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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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»Das ist ein gutes und großzügiges Hilfsangebot. Allerdings muss ich den König darüber informieren, dass das Heer der Dämonen etwa fünfmal so groß ist.«
    Der greise König nickte weiter wie senil vor sich hin. Jmuan sprach mit ihm. Einige Worte wurden zwischen den beiden gewechselt. Dann sagte Jmuan: »König Turer sagt, drei Divisionen sind mehr als genug. Ich selbst, Jmuan, werde eine von ihnen anführen. Die anderen sind die von Dirgraz und Chahiddu. Die drei Divisionen treffen sich im Norden der immerweißen Berge. Melder reiten unverzüglich los und verständigen die anderen beiden Hauptmänner. Wir brechen morgen wieder auf. Die Unterredung mit dem König ist beendet.«
    Irritiert blickte die Königin zwischen Turer undJmuan hin und her, aber der Alte sagte tatsächlich nichts mehr und nickte nur. Es schien, als habe er vergessen, dass er nicht allein war mit seinen schönen Dienerinnen, denn er kratzte sich vollkommen ungeniert zwischen den Beinen.
    »Dann bleibt mir nur, mich bei dem König zu bedanken.« Lae verneigte sich vor dem Greis und machte dann, dass sie auf ihren sperrigen Krücken aus der Hütte herauskam, bevor sich noch weitere Peinlichkeiten ereigneten. Ihre Leibwächter rempelten gegeneinander, weil sie – Männer wie Frauen – von den barbusigen Dienerinnen bezaubert waren.
    Draußen tauschte der Rauch wieder mit dem anzüglich stinkenden Nebel die Plätze. Lae war kurz davor, sich übergeben zu müssen.
    Dennoch: Das Angebot des Königs war kein schlechtes. 21 000 Krieger waren zwar weniger, als Lae selbst noch an Flüchtlingen zur Verfügung stand, aber auf schreckenerregenden Rieseninsekten reitend wurden aus den 21 000 doppelt so viele Kampfeinheiten, vielleicht sogar dreimal so viele, je nachdem, ob die Insekten im Kampf auch austeilen konnten. Der Ausflug nach Coldrin hatte sich also gelohnt: Das orisonische Heer kehrte tatsächlich deutlich verstärkt aus den Bergen zurück. Und eigentlich war Lae froh, dass Turer nicht Hunderttausende seiner Leute nach Orison sandte. 21 000 war eine Größenordnung, die nach Ende des Dämonenkrieges nur schwerlich den Charakter einer Besatzungsmacht entwickeln konnte.
    Gedämpft wurden Laes Hoffnungen erst, als ihr Jmuan gegen Ende dieses Tages den letzten überlebendenEmissär Tenmacs III. in das ihr zugewiesene Lederzelt schickte.
    Der Emissär war ausgemergelt, verschmutzt, beinahe nackt, am ganzen Körper mit Ringen durchstoßen und vollkommen irrsinnig. Er schwafelte unzusammenhängend etwas vom »Teufel Turer«, der »Liebe der Insekten« und »Insektenweibern«, dem »redenden Nebel«, von »mehreren Turers, die überall verteilt alles mitbekamen, was man sagte und dachte«, von »riesigen Turers und winzigen Turers«, von »sterbenden Turers und geboren werdenden Turers« und ähnliches merkwürdiges Zeug. Erst als er von Flüchtlingen zu plappern begann, die »überall gefressen wurden«, wurde die Königin hellhörig und fragte mehrmals nach.
    »Von welchen Flüchtlingen sprichst du?«
    »An den Küsten!«, entgegnete der Verrückte mit aufgerissenen Augen. »Aus Ferretwery und Zarezted, aus Eugels und Akja! Sie versuchen ihr Glück, fliehen aus Orison in Schiffen und landen in Coldrin, damit die Ungeheuer hier Zelte aus ihren Häuten machen können!« Und er blickte sich in Laes Lederzelt um, breitete mit angewidertem Gesicht abwehrend die Arme aus und rannte schrill schreiend nach draußen.
    Die Königin konnte nur den Kopf schütteln. Sie nahm einen Zipfel des Zeltes zwischen Daumen und Zeigefinger. Das war keine Menschenhaut, so viel verstand sie von Leder. Menschenhaut war niemals so dick und warzig. Der Emissär hatte einfach den Verstand verloren.
    Die Frage nach den Flüchtlingen ließ ihr jedoch keine Ruhe. Sie verließ ihr Zelt ohne Leibwächter und suchte in den seltsam spinnennetzförmigen Gassen Udazedes nach Jmuan. Aus einer Hütte, an der Lae vorüberkam,drangen eindeutige Geräusche. Sie konnte ihre Neugier nicht bezähmen und warf einen Blick durch den weit geöffneten Türvorhang. Ein Mann begattete eine Frau, die auf eine Tischplatte gefesselt war, von hinten. Die Tischbeine bestanden aus Knochen. Die Frau wandte der Königin schläfrig ihr Gesicht zu und verzog es dann zu einer Grimasse aus Schmerz und Lust. In einer anderen Gasse spielten Kinder mit einem Skorpion. Dabei schnitten sie das Tier nach und nach von hinten nach vorne in Scheiben. Der Skorpion lebte weiter und versuchte erfolglos zu entkommen.

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