Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner

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konnte.
    Adain dagegen konnte die Psells auf mehreren Ebenen wahrnehmen.
    Sie waren nicht wie sie.
    Sie waren nur Verwehungen, ein Nachhall der großen Katastrophe. Ein Dämon namens Psell mochte einst existiert haben, Adain erinnerte sich nicht an ihn. Die Wüste erinnerte sich. Sie bestand aus Erinnerungen. Es war das Land Orison selbst, das sich seine farbenfrohesten Geschöpfe zurückwünschte. Und deshalb wimmelte es nun von Psells. Psells, die keine individuellen Eigenschaften besaßen, sondern die alle identisch waren. Wie Wassertropfen, die aus ein und demselben Gefäß stammten und die sich eigentlich zurücksehnten in dieses Gefäß, in eine ursprüngliche Form.
    Adain hatte »Halt!« geboten und wurde nun umgeifert wie ein Stück Fleisch von Hunden, die sich nicht ganz sicher waren, ob ihre Beute vergiftet war. Die Psells wussten nicht, was sie tun sollten, was sie von Adain zu halten hatten. Koaron jedoch roch nach der Essenz eines Großen, und es gab nichts Köstlicheres für einen Mannshohen als die normalerweise unerreichbare Aura eines verwundeten Großen.
    Einer der Psells schnappte mit seinem Mardermaul nach Koaron. Koaron kreischte wenig männlich auf, entzog sich nach Kräften und presste sich dabei noch enger an Adain. Abermals konnte Adain sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    »Sag, Knabe«, begann sie, auch, um ihn zusätzlich zu ärgern, »bist du eigentlich bewaffnet?«
    »Na-natürlich. Ich habe eine Degenrute. Soll soll soll ich sie denn ziehen?«
    »Du wolltest doch wie ein Held wirken, falls dein Kapitän sich nach dir umblickt. Warum also fängst du jetzt nicht damit an?«
    »Ich soll soll soll sie also ziehen?«
    »Ja doch.«
    Koaron tat es. Er zitterte so stark, dass die Degenrute wie ein Lämmerschwanz wackelte. Eigentlich bestand die Kunst bei dieser Waffe darin, sie gerade und stabil zu halten. Ihm schoss die Schamesröte ins Gesicht angesichts dessen, was die schöne Adain deswegen von ihm denken mochte.
    »Na bitte«, sagte Adain. »Jetzt wird das ein Vergnügen. Wir müssen sie zusammenhalten wie eine Herde. Mach es wie ich.«
    Immer mehr Psells schnappten nach dem Jungen. Er wusste nicht, wohin. Dann schlug Adain plötzlich mit Die Stimme nach dem nächsten vorwitzigen Wüstendämon. Die schwere, lange Doppelsense glitt durch das Wesen wie durch warme Butter, der Psell zerstäubte, als sei er aus Sand gebacken.
    In die übrigen Psells kamen Unruhe und Unordnung. Einige von ihnen versuchten auszubrechen, nach vorne, den Menschen hinterher, doch Adain stellte sich ihnen in den Weg und benutzte ihre beiden Waffen wie Schranken. Koaron bemühte sich, ihr am Hintern kleben zu bleiben.
    »Könnt ihr mich verstehen?«, sagte Adain zu den Psells. »Ich könnte euch alle vernichten. Mit Leichtigkeit. Meine Klingen sind aus dem Herzen des Schlundes gefertigt. Aber ich möchte das nicht. Ich möchte, dass ihr eurer Wege geht und diese Menschen in Ruhe ziehen lasst. Könnt ihr mich verstehen? «
    Die Psells ließen nicht erkennen, ob sie mit Worten etwas anfangen konnten. Adain vereinfachte natürlich. Sie konnte die Psells nur vernichten, solange sie sich alle in ihrer Reichweite aufhielten. Wenn die annähernd vierzig Ungeheuer sich zerstreuten, hatte sie ihnen nur schwerlich etwas entgegenzusetzen. Aber noch wirkte der Zauber von Koarons anziehendem Duft. Es erwies sich als sinnvoll, dass der Junge mit ihr nach hinten gekommen war. Sie nahm sich vor, aus solchen Dingen zu lernen. Ihre Zeit und ihre Erfahrungen in der Welt der Oberflächen lagen so weit zurück, sie konnte sich kaum noch entsinnen. Sie musste vorsichtiger werden.
    Drei Psells griffen nun Koaron an. Zwei von ihnen zerstäubte Adain, einen mit Die Stimme und einen mit Das Schweigen . Koaron schlug nach dem dritten, weil Adain ihm sagte, er solle es so tun wie sie. Seine Degenrute klatschte gegen den Panzer des Psells. Der wechselte wie entrüstet die Farbe, streckte Maul und Klauen vor und sprang Koaron an. Brüllend ging Koaron zu Boden. Adain hatte Mühe, ihren Stich mit Das Schweigen so exakt anzubringen, dass zwar der Psell zu Sand zerbröselte, der strampelnde Koaron jedoch nicht ebenfalls aufgespießt wurde. Die Psells hingegen erwiesen sich als rudelschlau. Während Adain sich bücken musste, um zu zielen, fielen gleich vier über sie her. Schlugen sie. Zerrten an ihr. Schnappten. Rissen.
    Ihre ölig schimmernde Kleidung bewahrte sie vor Verletzungen. Eine der Krallen rupfte jedoch ausgesprochen schmerzhaft durch