt der Dämonenschlund im Sechsten Baronat, die Baroness ist also unmittelbar zuständig für alle diesbezüglichen Belange.«
    »Sehr gut!« Der König freute sich ehrlich. »Habt Ihr denn etwas bei Euch, was der Baroness gehört?«
    Faur Benesand fühlte sich ertappt. Tatsächlich führte er nämlich stets ein seidenes Taschentuch mit sich, in das die Baroness eines Winters heftigst geschnäuzt und das sie dann mit wütender Geste fortgeworfen hatte. Benesand hatte es heimlich aufgehoben und in so mancher einsamen Nacht erregt daran geschnuppert. Diesen Schatz konnte er aber doch jetzt nicht einfach so fortschleudern, nur weil ihm die politisch recht hübsche Idee gekommen war, die Baroness bei der Gefühlsduseligkeit des Königs einfach mit einzuklinken. Dieses Bürschlein war doch ohnehin kein Kandidat für Meridienn den Daurens loderndes Bett, also konnte es doch nicht schaden, sie vor allen anderen Baronen ein wenig hervorzuheben.
    »Nun, ähhh, nun ja«, haspelte er, »genau genommen gehört ja alles, was ich am Leibe trage, der Baroness, da ich in ihren Diensten stehe und sie mich somit kleidet und nährt. Ich könnte also … zum Beispiel … einen Schuh in den Schlund werfen. Ich glaube jedoch – mir kommt gerade eine noch bessere Idee. Ich werde eine Träne vergießen! Eine Träne der Liebe zu meiner Herrin! Und diese Träne werde ich dem Strudel schenken wie den allerhöchsten Schatz!« Benesand beglückwünschte sich selbst. Das war brillant! Hätte er einen Teil seinerAusrüstung in den Strudel geworfen, wäre das nicht nur peinlich und profan gewesen, sondern er hätte hinterher sicherlich auch Ärger mit dem Zeugwart und womöglich sogar mit der Angebeteten selbst bekommen. Sie achtete doch so sehr auf ihre Besitztümer! So aber konnte er dem König und seinem klugen Berater eindrucksvoll demonstrieren, welche Macht die Baroness über die Herzen ihrer Untertanen gewinnen konnte.
    Er hielt sich einen Finger unter das Auge und dachte an das eine, das ihn immer wieder zum Weinen brachte: dass sowohl er als auch die Baroness langsam älter wurden, ohne einander in der Blüte ihrer Jugend gekostet haben zu können. In Benesands Augen vertiefte sich die Schönheit einer Frau bis zu ihrem vierzigsten Lebensjahr immer mehr, danach jedoch begann sie langsam aufzuweichen. Die Baroness war jetzt vierzig und stand somit im Zenit. Männer dagegen alterten entweder unvorteilhaft und waren mit dreißig schon verloren, oder sie alterten vorteilhaft und konnten bis zur siebzig noch den Frauen gefallen. Natürlich hoffte Benesand, dass er zu den Vorteilhaften gehörte, aber wenn er richtig weinen wollte, musste er an so etwas Schreckliches und Entwürdigendes wie Haarausfall denken.
    Vielleicht war es der Einfluss des majestätischen, düsteren Wirbelns in der Tiefe oder die Gegenwart des zwar grau gewordenen, aber ansonsten recht vorteilhaft gealterten Tanot Ninrogin – jedenfalls wollte ihn der Gedanke an Haarausfall im Augenblick nicht recht bekümmern. Stattdessen stieg in dieser Stufe der Konzentration ein dunkler Zorn in ihm auf. Zorn über jede vergeudete Nacht, die er nicht mit der Baroness teilte. Zornauf den Mahlstein der Zeit, der sich unerbittlich drehte wie dieser Strudel der Dämonen. Zorn auf alles, was die Aufmerksamkeit der Baroness erforderte oder erweckte und somit von Faur Benesand ablenkte. Zorn auf andere Männer, die ihm Konkurrenten sein konnten. Furchtbare Gerüchte waren ihm nämlich zu Ohren gekommen. Gerüchte über die Einsamkeit und Ungeduld der schönen Baroness. Dass sich dieses wilde und herrische Objekt all seiner Begierden manchmal auf ihren einsamen Ausritten über Land und Dörfer – erhitzt vom warmen Sattel und dem Brausen des Rittwindes in den nur beim Reiten geöffneten Haaren – einen strohdummen, doch stattlichen Landsknecht auserkor, der ihre übermächtige Leidenschaft im ranzigen Stroh einer Dorfbaracke wenigstens für eine gewisse Zeit stillen sollte. Wie sie sich dort bäumte und schrie, als würde sie um Erlösung flehen. Es war entsetzlich, dass so ein einfacher Knecht sich an ihr verging, wo doch Benesand und Benesand allein zu wissen glaubte, wie man sie tief und nachhaltig glücklich machen konnte.
    Er biss die

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