Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
war zweifellos die eines Mannes. Das Lächeln war gleichzeitig verschlagen und hochmütig. Und solch fettig glänzende Kleidung hatte Renech noch nie zuvor gesehen.
»Das ist Adain«, keuchte Koaron erklärend. »Sie kommt aus dem Dämonenschlund.« Sie? , wunderte sich der Kapitän. »Sie sagt, wir werden gleich angegriffen. Von dreißig bis fünfzig Mannshohen.«
»Woher will sie das wissen?«, erkundigte sich der Kapitän mit unverhohlenem Hohn in der Stimme. Er hatte wahrlich nicht viel übrig für Männer, die sich als Frauen verkleideten.
»Ich kann sie hören«, sagte Adain und lächelte weiterhin. »Sie kommen aus drei Richtungen, von dort, von dort und von dort. Und sie kreisen euch ein.«
»Vielleicht kann Glai sie auch hören. Glai ist gut in so was«, versuchte Koaron zu vermitteln.
Kapitän Renech hatte des Weiteren nicht viel übrig für Leute, die ihm Ratschläge erteilen wollten. Erst recht nicht, wenn diese Leute kurz vorher eines seiner Beiboote zerstört hatten, indem sie sich seinen direkten und eigentlich unmissverständlichen Befehlen widersetzten.
»Und woher wissen wir, dass sie nicht mit ihnen unter einer Decke steckt?«
»Ich kann euch helfen.« Adain lächelte.
»Ach ja?«, höhnte der Kapitän. »Dann hilf uns. Halte sie uns vom Leib. Wir gehen unterdessen weiter.« Sollen sich die Überraschungen der Wüste doch gegenseitig rauskürzen, dachte sich Renech.
»Ich werde sie nicht bekämpfen«, entgegnete der Langhaarige. »Ich kann höchstens versuchen, sie eine Weile aufzuhalten.«
»Hm«, brummte der Kapitän geringschätzig. »Du willst sie nicht bekämpfen. Das klingt doch sehr nach jemandem, der mit denen unter einer Decke steckt.«
Adain lächelte noch immer. »Ich habe keine Veranlassung, ihnen etwas zu tun. Es sind nur Gespenster. Gespenster des staubigen Regens. Aber ich halte es für überflüssig, dass sie euch alle zerreißen. Für mich wäre es interessanter, stattdessen bei euch mitzufahren.«
»Nach Aztrivavez?«
»Zum Beispiel.«
»Um dort was zu tun?«
»Hört bitte, Kapitän«, unterbrach Koaron diese quälende Unterredung, »ich glaube, wir müssen uns wirklich beeilen. Welchen Grund sollte Adain denn haben, einen Überfall zu erfinden? Wir werden doch gleich sehen können, ob sie recht hat oder nicht, aber wir sollten an Bord sein, wenn es passiert, finde ich, bei allem fälligen Respekt.«
»Respekt!«, schnaubte der Kapitän. »Aha. Und das ausgerechnet von dir. Du schuldest mir noch ein Beiboot, Bürschlein!«
Bürschlein. Knabe. Und sie lächelt . Koaron versuchte seinen Groll hinunterzuschlucken. »Ich will ja gerne versuchen, diese Schuld abzutragen, Käpt’n, aber dazu müssen wir jetzt alle erst mal überleben, findet Ihr nicht auch? Wir können doch hinterher noch überlegen, ob wir Adain mitnehmen wollen oder nicht!«
Kapitän Renech grummelte etwas, in dem das Wort »weibisch« enthalten war. Der Rest war nicht zu verstehen. »Also, machen wir uns lächerlich, indem wir hier herumrennen wie aufgescheuchte Hühner.« Renech verfiel in einen gemütlich wirkenden Trab. Adain jedoch rannte schneller und schloss zu Glai auf. Da Koaron ihr folgte, fiel der Kapitän zuerst zurück und verdoppelte dann – auf die Jugend fluchend – seine Geschwindigkeit.
»Gib sie mir«, forderte Adain von Glai.
»Wer bist du denn?«, fragte Glai fassungslos zurück.
»Vertrau ihr. Gib sie ihr«, vermittelte Koaron. »Wir müssen uns beeilen. Wir werden angegriffen.«
»Angegriffen?«, fragte Glai. »Und ich dachte, es handelt sich um ein Wüstenbeben oder so etwas.«
»Du kannst es also spüren?«
»Ja. Seit einer kleinen Weile schon.«
»Komm mit. Lass uns Gilgel helfen.«
Glai reichte Adain mit verhaltenen Bewegungen das Schiffsmädchen. Adain lud sich Voy über die Schulter. Adain wirkte dabei kräftig, Voys Gewicht schien sie kaum zu belasten. Zu dritt rannten sie weiter nach vorne zu Gilgel, und der Kapitän schnaufte ihnen hinterher.
Gilgel war mit dem Tragen Bakenalas ebenso beschäftigt wie vorher Glai mit dem Tragen von Voy. Deshalb bemerkte er beinahe zu spät, dass sich ihm jemand näherte. Als er jedoch sah, dass Glai und Koaron nicht alleine waren, zog er – durch Bakenalas Körper behindert – sein Gabelschwert und richtete es so gut es ging auf Adain. Er wollte Bakenala nicht fallen lassen, deshalb blieben seine Bewegungsmöglichkeiten stark eingeschränkt.
»Was soll das?«, fragte er Glai und Koaron einigermaßen ruhig. »Habt ihr den
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