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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Sand, den der Wind von einundzwanzig Jahrzehnten über dieses Feld getrieben hatte. Unter dem Sand war der Boden zu Glas geworden. Milchglas, mehrere Schritt tief. Die Oberfläche glatt und kühl wie Eis.
    »Diese Festigkeit, diese Unverrückbarkeit«, sprach sie dabei lächelnd zu sich selbst, »das bist nicht du, habe ich recht, mein König Orison? Das passt nicht zu dir. Das ist dir nicht entsprungen. Deins war doch immer das Kreisen, das langsame, stetige Überschäumen, die Bewegung, die Aufschaukelung, die Steigerung, die Unermesslichkeit. Hat dich wirklich überrascht, was am Ende passierte? Oder hast du es mit eingebaut in deine Weltenkarte, weil dein Plan in Wirklichkeit viel größer, viel umdrehender war, als wir alle für möglich halten würden? Du warst der Klügste von uns, nicht umsonst warst du unser König, und niemand stellte dies jemals infrage.«
    »Was suchen wir hier, Kapitänin?«, fragte Koaron, der kaum gewagt hatte, Adain in ihren flüsternden Gedanken zu unterbrechen.
    Adain musste lange nachdenken, bis ihr eine Antwort gelang. »Etwas wird sich ereignen, mein Junge. Vielleicht in der Nacht. Vielleicht eines Tages.«
    »Eines Tages? Was machen wir bis dahin?«
    »Wir warten.«
    »Unsere Vorräte reichen nur für vier Tage, fünf Tage höchstens. Besonders das Wasser wird …«
    »Zerbrich dir nicht meinen Kopf, Koaron. Ich ordne an.«
    Koaron ging zu Voy zurück und kippte mit ihr die Uthlen hochkant, um einen Schutz gegen den beständig aus einer Richtung wehenden Flugsand zu errichten.
    Sie warteten.
    Einige Stunden lang.
    Dann erstarb der Wind.
    Adain bemerkte es zuerst gar nicht. Sie saß außerhalb des Beiboot-Unterstandes im Schneidersitz auf dem immer wieder neu zugewehten Glas der Erde und versuchte, sich in den Boden zu versenken, als wäre dieser zwar einst geschmolzen, aber niemals wieder erstarrt. Schließlich hob sie den Kopf, weil irgendetwas am Geräusch der Welt sich verändert hatte.
    Der Wind wehte nicht mehr. Der Wind, der alles Leben in der winterlichen Wüste bestimmte, alle Fortbewegungen, alle Stillstände. Er hatte seinen Zweck erfüllt und sie an diesen Ort gesegelt.
    »Wir sind hier richtig«, sagte sie, und ihr Grinsen verzerrte Bakenalas hübsches Gesicht beinahe zu einer Kriegsmaske. Es amüsierte sie, wie sinnlos das Beiboot plötzlich geworden war. Ohne Wind brauchte man es nicht mehr als Schutz gegen den wirbelnden Sand, und segeln ließ es sich nun auch nicht mehr. Es war jetzt Brennholz, allenfalls. Uthlen: verzehrt. Die Uthlen : verbrannt.
    Voy und Koaron kamen beide hinter dem Schiffskörper hervor und schauten sich staunend um. Nichts war zu sehen, außer den scharfkantig konturierten Massiven der Berge, graue und bläuliche Flächen, aufeinandergetürmt wie ineinandergesplittert, bis hoch in den Himmel.
    »Was wird geschehen?«, fragte Voy. »Werden die Toten wiederkehren?«
    »Vielleicht.« Adain lächelte und fügte unhörbar hinzu: » Alle Toten.«
    Es vergingen eine Nacht und ein Tag.
    Dann noch eine Nacht und ein Tag.
    Die Nächte waren kalt, als strahlten die nahen Berge bereits Frost zu ihnen hinab. Koaron und Voy kuschelten sich aneinander, ein Menschenpärchen in einem Boot auf einem See aus Glas. Adain vertrieb sich die Kälte, indem sie umherging und die Berge beobachtete. Nirgendwo ein Lichtschein, ein krabbelndes Rieseninsekt, eine Karawane aus Gämsen. Dies hier war der Ort, dies hier.
    Die gewürzten Speisen der Wolkenstreichler gingen noch nicht zur Neige.
    Am dritten Tag des Wartens erblickte Adain Punkte, die sich durch die Senke bewegten, von Süden her. Denselben Weg, den auch sie gekommen waren. Der Räderspur folgend.
    »Es geht los«, sagte Adain zu den beiden sich aneinander festhaltenden Menschen. »Bei dem, was jetzt geschehen wird, seid ihr nicht unmittelbar vonnöten. Haltet euch abseits.«
    »Was wird jetzt geschehen?«, fragte Koaron mit krächzender, das Sprechen schon beinahe nicht mehr gewohnter Stimme.
    »Ich werde die Wüste gießen«, lächelte Adain. »Mit dem Blut ihrer Könige.«
    Die Punkte näherten sich, wuchsen aus dem Flimmern, gestalteten sich zu Menschen. Es war der König Paner Eleod mit einem überschaubaren Gefolge, insgesamt fünfzehn Männer und Frauen. Einen der Männer aus dem Gefolge erkannte Adain sogar wieder.
    »Gilgel!«, ächzten auch Voy und Koaron wie aus einem Mund.
    »Dämonenbuhlerisches Pack!«, schleuderte Gilgel ihnen schon über die Entfernung entgegen, worauf er von dem hübschen

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