Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
König – offensichtlich nicht zum ersten Mal – ermahnt wurde.
Adain betrachtete den König und sein Gefolge. Mindestens drei der Frauen und einer der Männer empfanden für ihren König mehr als nur die Liebe treuer Untertanen. Es war aber auch kein Wunder: Paner Eleod war nach wie vor der ansehnlichste Mann, den Adain je in diesem Land erblickt hatte. Wahrscheinlich lag das daran, dass er nicht von hier stammte. Sie bereute plötzlich, sich den Rekamelkish reiter nicht genauer angeschaut zu haben, bevor sie ihn in zwei Hälften zerhackte.
»Seid gegrüßt, König«, sagte sie mit lässig erhobener Hand.
Er blinzelte ihr entgegen – die Sonne stand über den Bergen in ihrem Rücken. »Du bist der Dämon?«
Sie breitete lächelnd die Arme aus. »Ich bin der Dämon.«
»Er trägt den Körper einer Frau, mit der ich lange … die Wüste befuhr!«, schnaubte Gilgel. »Auch für diesen Frevel wird er bezahlen!«
»Sei kein Dummkopf, Gilgel«, schnurrte Adain. »Jetzt, wo ich ihren Körper lenke, könntest du es endlich, endlich mit ihr treiben.«
»Verfluchter!«, schrie Gilgel außer sich vor Zorn und machte Anstalten, sich mit einem großen Perlmuttklingenschwert auf sie zu stürzen, doch Paner Eleod hielt ihn zurück und zwang ihn scheinbar mühelos auf die Knie.
»Wir sind uns schon einmal begegnet?«, fragte der König währenddessen den Dämon.
»Ja. Auf dem fälschlich so bezeichneten Feld der Ehre, vor den Toren von Kirr.«
»Ich bezwang dich.«
»Wie man’s nimmt. Ich bin noch hier.«
»Aber in einem anderen Körper.«
»Das ist richtig. Oh, ich weiß, worüber Ihr jetzt nachdenkt, mein König. Wenn hier keine Körper mehr wären, in wen würde sie fahren wollen, wenn sie fiele . Ist es nicht ein Jammer, dass Ihr ein Gefolge mit Euch brachtet?«
Der König schien niemals zu lächeln. »Ich könnte sie zurückschicken zu den Booten.«
»Ah, ich verstehe. Als der Wind nicht mehr wehte, musstet Ihr zu Fuß weitergehen. Habt Ihr Eure Boote gänzlich unbemannt gelassen? Wie fahrlässig.«
»Zwei Mann pro Boot ließ ich zurück. Für den Fall, dass sich irgendetwas Unvorhersehbares nähert. Mir ist bewusst, dass diese Leute nicht stark genug sein werden, um gegen dich zu kämpfen. Aber schnell und klug genug, um vor dir wegzufahren und dich in der Wüste zurückzulassen.«
»Und ansonsten?«, erkundigte Adain sich im Plauderton. »War es nicht schwierig, meiner Fährte zu folgen?«
Der König schien nachzudenken, ob er sich überhaupt auf ein Gespräch einlassen sollte. Er war vollkommen unbewaffnet, und sein Gewand klaffte über der Brust auseinander. Adain schien es, als könnte sie den großen roten Hund im Herzen des Königs schlummern sehen. War das sein Plan? Sie mit ihrem eigenen Schoßtier umzubringen? »Vor Witercarz wurde es etwas verwirrend«, sagte er. »Überall fanden wir zerstörte Schiffe. Ich war schon beinahe bereit aufzugeben. Ich sagte: Der Dämon ist stolz erhobenen Hauptes mitten in das Maul von Witercarz geschritten.«
»So wisst Ihr um das Geheimnis dieser Stadt?«
»Dass sie lebendig geworden ist? Ich wusste es nicht, bis ich sie mit eigenen Augen sah und sie versuchte, mich zu verführen. Sie nahm die Gestalt einer Frau an, die deinem jetzigen Körper ähnelt, doch ich konnte widerstehen.«
»Interessant. Für mich war sie nur malmender Stein. Man könnte sagen, sie hat sich für mich deutlich weniger Mühe gegeben als für Euch.«
Jetzt zuckte die Ahnung eines Lächelns in den Mundwinkeln des Königs, erreichte aber nicht seine Augen. Vielleicht war es auch nur ein Schlucken, bevor er weitersprach. »Jedenfalls ist es Gilgel und seiner unbefriedigten Rachsucht zu verdanken, dass wir die kleinere Spur entdeckten, die vom Schiffswrack unserer Abgesandten fortführte. Und nördlich der Ruine von Orison-Stadt, im platzenden Regen, verloren wir dich ganz. Es gab keine Fährte mehr und auch kein Tageslicht. Aber bis dahin warst du schnurgerade nach Norden gefahren, also gingen Gilgel und ich davon aus, dass du diese Richtung beibehalten wirst. Und wir irrten uns nicht. Wir fanden die Bahn deiner Räder wieder, sobald der Sand trocken genug geworden war, sie abzubilden.«
»So viel … männliche Beharrlichkeit im Verfolgen meiner Wenigkeit macht mich ganz verlegen«, gurrte Adain.
Gilgel hatte sich inzwischen wieder zurück auf die Beine gekämpft. »Was soll das Schwatzen, König? Merkt Ihr nicht, wie sie mit ihrer Zunge Gift in unsere Ohren träufelt? Töten wir sie!
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