Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
Zurückhaltung aufzugeben.«
»Wer?«, fragte Koaron. Er konnte überhaupt nichts hören außer dem niemals endenden Rauschen von Sand im Wind.
»Es sind Kleinere«, sagte Adain. »Es ist, wie ich es mir dachte: Sie sind verrückt nach dir, denn du hast den Rauch des Größeren angenommen.«
»Ich habe den Rauch des Größeren angenommen?«, wiederholte Koaron einfach, um seiner Verständnislosigkeit Zeit zu geben, irgendein Ergebnis zu finden.
Adain deutete mit der kürzeren Klinge auf ihn. »Der Geruch nach weißen Blumen. Nicht nur du, auch die drei Frauen, die an dem Größeren hingen. Die Kleineren werden euch verzehren. Sie lieben diesen Duft.«
Koaron blickte sich besorgt um. »Ähhh, wie viele … Kleinere … sind es, die da kommen?«
»Das kann ich nicht genau hören. Dreißig bis fünfzig, würde ich schätzen.«
»Und, ähhh … wie klein sind sie genau?«
»So klein wie du.«
»Du machst Witze!«
»Niemals.« Die schönste Frau, die Koaron jemals gesehen hatte, lächelte. Dann machte sie plötzlich drei rasche Schritte auf ihn zu. Er wich zurück und machte eine Körperdrehung wie jemand, der einen Schlag befürchtet oder einen sonst wie vorgetragenen Angriff, aber sie folgte ihm, fing ihn ein, indem sie ihre Klingen hinter seinem Rücken verschränkte, ganz nahe an ihn heranrückte, den Klingendruck hinter seinem Rücken verstärkte und ihn ungestüm auf den Mund küsste.
Zeit streckte sich aus.
Adain löste sich, als Koaron nun seinerseits wie benommen nachzufassen begann. Ihre Kleidung war wie Fleisch, warmes, glattes, leicht öliges Fleisch. Die dunklen Klingen aus Stein erzeugten ein schleifendes Geräusch, als Adain sagte: »Los jetzt, wir müssen zu eurem Gefährt, sonst wirst du tot sein, bevor du mehr über mich erfahren konntest.«
Zeit fiel in sich zusammen.
Koaron blinzelte in die Sonne, einen Geschmack auf der Zunge, der gleichzeitig sauer, süß und salzig war. Nur Bitternis fehlte.
Adain lief bereits voran.
III
Halte meine Hand
Kapitän Renech schaute sich immer wieder um. Die winterliche Wüste war voller Überraschungen, und keine einzige von ihnen – das wusste er aus jahrelanger Erfahrung – war angenehm. Erst vorhin, als der Gäus seine Stacheln absprengte, hatte er das wieder zu spüren bekommen. Und einmal mehr hatten diese Überraschungen ihn einen guten Mann gekostet, nicht zum ersten und leider wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal.
Renech blinzelte beunruhigt, als hinter ihnen zwei Gestalten auftauchten. Dass der Grünschnabel es schaffen würde, dem Dämon zu entkommen, damit hatte er ja noch gerechnet, aber dass Koaron nicht alleine erscheinen würde, war schon wieder eine von diesen Überraschungen, und Renech konnte sie nicht ausstehen, die Überraschungen der Wüste. Noch hatten sie nicht die Hälfte des Weges zur Miralbra Vii zurückgelegt. Vor dem Kapitän ging Glai mit Voy über der Schulter, und noch weiter vorne schleppte Gilgel Bakenala. Bis auf ihn waren alle in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Es konnte noch zu viel passieren.
Kapitän Renech dachte nach über Tsesin. Es war nicht nötig, den Sammler zu bestatten oder heimzuführen. Sand wurde zu Sand. Sammler wussten, worauf sie sich einließen. Aber um Tsesins Ausrüstung war es schade, die Schutzkleidung und Kleinbewaffnung. Auch das am Großen zerschellte Beiboot ließ sich sicherlich noch ausschlachten. Wahrscheinlich war es ratsam, die Miralbra Vii hierherzufahren, um den graublauen Schlitten bergen zu können. Nur der rote war verloren, ebenso wie Renechs geliebte Harpune Blannitts Fluch und seine silberne Kampfmaske. Das rote Beiboot trug nun der Dämon mit sich herum, bis er es wahrscheinlich in den Zerbrochenen Bergen an irgendeinem zerklüfteten Felsgrat abstreifen würde. Die Besatzungen der anderen Miralbras würden ihre dummen Sprüche machen über den Verlust eines Beiboots. »Habt wohl die Größe eines Großen unterschätzt, ist es nicht so?« Aber damit konnte ein Kapitän leben. Wo geschaufelt wird, fällt Sand zu Boden. Der Umgangston der Mannschaften untereinander war immer rau, aber immer auch herzlich und von einem verschworenen Verständnis füreinander erfüllt. Und wer austeilen kann – und das tat Renech zur Genüge in den Kaschemmen, wenn den anderen Kapitänen ein Fehler unterlief –, muss auch einstecken können.
Der Bursche, mit dem Koaron da angehastet kam, missfiel ihm. Lange, weibisch unpraktische Haare, aber offensichtlich keine Frau, denn die Brust
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