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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Front vorzurücken, um das Zweite Baronat so gründlich wie möglich von Süden nach Norden zu durchkämmen. Jedes Dorf auf dem Weg, das Innere Schloss, das Hauptschloss, alle aus dem Norden vor den Plünderern geflüchteten Bewohner und jeder mögliche Augenzeuge des Geschehens wurden ausführlich befragt. Das Bild, das sich aus all diesen Schilderungen zusammensetzte, war flackernd und roh. Die Anzahl der Coldriner belief sich von »jetzt schon weniger als hundert« bis zu »mindestens tausend«. Bewaffnet waren sie von »lediglich mit Holzknüppeln« bis hin zu »feuerspuckenden Schwertern und fleischfressenden Reitteufeln«. Angeführt wurden sie von »unscheinbaren Wichten«, einem »metallhändigen Dämon«, »einer sprechenden Riesengemse« oder sogar »glatzköpfigen Orisonern, die mit den Nebelmenschen gemeinsame Sache machen«.
    In Eiber Matutins nächtlichen Heereslageralbträumen setzte sich das alles zu eintausend drachenreitenden Dämonen mit Metallklauen und feuerspuckenden Schwertern zusammen. Er schlotterte sich ins morgendliche Erwachen hinein und ritt kränklich, sauer aufstoßend und immer wieder austreten müssend inmitten seiner Männer und Frauen schweigsam nach Norden.
    Am achten Tag dieses Feldzugs, als sie sich bereits einenhalben Tag nördlich des Hauptschlosses befanden, kam ihnen ein berittener Vasall des Äußeren Schlosses entgegen und meldete, das Coldriner Plünderheer befinde sich im direkten Ansturm auf das Äußere Schloss und ihm sei gerade noch das Ausrücken gelungen, um vom Hauptschloss Hilfstruppen zu holen. Koordinator Matutin investierte eine volle Stunde, seine weit auseinandergezogenen Flanken wieder zusammenzuballen, dann gab er den Befehl zur Attacke. Als das Äußere Schloss dann endlich in Sicht kam, waren die Pferde bereits vom langen Angriffsgalopp schaumtriefend und erschöpft.
    Matutin ließ weiterstürmen.
    »Wir werden auf toten Pferden ankommen!«, schrie einer seiner Offiziere.
    »Durchhalten, Männer! Durchhalten, Frauen! Durchhalten, ihr Rappen und Stuten! Bald ist es geschafft!«, schrie Matutin zurück, so laut, dass er selbst beinahe erschrak.
    So prallten sie gegen das Schloss, genauso sinnlos wie die Plünderer bei ihren ersten Sturmläufen. Jinua und Hiserio hatten inzwischen jeglichen Widerstand innerhalb der Schlossmauern zum Erliegen gebracht und sich mit der Bedienung der mechanischen Geschütze angefreundet. An die zweihundert Soldaten Matutins starben im Hagel aus Pfeilen und Steinbrocken. Fünfzig stürzten auf taumelig erschöpften Gäulen in den Graben. Dreißig weitere krachten mitsamt der vom Brand zerfressenen Zugbrücke abwärts, als sie versuchten, in den Schlosshof vorzupreschen.
    Matutin selbst blieb von allen anfänglichen Missgeschicken unbehelligt. Er war keiner von diesen Kommandierenden, die überall und immer voranstürmen müssen, um als Erste in Gefahr zu geraten. Er hielt sich lieber hinter den Linien auf und ließ umsichtig ein Feldlager errichten. Dort wurde erst einmal gespeist, während Jinua und Hiserio das siedende Öl zum Einsatz brachten und an die fünfzig weitere, die Mauern an Wurfhakenseilen hinaufkletternden Soldaten damit bei lebendigem Leibe zerkochten.
    »Offensichtlich haben die Coldriner das Schloss in ihre Gewalt gebracht und verteidigen es nun, als würde es ihnen gehören«, meldete einer der Offiziere seinem tafelnden Koordinator. »Wir müssen uns wohl auf eine längere und schwierige Belagerung einstellen. Auch die Truppenstärke des Gegners ist aufgrund seines Standortvorteils unmöglich einzuschätzen.«
    »Nun ja«, schmatzte Matutin. »Lasst es uns in einem etwas besseren Lichte betrachten: Wir haben die Coldriner erwischt, auf frischer Tat noch dazu, und nun werden sie uns nicht mehr entkommen können. Sie werden auch keinen weiteren Schaden im befreundeten Zweiten Baronat oder anderswo anrichten. Unsere Mission war ein voller Erfolg. Wir müssen diesen gelungenen Einsatz nun nur noch zu Ende führen, und wenn uns die Zeit und die schrumpfenden Vorräte der Belagerten dabei zu Hilfe kommen – umso besser.«
    »Soll ich den Angriff also abblasen und auf reines Belagern umstellen?«
    »Na, nun – ein wenig Druck wollen wir schon ausüben. Die sollen sich da in diesem Schloss nicht wie in einem Sommerdomizil fühlen. Aber lasst die Mauernvorerst in Ruhe, das kostet uns viel zu viele Leute. Pickt euch lieber mit Fernwaffen einen nach dem anderen von den Zinnen. Zupf, zupf, zupf, zupf, zupf. Wie Haare

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