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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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eines einzigen Wesens.
    »Es sind Psells«, stellte Glai fest. »Und es sind zehnmal mehr, als gut für uns wäre. Was wollen sie von uns? Normalerweise rotten sie sich nicht zusammen und greifen an.«
    »Adain … sagte … etwas … über unseren Geruch«, keuchte Koaron. Rennen und gleichzeitig reden war nichts für ihn, weil ihn der Schal beim Atmen behinderte und jeder Atemzug oberhalb des Schals staubhaltig war. Auch dem Kapitän hing längst die Zunge aus dem Hals. Und diese Zunge wurde bereits weiß und krustig vom Sandstaub.
    »Unseren Geruch?«, ließ Glai nicht locker.
    »Rosen.« Mehr konnte Koaron nicht herausbringen. Der Sand war viel zu weich und schlüpfrig, als dass man ohne Anstrengung hätte rennen können. Koaron verfluchte sich selbst. Hätte er nicht das Beiboot so fahrlässig gegen den Gäus gesteuert, hätten sie jetzt davonrasen können. Mit sieben Personen zwar hoffnungslos überladen, aber nichtsdestotrotz mindestens doppelt so schnell wie jetzt.
    Er hatte sich mitnichten ausgezeichnet. Von allen Sammlern war er heute der nutzloseste, ja sogar der schädlichste gewesen.
    Vielleicht war es noch nicht zu spät, diese Scharte wieder auszuwetzen.
    Aber wie?
    Sollte er stehen bleiben und sich mit einem heldenhaften Spruch auf den Lippen von vierzig hungrigen Psells in Stücke reißen lassen? Würde das die Psells überhaupt aufhalten, oder würden sich lediglich fünf von ihnen um seine Fetzen balgen, während die übrigen fünfunddreißig sich weiterhin über Glai hermachen würden und über Voy und schließlich, als Letztes, über die Schnellste, über Adain?
    Adain.
    Koaron verdoppelte seine Anstrengungen. Er löste sich von Glai und Gilgel und dem strauchelnden Kapitän und schloss zu Adain auf. Die Erschöpfung ließ ihm schier Kopf und Lunge bersten.
    »Wir schaffen es nicht«, krächzte er. »Hast du nicht … vorhin gesagt … du kannst sie aufhalten?«
    Adain blieb stehen. Unter dem Horizont waren gerade die Zwillingsmasten der Miralbra Vii in Sicht gekommen, aber davor lagen noch mindestens zwei schwer zu querende Dünen. Sie wandte sich um. Die flankierenden Psells waren schon beinahe auf gleicher Höhe mit dem Kapitän.
    »Also gut«, sagte sie. »Nehmt die Verwundeten mit. Ich versuche es.«
    »Ich komme mit dir.«
    »Das ist nur unnötig gefährlich.«
    »Es ist … aber wichtig … für mich, dass ich … zumindest … den Eindruck erwecke, die anderen … zu beschützen.« Koaron hustete.
    Adain musterte ihn schmunzelnd von oben bis unten. »Na, wenn das so ist, dann komm. Erkläre du den anderen, was wir machen.« Sie ließ Voy und Bakenala sanft in den Sand gleiten. Koaron hätte sich gerne eine halbe Stunde oder so hingesetzt, um zu verschnaufen, aber jetzt ging es schon wieder im Eiltempo zurück.
    »Wir halten sie auf!«, rief Koaron den anderen mit bemüht fester Stimme zu, als sie sie passierten. »Nehmt Voy und Bakenala mit! Aber wartet auf uns an Bord!« Die Sorge, dass der Käpt’n einfach ohne sie abfahren würde, um gleich drei seiner Probleme auf einmal zu lösen – den materialverschleißenden Befehlsverweigerer, die facettenäugigen Verfolger und die schöne Frau, die womöglich ein altertümlicher Dämon war –, ließ ihn den letzten Satz anfügen. Aber keiner der Angesprochenen hatte die Kraft, etwas zu entgegnen, am allerwenigsten der Kapitän. Hinter dem Kapitän war kaum noch Spielraum. Die Psells waren schon beinahe in der Lage, ihn zu berühren. Koaron konnte sehen, dass ihre gesamten Gesichter borstig waren, selbst auf den Augen wuchsen Haare. Sie hatten die Mäuler hechelnd offen, und diese Mäuler sahen gar nicht insektenähnlich aus, sondern eher wie reißzahnige Marderschnauzen.
    Adain und Koaron glitten in den Rücken des Käpt’ns, schickten ihn weiter, schirmten ihn ab.
    Adain nahm ihre Klingen in die Hände, links die lange, rechts die kürzere, spreizte die Arme ab und gebot mit hallender Stimme: »Halt!«
    Koaron stellte sich so dicht wie möglich hinter sie. Im Nu waren sie umringt. Die Psells flackerten wie wellenbewegtes Wasser. Sie verströmten einen Geruch, der Koaron an in Gewürze eingelegte Gürkchen erinnerte. Aber selbst dieser Vergleich vermochte ihn nicht im Mindesten zu erheitern. Seit Wennims Unfall war ihm nie wieder das Herz dermaßen tief in die Hose gerutscht wie jetzt. Und er hatte das Gefühl, es rutschte immer noch tiefer, über die Schuhe hinaus, ins Sandreich hinein, bis er es fast nicht mehr als zu ihm gehörig spüren

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