Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
Im Hintergrund bewegten sich in einem Pferch die angeketteten Umrisse von Reitskorpionen.
Wieder spürte Lae den Drang, sich übergeben zu müssen. Der Nebel presste sich ihr nicht nur durch die Nase, sondern stickig durch sämtliche Poren in den Leib. Ihr wurde schwindelig; ihr strammgeschientes Bein hielt ihren zusammenklappenden Körper aufrecht wie eine Zeltstange, aber sie wäre unweigerlich gestürzt, hätte Jmuan sie nicht aufgefangen.
»Du solltest nicht alleine hier herumwandern, Königin«, sagte er mit klickender Zunge. Ihr war nicht klar, woher er so plötzlich gekommen war. Seine Stimme klang wie ein Schlaflied. »Ich trage dich zurück in dein Zelt.«
Lae war alles egal. Widerstandslos ließ sie sich von dem dunklen Krieger auf die Arme nehmen und in ihr Zelt bringen. Dort bettete er sie auf ihr Lager aus zotteligem Fell.
»Was ist mit den Flüchtlingen?«, fragte sie matt. »Denen, die an euren Küsten landen? Mit Schiffen?«
»Sie zerschellen«, antwortete Jmuan. »Unsere Küstensind steil und wild, voller Strudel und Klippen. Wir selbst bauen Schiffe nur für Flüsse, nie fürs Meer.«
»Sie wollen euch nichts Böses. Ihr könntet sie genau so gut willkommen heißen und aufnehmen. Sie führen bestimmt Wertsachen mit sich, mit denen sie euch entlohnen könnten.«
»Wir können nicht verhindern, dass sie an den Küsten ertrinken. Wir haben keine Boote.« Jmuan strich der Königin über das Haar, bis sie zu Tode erschöpft eingeschlafen war.
In ihren Träumen beschlief der verrückte Emissär eine menschengroße Gottesanbeterin. Kurz vor dem Ende verspeiste das Insekt seinen schreienden Kopf.
noch achtzehn bis zum Ende
Culcah saß in einem der prunkvollsten Paläste von Orison-Stadt bei Weißwein und gezuckerten Menschennierchen und addierte auf einem mit Listen übersäten Tisch seine Bilanzen.
Aus dem Süden waren erfreuliche Nachrichten eingetroffen: Der übereifrige Offizier, der mit seinem 5000 Dämonen starken Heer das Innere Schloss des Siebten Baronats hatte einnehmen sollen, und der dann einfach auf eigene Faust weiterzumarschieren gewagt hatte, war mitsamt seinem Heer zurückgekommen und hatte stolzen Vollzug gemeldet. Alle drei Schlösser des Siebten Baronats waren gefallen und von Dämonen besetzt, die Hafenstädte Feja, Cilsdokh, Vakez und Aztreb ebenfalls in Augenschein genommen und als von den abtrünnigen Dämonen der Südküste vernichtet verbucht.
Culcah verzichtete darauf, den übereifrigen Offizier zu bestrafen. Er folgte weiterhin Orisons Rat, so zu tun, als wäre im Siebten Baronat alles so angeordnet gewesen. Immerhin hatte es unter den dämonischen Soldaten sehr wenig Opfer gegeben.
Die Eroberung des Nordens dagegen hatte Culcah sage und schreibe 34 000 Dämonen gekostet.
Die 10 000 von Orogontorogons schneller Verfolgertruppe waren umgekommen. Weitere 10 000 im Vierten Baronat durch die Kristallritter. Weitere 3000 bei den Kämpfen um Witercarz. Weitere 3000 durch den Ritter Stummsturm und den durch ihn angefachten Widerstand im Zweiten Baronat. Weitere 1000 bei der Schlacht, die das Hauptschloss des Zweiten Baronats letztendlich in die Hand der Dämonen gebracht hatte. Weitere 5000 waren im Ersten Baronat desertiert und von den regulären Truppen getötet worden. Weitere 2000 waren dabei durch die Hände der Deserteure gefallen
Das ergab 34 000 Opfer. Eine unglaubliche, geradezu niederschmetternde Zahl.
Von seinen 93 000 Dämonen, die ihm vor Beginn des Nordfeldzuges zur Verfügung gestanden hatten, waren also nur noch 59 000 übrig. Von diesen 59 000 wiederum waren 10 500 in einundzwanzig Schlössern à jeweils 500 Dämonen als Befestigungstruppen abkommandiert: Jeweils drei Schlösser in den Baronaten Eins, Zwei, Drei und Vier, jeweils drei weitere Schlösser in den bereits übereifrig beziehungsweise zu Beginn des Auszuges aus dem Dämonenschlund eroberten Baronaten Sieben und Sechs und bislang erst jeweils das Innere Schloss in den Baronaten Fünf, Acht und Neun. Das neunte Innere Schloss war ursprünglich von den ins Seental desertierten Dämonen gar nicht eingenommen worden. Inzwischen hatte sich aber einer von Culcahs Unteroffizieren eigenhändig dieses Schandflecks angenommen und die Ausdehnung des Hauptstadtkontrollgebietes auf die Inneren Schlösser vervollständigt.Zusätzlich kamen noch 500 weitere Stationierte in der Stadt Witercarz hinzu.
Culcah musste nun also mit lediglich 48 000 Dämonen auskommen. Sollte er auf dem Südfeldzug ebenso
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