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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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konnten. Die Wände und Behänge waren eigentlich dunkelrot, aber durch den Rauch sah auch hier drinnen alles violett aus. Dienerinnen, die nur von der Hüfte abwärts bekleidet waren, standen anmutig bereit und präsentierten ihre eingeölten Büsten. Mehrere Männer in Feder- und Knochenschmuckkleidung saßen herum und sahen träge von ihrem Würfelspiel auf. Jmuan war der Einzige, der eine Rüstung aus Insektenteilen trug. Im Hintergrund stand ein geflochtenerStuhl, der beim besten Willen nicht als Thron zu bezeichnen war. Auf diesem Stuhl saß ein schmächtiger Greis, schwarz und glänzend wie Rabengefieder und bis auf ein paar lederne Lappen erschreckend nackt. Sein Mund und seine Nase schienen nur tiefere Falten oder Narben in seinem aus Runzeln bestehenden Gesicht zu sein. War dies König Turer von Coldrin? Der Alte sah aus, als würde er so gut wie überhaupt keine Nahrung zu sich nehmen, geschweige denn ein Menschenfresser sein.
    Jmuan stellte sich vor ihn und erzählte ihm etwas in der klickenden Sprache Coldrins. Der Alte hörte zu, nickte lange vor sich hin und antwortete dann mit leiser Stimme, die wie das Schmirgeln von Sand auf Muschelschalen klang. Jmuan übersetzte. Er hatte seinen Helm wieder abgenommen und betrachtete Königin Lae mit einem spöttischen Lächeln. »König Turer heißt dich in seinem Land willkommen. Er ist schon alt und bittet dich darum, dein Anliegen vorzubringen, ohne allzu ausführliche Vorgeschichten zu erzählen.«
    »Ich verstehe«, sagte die Königin. »Ich will mich kurz fassen: Das Land Orison wird von einer großen Gefahr heimgesucht. Dämonen sind aus dem Dämonenschlund …«
    Der Alte hob eine Hand und raunte Jmuan etwas ins Ohr. Jmuan übersetzte lächelnd. »König Turer bittet dich, ihm ohne Umschweife zu erzählen, was du von ihm willst.«
    »Was ich von ihm will? Hast du ihm überhaupt schon übersetzt, was ich gerade gesagt habe?«
    Jmuan erhielt sein Lächeln weiter aufrecht. »König Turer kann verstehen, was du sagst, wenn du es aussprichst.Er versteht auch Einiges, was du noch nicht in Worte gefügt hast. Manchmal macht ihn das ungeduldig. Ich bin nur hier, um seine Worte zu übersetzen.«
    »Ich verstehe«, sagte Lae erneut. Taisser hatte ihr vor vielen Jahren einmal geraten, dass man seinem Gegenüber am ehesten das Gefühl gab, ernst genommen zu werden, indem man ihm zu verstehen gab, seine Probleme nachvollziehen zu können. Wie sehr wünschte sie sich jetzt Taissers an Trickserei grenzende Gewandtheit in Verhandlungsdingen. »Ich will«, sagte sie, vom Rauch heiser werdend, »dass unsere beiden Länder ein militärisches Bündnis gegen die Dämonen beschließen. Wenn Orison fällt, wird als Nächstes auch Koll-Turuin fallen. Die Gefahr durch die Dämonen betrifft uns alle.«
    Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als der Alte schon wieder begann, mit hoher, übellaunig wirkender Stimme auf Jmuan einzureden. Lae konnte die Augen des Königs in dem ganzen Faltengewirr seines Gesichts nicht richtig ausmachen, aber sie hätte schwören können, dass er sie noch kein einziges Mal direkt angesehen hatte. Möglicherweise war der Greis blind.
    Der Rekamelkish-Bändiger Jmuan übersetzte. »König Turer fragt, weshalb er nicht in aller Ruhe abwarten soll, bis Orison und Orisons Feinde sich gegenseitig zerrieben haben, um die sicherlich geschwächten Sieger erst hinterher anzugreifen?«
    Die Königin spürte, wie ihr überall am Körper Schweiß ausbrach. Turers Art der Diplomatie war von einer offenen Kriegserklärung kaum zu unterscheiden. Hatten all die Warner Recht gehabt, die ihr davon abgeraten hatten, den schlafenden Hund namens Coldrin zu wecken? »Die Dämonen … werden stärker, je mehrMenschen sie töten und verzehren können. Wenn König Turer erst abwarten will, bis ganz Orison vernichtet ist, wird er es danach mit unbesiegbaren Gegnern zu tun haben.«
    »Diese … Daimonin«, fragte Jmuan, ohne eine Äußerung des Königs abzuwarten, »sind dieselben, die vor Jahrtausenden in Orison überall zu finden waren?«
    »Das weiß ich nicht. Möglicherweise. Vielleicht sind es aber auch andere. Neue Arten. Wir hatten bislang keine Zeit, Forschungen zu betreiben. Wir befinden uns mitten in einem Krieg.«
    Der greise König nickte wieder lange vor sich hin. Dann wisperte er etwas. Jmuan übersetzte. »Drei Divisionen Rekamelkishreiter. Mehr werde ich dir nicht geben.«
    »Wie viele Reiter sind drei Divisionen?«
    »Dreimal siebentausend.«
    Lae schluckte.

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